Der Umweltaktivist Hannes Jaenicke wirft großen Teilen der Asset-Management-Branche Greenwashing vor. "Man muss lange suchen, um Fonds zu finden, die wirklich sauber sind", sagt er im Interview mit FONDS professionell, das in voller Länge in Ausgabe 2/2023 erschienen ist. "Da wird aktiv gelogen, weniger von den Fondsmanagern als von den Marketingleuten", behauptet er.

In anderen Branchen sei das ähnlich. "Plötzlich ist angeblich jedes T-Shirt nachhaltig produziert, und auch im Discounter gibt es ganz viel Bio-Ware." Da würden irgendwelche Kriterien erfüllt, wirklich hart seien diese aber nicht. "Die strengste Bio-Norm für Deutschland hat meiner Meinung nach Demeter. Da werden klare Vorgaben für verschiedene Kategorien gesetzt. So etwas bräuchte man auch für Fonds", fordert der bekannte Schauspieler.

Shell im Portfolio? Das kann sich ein Umweltaktivist nicht erlauben
Näher mit nachhaltigen Investments setzte sich Jaenicke auseinander, weil er Geld für seine 2021 gegründete Umweltstiftung anlegen wollte. "Für mein Stiftungsvermögen möchte ich die maximale Rendite erzielen, das aber bitte sozial und ökologisch vertretbar", sagt er. Die Suche nach einem geeigneten Manager habe sich schwierig gestaltet. "Wenn man sich die Nachhaltigkeitsfonds der großen Häuser genauer anschaut, findet man dort plötzlich Titel wie Shell, Exxon Mobil oder Aramco im Portfolio", berichtet er. "Die bauen sicherlich irgendwo auch einen Solarpark – super! Aber ich will mein Stiftungsvermögen als Umweltaktivist nicht so anlegen, dass mir irgendein findiger Journalist vorwerfen kann: 'Guck mal, der hat ja in Shell investiert!'"

Den Finanzberater, der Jaenicke hilft, das Stiftungsvermögen zu managen, habe ihm schließlich die Evangelische Bank empfohlen. Mit deren Asset Manager EB-SIM ging Jaenicke dann eine Kooperation ein. So kam es, dass der Schauspieler und Umweltaktivist auch als Markenbotschafter der EB-SIM auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim auftrat.

"Es wird gebohrt und gebuddelt, was das Zeug hält"
Doch ist es wirklich sinnvoll, ganze Branchen von vornherein auszuschließen? Schließlich hat ein Asset Manager dann keinen Einfluss mehr auf das Unternehmen, kann also beispielsweise nicht darauf hinarbeiten, einen Ölkonzern vom Umstieg auf erneuerbare Energien zu überzeugen. "Es gibt Klimaaktivisten, die Aktien von Ölkonzernen erwerben, um Anträge auf der Hauptversammlung stellen zu können – das finde ich clever", so Jaenicke. "Aber die meisten Investoren kaufen die Ölaktien nicht, um das Unternehmen umzukrempeln. Das wäre ein naiver Gedanke."

Die Konzerne investierten nach wie vor das meiste Geld in die Erschließung neuer Rohölquellen, nicht in erneuerbare Energien. "Es wird gebohrt und gebuddelt, was das Zeug hält", meint der Umweltaktivist. Als weiteres Beispiel nennt er den Kampf der deutschen Autolobby gegen das EU-weite Verbrennerverbot: "Da merkt man, dass gewisse Industrien kein Interesse daran haben, sich zu transformieren, sondern am ewig gestrigen Geschäftsmodell festzuhalten."

"Mitverantwortlich für die Zerstörung der Erde"
Jaenicke ist überzeugt davon, dass Investoren die Macht hätten, etwas zum Guten zu bewegen. "Geld ist der größte Hebel, den die Welt hat. Geld regiert die Welt!", sagt er. Umgekehrt sei klar: "Wenn weiter investiert wird wie bisher, beschleunigt man Klimakrise, Artensterben und Armut." Wer schon den Luxus habe zu überlegen, was er mit seinem Geld tun wolle, könne zwar weiterhin in Öl- und Rüstungsfirmen oder die Softdrink-Giganten investieren, die nachweislich die "größten Plastikvermüller der Welt" seien. "Dann ist er aber mitverantwortlich für die Zerstörung der Erde, denn er unterstützt Firmen, die definitiv ein Nagel im Sarg dieses Planeten sind." Jeder Anleger müsse für sich entscheiden, ob er "Teil des Problems oder Teil der Lösung" sein wolle. (bm)


Das vollständige Interview mit Hannes Jaenicke und EB-SIM-Geschäftsführer Oliver Pfeil ist in FONDS professionell 2/2023 ab Seite 368 erschienen. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin abrufen.