Sollen Besserverdiener steuerlich stärker belastet werden? Die Kanzlerkandidaten sind in dieser Frage höchst unterschiedlicher Meinung. Bei einem speziellen Steuerthema sind sich die Parteien allerdings in den Grundzügen einig, sagt Hubert Thaler, Vorstand der TOP Vermögen AG: "Die Erbschaftsteuer könnte nach der Wahl zumindest in Teilen auf den Prüfstand kommen." Grüne und SPD wollen die Steuer erhöhen. Die CDU kann sich immerhin vorstellen, Erleichterungen beim Vererben von Unternehmen zurückzunehmen.

Aus den Konzernen dürfte es gegen eine Verschärfung der Erbschaftsteuer kaum Protest geben. "Vertreter der Wirtschaft ahnen längst, dass die Schulden, die während der Pandemie entstanden sind, nicht ohne Steuererhöhungen zurückgezahlt werden können", sagt Thaler. Er weist darauf hin, dass Allianz-Vorstand Oliver Bäte in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" selbst gefordert hat, die Erbschaftsteuer zu erhöhen, ehe andere Steuern angehoben würden. Auch Ausnahmen und die Höhe der Freibeträge würde er auf den Prüfstand stellen.

Freibeträge klug nutzen
Eine höhere oder schärfere Erbschaftsteuer ist für die Zeit nach der Bundestagswahl im September eine reale Möglichkeit, unabhängig vom Wahlergebnis und von den Koalitionsverhandlungen. Wer sich dagegen wappnen will, kann Vermögenswerte bereits zu Lebzeiten an seine künftigen Erben verschenken, sagt Thaler.

Die Freibeträge, die es dafür gibt, können alle zehn Jahre aufs Neue in Anspruch genommen werden. So können künftige Erblasser die Steuerlast für ihre Nachkommen senken, ihnen die Erbschaftsteuer mitunter sogar komplett ersparen. "Angesichts der Steuerpläne der Parteien sollten Personen, die eine Schenkung beabsichtigen, diese keinesfalls auf die lange Bank schieben, sondern jetzt handeln", mahnt Thaler. (fp)