Umfrage: Experten sehen Finanzwissen der Deutschen verblassen
Immer wieder wird das mangelhafte Finanzwissen in Deutschland beklagt. Doch geändert hat sich offenbar nichts – eher im Gegenteil. Denn Fachleute sehen einer Umfrage zufolge die Finanzbildung hierzulande weiter schwinden.
Die Kenntnisse der Deutschen zum Thema Geld sind nach Einschätzung von Experten in den vergangenen Jahren gesunken. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter 261 Fachleuten aus Schule, Politik und Finanzbranche, die der zentrale Fondsanbieter der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, Union Investment, in Auftrag gegeben hat. Die Teilnehmer vergeben im Schnitt nur die Schulnote vier für das Finanzwissen hierzulande. Die Kernergebnisse der Umfrage finden Sie auch in den Grafiken oben!
Damit hat sich ihre Bewertung im Vergleich zur letzten Befragung im Jahr 2017 sogar noch verschlechtert, als die Experten die Note 3,8 vergaben. Dabei halten die Befragten das Thema Finanzbildung für essenziell. Zwei Drittel der Experten sehen die Kenntnisse in diesem Bereich als noch wichtiger an als das Wissen über Bereiche wie Gesundheit, Politik, Nachhaltigkeit und Ernährung.
Schule mehr gefordert als Eltern
Die Teilnehmer kritisieren vor allem, dass die Finanzbildung an Schulen zu kurz kommt. Die Experten geben den Schulen im Schnitt die Note 4,7 für die Vermittlung von Finanzwissen und damit eine deutlich schlechtere Note als 2017 (4,1). Die Leistung der Eltern bleibt nach ihrer Meinung unverändert bei einer 3,7. "Die Beurteilung zeigt, dass die bestehenden Maßnahmen in den Schulen noch keine durchschlagende Wirkung zeigen", kommentiert Giovanni Gay, Vorstandsmitglied von Union Investment, die Ergebnisse. "Hier bedarf es offensichtlich noch größerer Anstrengungen."
Neben der Befragung von Experten holten die Meinungsforscher auch die Einschätzungen von mehr als 1.000 Menschen zwischen 14 und 85 Jahren zu ihrem Finanzwissen ein. Diese Gruppe gibt ihrer Finanzbildung die Note 2,7 – 2017 war es noch eine 2,5. Die größten Defizite sehen die Befragten im Bereich Altersvorsorge. 65 Prozent nannten dies. 42 Prozent nannten den Umgang mit Schulden, und 40 Prozent wünschten sich, über die Geldanlage mit Aktien und Fonds besser informiert zu sein.
Eigenes Schulfach und betriebliche Weiterbildung
"Gerade der Wissensbedarf zum Thema Altersvorsorge zeigt, dass den Menschen bewusst ist, welche Bedeutung es für ihre Zukunft hat", meint Gay. Insgesamt scheinen die Umfrageteilnehmer sehr klar zu wissen, wo Defizite bestehen. Nur sieben Prozent sagen, dass sie sich in keinem der genannten Bereiche eine bessere Finanzbildung wünschen.
Um die Wissenslücken zu schließen, plädiert fast die Hälfte der Befragten für ein eigenes Schulfach. 39 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass Weiterbildungsmaßnahmen in Unternehmen das Finanzwissen verbessern könnten. "Dieser Ansatz hatte bereits vor sieben Jahren etwas überrascht, könnte aber ein zusätzlicher Baustein sein, Finanzbildung in die Breite zu tragen", meint Union-Investment-Vorstand Gay. (fp)
Kommentare
Woher?
AntwortenEs ist immer wieder erstaunlich, woher sollen diese Lehrer kommen? Ein aktueller Finanzexperte kostet und der lässt sich nicht Almosen "abspeisen". Wer richtig "dealt", verdient Millionen monatlich. Zudem, was ist Finanzwissen? Die Finanzierung eines Eigenheimes unterscheidet sich schon durch den Einsatz von Eigenkapital oder ohne EK! Will man Wohnraum für Dritte schaffen, wird eine erheblich anderes Finanzwissen, insbesondere die steuerliche Seite entscheidet über die Rentabilität. Und dann die Finanzierung, ob "mit" oder "ohne" EK. Damit ist die "Lösung" schon vorab zu Ende, weil es keine Universalmathematik gibt! Auch stellt sich die Frage, nach welchen Regeln dieses "Wissen" vermittelt werden soll, den den Maßstab legen die Gerichte an und fehlerhafte Weiterbildung führen zum Schadensersatz, auch als Erfüllungsgehilfen, gilt auch für alle Lehrer, siehe §§ 664, 829 - 832 BGB.
Bruno1968 am 23.06.24 um 14:05