Nachhaltige Geldanlagen spielen für die Menschen in Deutschland heute eine geringere Rolle als noch vor zwei Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Vergleichsportals Verivox: Nur noch jeder Fünfte (21 Prozent) investiert selbst in nachhaltige Finanzprodukte, im Jahr 2022 taten das noch 24 Prozent.

Besonders deutlich ist der Rückgang beim Anlegerinteresse: 69 Prozent der insgesamt 1.016 Befragten interessieren sich nach eigenen Angaben für nachhaltige Geldanlagen. Vor zwei Jahren lag dieser Anteil noch bei 79 Prozent – zehn Prozentpunkte höher als heute.  

Bereitschaft zu nachhaltigem Investieren durchaus vorhanden
"Ihrem einstigen Nischen-Dasein sind nachhaltige Finanzprodukte dennoch entwachsen", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer bei Verivox Finanzvergleich. "Vielen Menschen ist es wichtig, ihr Geld nicht nur gewinnbringend anzulegen, sondern zugleich etwas Gutes damit zu bewirken." Zwei von drei (65 Prozent) Befragten mit Interesse an nachhaltigen Anlageprodukten wären nach eigenen Angaben sogar bereit, eine geringere Rendite zu akzeptieren, wenn sie dafür sicher sein können, dass ihr Geld ausschließlich in Projekte und Unternehmen investiert wird, die wichtige Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Nur für 28 Prozent kämen Abstriche bei der Rendite nicht in Frage.

Welche Kriterien für sie bei einer nachhaltigen Geldanlage höchste Priorität haben, schätzen die Befragten allerdings sehr unterschiedlich ein. Nach den drei wichtigsten von insgesamt zwölf vorgegebenen Nachhaltigkeitskriterien befragt, wird der Verzicht auf ausbeuterische und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen am häufigsten genannt (40 Prozent). Jeweils für etwa ein Drittel der Befragten zählt der Verzicht auf Tierversuche (33 Prozent) sowie ein schonender Umgang mit den natürlichen Ressourcen des Planeten (32 Prozent) zu den wichtigsten Nachhaltigkeitskriterien. Für 30 Prozent sind Investitionen in erneuerbare Energien besonders wichtig. Danach folgt der Ausschluss kontroverser Wirtschaftszweige wie Rüstungs- und Waffenindustrie oder Glücksspielbranche.

Vorstellungen und Bewertungen gehen auseinander
"Die Vorstellungen darüber, was eine nachhaltige Geldanlage im Kern ausmacht, gehen weit auseinander. Jeder versteht unter Nachhaltigkeit etwas anderes", sagt Maier. Gütesiegel und Ratings könnten bei der Auswahl zwar helfen, allerdings seien die Prüfkriterien oft so verschieden, dass die Bewertungen für ein und denselben Fonds sehr unterschiedlich ausfallen können. Viele Menschen wüssten überhaupt nicht, ob die Anlageprodukte, in die sie investieren, Nachhaltigkeitskriterien erfüllen, so Maier. (jh)