Die Börse Stuttgart prescht beim Handel mit Krypto-Wertpapiere vor und startet die Plattform BSDEX. Dies sei der erste regulierte Handelsplatz für digitale Vermögenwerte in Deutschland, teilte die Gesellschaft mit. Der Handelsplatz erfülle die regulatorischen Anforderungen des Kreditwesengesetzes und "verbinde damit die Möglichkeiten der Blockchain-Technologie mit der Zuverlässigkeit eines etablierten Finanzmarktakteurs", heißt es weiter.

Auf der Blockchain-Technologie fußende Währungen wie Bitcoin erfuhren in den vergangenen Jahren deutlichen Zuspruch. Kritiker warnen jedoch vor einem Hype, der sich als vergänglich herausstellen könnte. Tatsächlich kam es bereits zu einem Crash der Leit-Kryptowährung. Der Bitcoin-Kurs erholte sich allerdings wieder.

Zudem treibt die Bundesregierung Pläne voran, den Handel mit Vermögenswerten in digitaler Form zuzulassen – und damit zugleich zu regulieren. So zählt auch die Ausgabe von elektronischen Fondsanteilen zu den Regierungsplänen. "Parallel"-Währungen wie "Libra" des Firmenkonsortiums um Facebook lehnen die Minister aber ab.

"Historische Strukturen ablösen"
Mit BSDEX greift die Gruppe Börse Stuttgart diesen Trend auf. "Mit Kryptowährungen ist ein Milliardenmarkt entstanden. Auf Basis der Blockchain werden sich weitere digitale Vermögenswerte etablieren. Hierfür wollen wir den führenden europäischen Handelsplatz aufbauen", sagt Dirk Sturz, Vorstandschef der Börse Stuttgart Digital Exchange, der Betreibergesellschaft der BSDEX. Das Unternehmen ist ein Gemeinschaftsprojekt der Börse Stuttgart und des Verlags Axel Springer samt dessen Ableger Finanzen.net.

Erklärtes Ziel der Schwaben: die digitale Transformation der Finanzmärkte voranzutreiben. "Die Blockchain wird die Finanzindustrie nachhaltig verändern. Wir nehmen den Technologietrend auf und bauen den Handelsplatz der Zukunft", sagt Peter Großkopf, Technikchef des Gemeinschaftsunternehmens. Die Blockchain-Technologie erlaube es, historisch gewachsene Strukturen abzulösen und neue, effiziente Anlageprozesse zu schaffen – etwa durch den Wegfall zwischengeschalteter Instanzen und komplexer Abwicklungsprozesse, heißt es in der Mitteilung weiter. Das Haus baue dafür ein eigenes Ökosystem auf.

Nur für Auserwählte
Noch bleibt der Zugang ausgewählten Nutzern aus Deutschland vorbehalten. Schrittweise sollen weitere private Anleger und perspektivisch auch institutionelle Investoren für den Handel an der BSDEX freigeschaltet werden, so die Stuttgarter. An der BSDEX benötigen Anleger keinen Broker, sondern können sich direkt anbinden. Die Euwax, eine Tochtergesellschaft der Börse Stuttgart, stellt an der BSDEX An- und Verkaufspreise. Die Zahlungsabwicklung und die Verwahrung der Kundengelder in Euro übernimmt die Solaris. Die Verwahrung der an der BSDEX erworbenen digitalen Assets übernimmt treuhänderisch Blocknox, ebenfalls eine Tochter der Stuttgarter Börse.

Trotz aller Zukunftsvisionen: Das Wort "Börse" vermeiden die Schwaben im Zusammenhang mit dem Handel von Digitalwährungen penibel – wegen der aktuellen Rechtslage. "Wir sind keine Börse. Dieser Begriff ist vom deutschen Recht klar definiert im Hinblick auf den Handel mit verschiedenen Arten von Wertpapieren wie Aktien, Anleihen oder ETFs", sagte Sturz der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Vielmehr seien Kryptowährungen eine vollkommen neue Anlageklasse. (ert)