Auch 2016 ist die Zahl der in Deutschland zugelassenen Fonds leicht gesunken. Insgesamt 354 Neuauflagen stehen 602 Schließungen respektive Fusionen von Portfolios gegenüber. Das geht aus Zahlen hervor, die die Fondsanalysten von Thomson Reuters Lipper exklusiv für FONDS professionell erhoben haben. Im Vorjahr wurden 605 Fonds geschlossen oder verschmolzen und 405 Fonds frisch lanciert

Ein genauerer Blick auf die Zahlen von Lipper zeigt, dass von den 602 eingestellten Portfolios insgesamt 35 Laufzeitfonds waren, die 2016 die Fälligkeit erreicht hätten. Darüber hinaus wurden im vergangenen Jahr aber auch 16 Wertsicherungsfonds mit einer festen Endfälligkeit vorzeitig aufgelöst, darunter 15 Fonds aus der DWS-Flexpension-Serie (FONDS professionell ONLINE berichtete). Zudem nahm der französische Anbietet La Francaise Asset Management einen Laufzeitfonds fünf Jahre vor der geplanten Fälligkeit aus dem Sortiment.


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Die Mehrzahl der übrigen 551 aus dem Schaufenster verschwundenen Fonds wurde liquidiert (324), während 227 mit anderen Produkten zusammengelegt wurden. Eine andere Betrachtung der Lipper-Zahlen ergibt 489 geschlossene oder verschmolzene aktiv gemanagte Fonds, denen 113 börsennotierte Indexfonds (ETF) gegenüberstehen. Auf der anderen Seite wurden 99 ETFs und 256 Fonds lanciert.

"Ladenhüter-Syndom" Hauptursache
Bei weitem die meisten Fonds hat die Deutsche AM liquidiert oder verschmolzen.68 Fonds strich die Deutsche-Bank-Fondstochter über angeschlossene Unter-KVGen aus ihren Listen – die Flexpension-Produkte nicht mitgerechnet. Der Hauptgrund für die Produktschließungen war das geringe Volumen, wie die Gesellschaft der Redaktion bestätigt: Ein großer Teil der Portfolios waren erfolglose ETFs, in die kaum ein Anleger investiert hatte. Die Fondssparte der Deutschen Bank hat aber reagiert und insgesamt 17 neue Portfolios aufgelegt – davon elf ETFs über die irische Kapitalverwaltungsgesellschaftstochter Concept Fund Solutions.

Die Begründung der Deutsche AM gilt branchensymptomatisch für andere Fondsfabriken. Das Volumen vieler Portfolios war schlicht zu mickrig, um betriebswirtschaftlich Sinn zu machen, wie auch die UBS-Gruppe, die 35 Fonds vom Markt nahm oder verschmolz, bestätigt. Die in der Branche gebräuchliche Pi-mal-Daumen-Regel besagt, dass ein Fonds rund 100 Millionen Euro Mindestvolumen braucht, um wenigstens seine Vertriebs- und Managementkosten einzuspielen. Nicht selten aber lassen Anbieter, auch aus Prestigegründen, Gnade vor kaufmännischem Kalkül ergehen – und warten ab.

So verfügten 347 Fonds bei der Auflösung sogar über ein Volumen von weniger als zehn Millionen Euro. 124 Fonds verwalteten zum Schluss sogar weniger als eine Million Euro. Weitere 140 Fonds hatten bei der Schließung oder Fusion ein Volumen zwischen zehn und 50 Millionen Euro, 28 Fonds verwalteten 50 bis 100 Millionen Euro. Nur 31 Fonds waren größer als 100 Millionen Euro, als sie aufgelöst oder fusioniert wurden. (jb)