Die Nachricht kam Mitte Mai und sie war keineswegs überraschend: Die Tarifverhandlungen zwischen den Volks- und Raiffeisenbanken und dem Deutschen Bankangestellten-Verband (DBV) sind ins Stocken geraten. Mit Neuigkeiten dieser Art hatten zuvor bereits die Tarifgespräche zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden von sich reden gemacht, die für Banker anderer Institute geführt worden waren. 

Der Tarif-Poker im Bankensektor wird offensichtlich immer härter – und niemand geht daraus als Gewinner hervor. So sind die Resultate der Verhandlungen um neue Gehalts- und Arbeitsbedingungen bei den Sparda-Banken, der Postbank sowie den öffentlichen und den privaten Banken auch nicht mehr als Kompromisse. FONDS professionell hat die Ergebnisse in einer Übersicht zusammengetragen (siehe Tabelle). 

Hinter den Forderungen zurückgeblieben
Ein Kompromiss zeigt sich etwa bei der Postbank: Mit einer Forderung von sechs Prozent mehr Gehalt für die Beschäftigten hatte die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) im Januar 2022 am Poker-Tisch Platz genommen. Die Postbank setzte auf eine Gehaltssteigerung von 2,8 Prozent ab Oktober 2022 und eine weitere um 2,1 Prozent im Jahr 2024. Als die letzte Karte ausgespielt war, stand fest: Die Mitarbeiter des Instituts erhalten ein Plus von 3,1 Prozent zum 1. Juni und ab dem 1. Februar kommenden Jahres noch einmal 2,2 Prozent mehr.

Auch die Beschäftigten der öffentlichen und der privaten Banken müssen sich mit moderateren Gehaltserhöhungen zufriedengeben als den von Verdi ins Spiel gebrachten 4,5 Prozent. Die Sparda-Banker im Südwesten wiederum bleiben hinter den geforderten 3,5 Prozent zurück. Als Verlierer gehen die Auszubildenden der Privatbanken vom Tisch. Auch wer auf eine tariflich verankerte Homeoffice-Regelung gehofft hatte, wird enttäuscht. Darauf konnten sich die Gewerkschaft und der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV Banken) nicht einigen.

Härtere Auseinandersetzungen
"Die Tarifstreitigkeiten im Bankensektor waren durchaus von Besonderheiten geprägt", sagt Jan Duscheck, der aufseiten von Verdi die Verhandlungen mit der Postbank, dem Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) und dem AGV Banken geführt hatte. In erster Linie nimmt er bei den Verhandlungen über die Flächentarifverträge deutliche Veränderungen wahr. "Hier spiegelt sich die Transformation der Branche auch am Verhandlungstisch wider, die Tarifauseinandersetzungen werden seit einigen Jahren zunehmend härter", sagt er. In Zeiten von Filialsterben und harten Sparmaßnahmen ist dies kaum überraschend. (am)


Einen ausführlichen Bericht über die bereits abgeschlossenen Tarifverhandlungen im Bankensektor finden Sie in der aktuellen Heftausgabe 2/2022 von FONDS professionell ab Seite 408. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.