Die 61 bayerischen Sparkassen haben im ersten Halbjahr 2022 Darlehen in Höhe von insgesamt 7,7 Milliarden Euro für den privaten Wohnungsbau vergeben. Das sind 600 Millionen Euro oder 8,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie das "Handelsblatt" berichtet. Der Grund für die Zunahme ist einfach: Viele Bauwillige haben in den vergangenen Monaten die letzte Phase der im Langfristvergleich günstigen Zinsen mitgenommen. Schließlich zeichnete sich bereits im Dezember 2021 ab, dass die Zinsen für langlaufende Immobiliendarlehen deutlich steigen werden.

Waren Immobilienkredite mit zehnjähriger Zinsbindung zu besten Zeiten für 0,7 Prozent zu bekommen, so stieg der Zins zuletzt zeitweise auf mehr als drei Prozent. Wer heute über einen Immobilienkauf nachdenkt, müsse mit mehr als doppelt so hohen Kreditzinsen gegenüber dem Vorjahr rechnen, schreibt das "Handelsblatt".

Absehbare Konsequenzen
Die Konsequenzen dieser Entwicklung für das zweite Halbjahr seien für die Geldinstitute bereits absehbar. Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, geht dem "Handelsblatt" zufolge davon aus, dass die Nachfrage nach Immobiliendarlehen zurückgehen wird. Banken und Sparkassen würden sich bei der Kreditvergabe künftig vermutlich auch restriktiver zeigen und beispielsweise höhere Eigenkapitalquoten verlangen.

Zudem dürften Rezessionsängste und die Sorge um den Arbeitsplatz die Nachfrage nach Darlehen für Neubauten sinken lassen, so das "Handelsblatt". Das Interesse an kleineren Finanzierungen für Sanierungen und Umbauten könnte künftig hingegen steigen. (am)