Der überwiegende Teil der Sparer und Anleger in Deutschland ist mit seinen Finanzberatern durchaus zufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) in Marburg, das dem Finanzvertrieb DVAG nahe steht. Für die Untersuchung wurden 2.000 Bürger ab 18 Jahren befragt, die in den vergangenen drei Jahren eine Finanzberatung in Anspruch genommen hatten.

Bei allen abgefragten Qualitätskriterien für eine Beratung zeigt sich jeweils eine Mehrheit der Studienteilnehmer zufrieden oder sehr zufrieden (Werte zwischen 52% und 70%). Den Umfang und die Qualität der bereitgestellten Informationen beurteilen sogar 84 Prozent der Befragten als gut. Dabei habe die Form der Vergütung der Berater – Honorar oder Vermittlungsprovision – keinen erkennbaren Einfluss auf die Zufriedenheit der Kunden, so ein Ergebnis der Erhebung.

Kunden fühlen sich nicht übervorteilt
Die beiden Studienautoren, die Professoren Michael Heuser von der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Marburg und Matthias Beenken von der Fachhochschule Dortmund, bringen das Ergebnis der Untersuchung auf den Punkt: "Die immer wieder anzutreffende Behauptung, die Provisionsberatung übervorteile den Verbraucher, wird von letzteren so nicht gesehen und empfunden", erklären sie.

Die Provisionsberatung sei zudem "sozial ausgewogener" als die Honorarberatung, schreiben Heuser und Beenken. Provisionen belasteten weniger vermögende Kunden geringer als finanziell gut situierte Anleger. Erfahrungen aus dem europäischen Ausland zeigten darüber hinaus, dass weniger vermögende Kunden auch weniger Honorarberatung in Anspruch nähmen und in der Folge schlechter mit vermögensbildenden Finanzprodukten sowie mit solchen für Altersvorsorge ausgestattet seien. 

Keine fundierte Beratung für weniger vermögende Anleger
Zu ähnlichen Ergebnissen wie das DIVA kommt auch eine Studie der Unternehmensberatung KPMG im Auftrag des deutschen Fondsverbands BVI, der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) und dem Deutschen Derivateverband (DDV). Demnach könnte ein Verbot der Provisionsberatung dazu führen, dass gerade Verbraucher, die nur geringe Summen anlegen können, nicht mehr fundiert beraten würden (lesen Sie hierzu auch den Kommentar von FONDS professionell-Chefredakteur Bernd Mikosch "Studie zum Provisionsverbot: Lückenhafte Argumentation").

Die von Teilen der Politik vertretene Auffassung, die Honorarberatung müsse noch bessere Rahmenbedingungen bekommen, sei angesichts der geringen Verbreitung des Modells durchaus vertretbar, urteilen die Autoren der DIVA-Studie. Es dürfe aber nicht versucht werden, die Beratung auf Honorarbasis durch "Zwangsmaßnahmen" wie Provisionsdeckelungen oder gar -verbote zu fördern. Heuser und Beenken plädieren für die Beibehaltung des freien Wettbewerbs der beiden Vergütungskonzepte. "Kunden wollen frei zwischen Provisions- und Honorarberatung wählen können, und diesen Wunsch sollte die Politik auch als Maßstab heranziehen", so ihr Fazit. (am)