Das Zeitalter der Negativzinsen scheint sich allmählich seinem Ende zu nähern. Schon vor den angekündigten Zinsschritten der Europäischen Zentralbank (EZB) haben bereits 49 Geldhäuser ihre Verwahrentgelte ganz oder teilweise abgeschafft. Das zeigt eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox unter rund 1.300 Banken und Sparkassen. 

Demnach haben seit Ende April 34 Banken ihre Negativzinsen komplett gestrichen. Bei weiteren 15 Instituten wurden die Freibeträge deutlich hochgeschraubt, sodass ein Großteil der Kunden keine Minuszinsen mehr zahlen muss. Darüber hinaus hat eine Bank die vollständige Abkehr von Verwahrentgelten bereits beschlossen. Sie sollen zum 1. August entfallen. Zu den Häusern, die sich von den Minuszinsen auf Einlagen ihrer Kunden schon verabschiedet haben, zählen neben Online-Banken wie der ING, N26 oder 1822direkt vor allem viele regionale Institute.

Historisches Phänomen geht zu Ende
"Immer mehr Banken verabschieden sich von den Negativzinsen, ein historisches Zinsphänomen geht zu Ende", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer von Verivox Finanzvergleich. Wenn die Zinsen künftig steigen, werde das Geschäft mit Spargeldern für die Banken wieder attraktiv. "Die ersten Institute bringen sich dafür jetzt schon in Stellung", so Maier. 

Für seine fortlaufenden Marktanalysen recherchiert Verivox tagesaktuell die online ausgewiesenen Konditionen für Tagesgeld-, Giro- und Verrechnungskonten auf den Internetseiten von rund 1.300 Banken und Sparkassen. Erste Hinweise auf ein bevorstehendes Ende der Negativzinsen für Sparer gab es im April, als die ersten Banken ihre Freibeträge hoben. Zwar führten einige Institute zu dieser Zeit noch Negativzinsen neu ein oder verschärften ihre Konditionen. Doch spätestens seit Juni ist Verivox zufolge ein eindeutiger Markttrend in die andere Richtung zu erkennen. 

426 Banken nehmen noch Minuszinsen 
Aktuell weisen immer noch 426 Banken Negativzinsen für Privatkunden aus. Zum Höchststand Mitte Mai waren es 455. "Die große Mehrheit der Kreditinstitute hält sich mit der Abschaffung ihrer Verwahrentgelte noch zurück", erläutert Maier. "Doch sobald die Notenbank den Strafzins auf Bankeinlagen streicht, werden auch die Negativzinsen für Sparer auf breiter Front wegfallen", vermutet er. (am)