Da sind zum einen all die Abkürzungen: ESG, SRI, SDG. Zum anderen prasseln Begriffe wie Impact Investing, Engagement oder Best-in-Class-Ansatz auf einen ein. Und über allem schwebt die Frage, was unter Nachhaltigkeit eigentlich zu verstehen ist. Das alles macht es für Finanzberater alles andere als einfach, sich der nachhaltigen Geldanlage zu nähern. Hinzu kommt ein ganz praktisches Problem: Wie gehe ich das Thema in der Anlageberatung an, ohne den Kunden zu überfrachten?

Manche Berater begegnen dieser Herausforderung nach der Vogel-Strauß-Methode: Sie stecken den Kopf in den Sand. "Wenn ich mich mit Vermittlern unterhalte, höre ich oft: 'Bleiben Sie mir weg mit Nachhaltigkeit – ich kann das Thema schon nicht mehr hören!'", berichtet Rainer Juretzek, Sachverständiger für Kapitalanlagen und Geschäftsführer der Europäischen Akademie für Finanzplanung (EAFP). "Dabei muss ihnen klar sein, dass wir erst am Beginn der Entwicklung stehen: Im kommenden Jahr werden Berater dazu verpflichtet sein, ihre Kunden auf das Thema anzusprechen." Darum rät er, sich lieber heute schon mit den Grundlagen der nachhaltigen Geldanlage vertraut zu machen.

Weiterbildungen im Überblick
Eine Möglichkeit, sich in kurzer Zeit intensiv mit dem Thema zu beschäftigen, ist der Besuch einer passgenauen Weiterbildung. FONDS professionell hat sich am Markt umgehört und ist auf fünf Programme gestoßen, die Finanzanlagenvermittlern und Anlageberatern offenstehen. Mindestens zwei weitere Häuser stehen in den Startlöchern: die EAFP und die Going Public Akademie für Finanzberatung. Die Bildungsanbieter vermitteln nicht nur das nötige Rüstzeug, sie vergeben meist auch einen Titel, der den Beratern im Außenauftritt hilft, ihre Kompetenz zu unterstreichen. In Anspruch, Dauer und Kosten unterscheiden sich die Angebote deutlich: Manche Ausbildung zieht sich über Monate hin, bei anderen ist es mit Onlineschulungen und einem Präsenztag getan (siehe Tabelle).

Frankfurt School hält sich noch zurück
Ausgerechnet ein Weiterbildungsinstitut, das viele Programme für Finanzprofis anbietet, ist bislang allerdings außen vor: die Frankfurt School of Finance & Management. Dabei hatte die Hochschule schon vor zehn Jahren den "Zertifizierten Anlageberater Nachhaltigkeit" im Angebot, wie Programmdirektor Thomas Kohrs berichtet. Doch die Wirtschaftsuniversität nahm die Ausbildung wieder aus dem Programm, weil die Nachfrage fehlte. "Das sieht mittlerweile natürlich anders aus", so Kohrs. Sein Ziel ist es, noch in diesem Jahr einen entsprechenden Lehrgang zu starten.

Dennoch hält sich die Frankfurt School aktuell noch zurück. "Derzeit hielten wir es für schlicht unseriös, schon eine Weiterbildung anzubieten", sagt Kohrs. "Denn noch ist nicht klar, wie die Regulierung konkret aussehen wird. Wir möchten nicht heute Berater schulen, ohne zu wissen, ob die Inhalte den künftig geltenden Regeln entsprechen."

Die anderen Bildungsanbieter sehen diesen Punkt nicht so kritisch. "Unsere Module lassen sich schnell aktualisieren, sobald die Details aus Brüssel und Berlin vorliegen", sagt Going-Public-Vorstand Ronald Perschke. "Außerdem sind die wichtigsten Grundzüge der kommenden Regulierung schon bekannt. Unsere Teilnehmer können sich darauf verlassen, dass unsere Schulungen immer den aktuellen Stand der Gesetzgebung spiegeln." (bm)


Der vollständige Artikel ist in FONDS professionell 2/2020 ab Seite 324 erschienen. Angemeldete Nutzer können den Beitrag, der Teil eines 37 starken ESG-Spezials ist, auch hier im E-Magazin abrufen.