Sachwerte mögen im Universum der Kapitalanlage eine untergeordnete Rolle spielen. Setzt man sich jedoch näher mit ihnen auseinander, wozu das "FONDS professionell Investmentforum Sachwerte" am vergangenen Mittwoch (11.9.) in Frankfurt wieder eine gute Gelegenheit bot, dann stellt man schnell fest: Hier werden die ganz großen Themen verhandelt. Finanzierung der Energiewende, Beseitigung der Wohnungsnot, Stärkung der mittelständischen Wirtschaft und allen voran die Modernisierung einer völlig maroden Infrastruktur. Als hätte es noch eines praktischen Nachweises bedurft, wie es um die Infrastruktur in Deutschland bestellt ist, ist wenige Stunden vor dem Auftakt des Investmentforums die Dresdner Carolabrücke in die Elbe gestürzt.

Infrastruktur und ELTIF waren die dominierenden Themen
In sechs von 18 Workshops des Investmentforums ging es denn auch explizit um Investments in Infrastruktur, sei es als ELTIF, sei es als offener Infrastrukturfonds, als klassischer geschlossener Fonds oder als Direktinvestment, bei dem Anleger beispielsweise in eine einzelne Ladesäule investieren können.

ZIA-Präsidentin Iris Schöberl stellte die Veranstaltung in ihrer einleitenden Keynote unter das Motto "Beziehungspflege". Die Aufforderung "Wir müssen reden, Schatz!" löse zwar Fluchtreflexe aus, sei aber das Einzige was helfe, wenn eine Beziehung von Dauer sein soll. Wer Langfristinvestments eingeht, die Sachwerte nun einmal sind, muss zur Auseinandersetzung bereit sein. "Sachwerte müssen, wie Beziehungen, gepflegt werden", appellierte Schöberl.

Der Auseinandersetzung Raum geben
In den einzelnen Workshops spielte denn auch die Auseinandersetzung als Mittel der Beziehungspflege eine wesentliche Rolle. Weil die Perspektiven von Vertriebspartnern und Produktgebern durchaus unterschiedlich sein können, sieht das Konzept des Sachwerteforums vor, dass der kontroversen Diskussion möglichst viel Raum gegeben wird. Am konsequentesten wurde das im Workshop von Immac betrieben. Florian Bormann, Geschäftsführer des Anbieters von Healthcare-Immobilien, verzichtete gänzlich auf eine Präsentation in eigener Sache und stellte sich unmittelbar der Diskussion.

Provisionsverbot in der Diskussion
Leidenschaftlich kontrovers ging es auch beim mittäglichen "Schlagabtausch" zum Thema Provisionsverbot zur Sache. "In meinen Augen ist die Provision ein Webfehler in der Beziehung zwischen Berater und Kunden, weil der Berater dadurch nicht unabhängig, sondern abschlussorientiert handelt", argumentierte Rechtsanwalt Julius Reiter für ein generelles Provisionsverbot. Und AfW-Vorstand Norman Wirth, seinerseits Rechtsanwalt, hielt dagegen: "Wer qualitativ hochwertig beraten wird, ist auch damit zufrieden, wenn sein Berater über eine Provision honoriert wird." Die Beziehungspflege gestaltete sich hier schwierig. Konsens war allein darüber zu erzielen, dass gute Beratung fair bezahlt werden muss. (tw)