Erstmals seit rund zehn Jahren sind bei den Sparkassen im Osten Deutschlands die Einlagenbestände abgeschmolzen. Zugleich haben die ersten Institute begonnen, wieder höhere Zinsen zu zahlen. Dies berichtet die Nachrichtenagentur "Bloomberg".

Die Einlagen verringerten sich zum 30. Juni auf 126,5 Milliarden Euro, wie der Ostdeutsche Sparkassenverband (OSV) "Bloomberg" zufolge am Donnerstag (25.8.) bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen bekanntgab. Das ist ein Rückgang von 1,2 Milliarden Euro gegenüber Ende Dezember 2021. Mitglieder des Verbands sind die 43 öffentlich-rechtlichen Sparkassen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Kunden werden weniger sparen 
Viele Kunden machten sich derzeit wegen der starken Preissteigerungen Sorgen, sagte OSV-Präsident Ludger Weskamp. "Wir gehen darum davon aus, dass künftig mehr Haushalte als bisher nicht mehr sparen können, und die einkommensstarken Haushalte, die weiter sparen können, weniger sparen als bisher", erklärte er weiter.

In den vergangenen Jahren waren bei vielen Geldinstituten die Einlagen angeschwollen, obwohl sie aufgrund der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) kaum noch Zinsen zahlten. Angesichts der hohen Inflation hat die Notenbank zuletzt aber einen Zinsschritt nach oben unternommen. Erste Sparkassen beginnen laut OSV nun langsam damit, wieder mehr Zinsen für Festgeldanlagen anzubieten, etwa die Sparkasse Döbeln, bei der es nun 1,05 Prozent auf fünf Jahre gebe, und die Sparkasse Spree-Neiße mit zwei Prozent auf zehn Jahre. 

824 Millionen Euro Abschreibungsbedarf
Mit Blick auf die Eigenanlagen der Sparkassen geht der OSV per Ende Juni von einem Abschreibungsbedarf von 824 Millionen Euro für das Jahr 2022 aus, wie Verbandsgeschäftsführer Wolfgang Zender erklärte. Viele Regionalbanken investieren überschüssige Mittel am Kapitalmarkt, meist in Anleihen und Pfandbriefe. Festverzinsliche sind wegen der gestiegenen Zinsen aktuell weniger wert. (am)