Ein Blick in die gesetzliche Renteninformation reicht für Arbeitnehmer oft nicht aus, um realistisch einzuschätzen, wie hoch ihre Rente später ausfallen wird. Abhilfe können digitale Plattformen schaffen, über die gesetzliche, betriebliche und private Alterseinkünfte einsehbar sind. Online-Rentenkonten gibt es beispielsweise in Schweden oder den Niederlanden schon seit geraumer Zeit. In Deutschland führt das im Februar 2021 in Kraft getretene "Gesetz Digitale Rentenübersicht" ein solches Konto ein.  

Das ist auch sinnvoll, wie Forscher des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim in einer Studie herausgefunden haben. Sie haben untersucht, welche Auswirkungen eine digitale Plattform auf die Rentenplanung und das Sparverhalten haben kann. Ein wichtiges Ergebnis: Eine einfache digitale Übersicht könnte vor allem Bundesbürgern mit geringerer Finanzbildung helfen.

Tool für drei Viertel der Probanden hilfreich
"Die Ergebnisse aus unserer Felduntersuchung zeigen, dass es sich lohnt, nationale, digitale Rentenübersichtsplattformen einzuführen", folgert Andreas Hackethal, der am Leibniz-Institut SAFE forscht und das Projekt "Pension Finance Lab" leitet. Bei der Befragung gaben rund 75 Prozent der Probanden an, dass die für die Studie modellierte Digitalplattform bei der Planung der Altersvorsorge sehr hilfreich war.

Außerdem konnten die Forscher feststellen, dass Nutzer der digitalen Rentenübersicht ihr Sparverhalten anpassten. Besonders deutlich ist dieser Effekt innerhalb einer Gruppe: "Personen mit wenig Finanzbildung, die unser Tool nutzten, hatten nach dem Experiment durchschnittlich 3.354 Euro mehr auf den Sparkonten als die Kontrollgruppe", erklärt Tabea Bucher-Koenen, Leiterin des Forschungsbereichs "Alterssicherung und nachhaltige Finanzmärkte" am ZEW.

Das Experiment
Im Frühjahr 2017 wurden für das Experiment zunächst 14.267 Kunden zweier großer deutscher Banken eingeladen. Letztlich nahmen 747 Probanden bis zum Schluss an dem Experiment teil, von denen 420 die Digitalplattform nutzten und drei Umfragen beantworteten. 327 Personen befanden sich in der Kontrollgruppe ohne Zugang zum Tool und wurden zwei Mal befragt. 

Auffällig ist den Studien-Autoren zufolge, dass ein Großteil der Befragten männlich war, eine gute Finanzbildung besitzt und eine hohe Rente zu erwarten hat. "Die Zusammensetzung der Teilnehmenden zeigt, dass es herausfordernd sein wird, insbesondere die Haushalte mit begrenzten finanziellen Kenntnissen und geringem Interesse an der Altersvorsorge zu erreichen", so Christine Laudenbach, Leiterin der Forschungsabteilung "Household Finance" bei SAFE. 

Möglichst nutzerfreundlich
"Eine einfache und niederschwellige Rentenübersicht kann helfen, fehlende Finanzbildung in Haushalten auszugleichen, und ist eine Chance, potenzielle Rentenlücken zu schließen", ergänzt Hackethal. Das Forschungsteam schlägt daher vor, eine digitale Rentenübersicht maximal einfach und nutzerfreundlich zu gestalten. (am)