Die Corona-Pandemie hat den Trend zu negativen Zinsen nicht etwa abgebremst, sondern noch einmal deutlich beschleunigt, berichtet Oliver Maier, Geschäftsführer vom Vergleichsportal Verivox. Einer Auswertung zufolge verlangen derzeit 80 Banken und Sparkassen in Deutschland "Guthabengebühren" oder "Verwahrentgelte" von Privatkunden. Dabei sind die Gebührenextras im Grunde nichts anderes als geschickt kaschierte Strazinsen. Auffällig: Rund ein Viertel dieser Institute hat die Minuszinsen erst m 9. März eingeführt. Das Datum gilt unter Experten als Stichtag für den Beginn der Corona-Krise in der Bundesrepublik.

Lange betrafen die Negativzinsen nur Kunden mit einem Guthaben in Höhe von 100.000 Euro oder mehr. "Inzwischen sind aber immer häufiger auch Sparer mit kleinen und mittleren Anlagesummen betroffen", berichtet Maier. Damit setzt sich eine Entwicklung fort, die die Experten des Vergleichsportals bereits im vergangenen Monat beobachtet hatten. Mittlerweile liegt der Strafzins-Freibetrag bei mindestens 15 Geldhäusern deutlich unter 100.000 Euro. Drei Banken nehmen Negativzinsen sogar schon ab dem ersten Euro.

Nullzinsen sind kein Naturgesetz
Strafzinsen treffen in der Regel bislang nur Neukunden. "Will eine Bank auch von ihren Bestandskunden Negativzinsen erheben, muss sie dies mit den Betroffenen individuell vereinbaren", erklärt Maier. Er rät Verbrauchern in diesem Fall dazu, die Bank zu wechseln. "Auch im aktuellen Marktumfeld sind Null- und Negativzinsen kein Naturgesetz", betont er.

Nicht alle Banken informieren in ihren Preisaushängen über Negativzinsen. Viele treffen stattdessen individuelle Vereinbarungen mit ihren wohlhabenden Kunden. Tatsächlich dürften also noch deutlich mehr als 80 Institute Negativzinsen verlangen, schätzen die Verivox-Experten. (fp)