Investoren haben in noch nie dagewesenem Ausmaß Geld aus teuren Fonds abgezogen. Dies zeigt eine Analyse der Ratinggesellschaft Morningstar, über die die Wirtschaftszeitung "Financial Times" berichtet. Demnach flossen aus den teuersten 80 Prozent der in den USA beheimateten Publikumsfonds und börsengehandelten Indexfonds (ETFs) unter dem Strich 734 Milliarden US-Dollar ab. Demgegenüber verzeichneten die günstigsten 20 Prozent der Fonds Nettomittelzuflüsse in Höhe von 394 Milliarden US-Dollar.

Damit klafft beim Fondsabsatz eine enorme Spanne zwischen günstigen und teuren Fonds auf. 2021 waren noch den teureren 80 Prozent des Felds unter dem Strich Mittel zugeflossen. Doch mit weit über einer Billion Dollar an Neugeld hatte sich bereits das günstigste Fünftel den überwiegenden Teil des Nettoabsatzes im US-amerikanischen Markt geschnappt. Angesichts der schwierigen Marktlage im Jahre 2022 konnten sich Anleger augenscheinlich nur noch für günstige Fonds erwärmen.

Umfassende Umschichtung
Eine umfassende Umschichtung von teuren zu günstigen Fonds hat sich in den USA bereits seit Jahren abgezeichnet. Die Entwicklung hat die Gebühren unter Druck gesetzt. So sanken die durchschnittlichen jährlichen Kosten von Publikumsfonds und ETFs in den USA von 91 Basispunkten im Jahr 2002 auf 40 Punkte im Jahr 2021. Im vergangenen Jahr waren es dann nur noch 37 Basispunkte, zeigen die Daten von Morningstar. Dieser Trend zeichnet sich auch in Europa ab, wo die Gebühren ebenfalls seit Jahren sinken.

"Es gibt Preiskämpfe, es gibt Scharmützel"
Die Analysten von Morningstar rechnen damit, dass sich der Trend zu immer niedrigeren Gebühren fortsetzen wird. Dies sei zum Teil darauf zurückzuführen, dass aktive Manager in den USA ihre beliebtesten Anlagestrategien in das Vehikel eines ETF packen. Auch in Europa ist diese Entwicklung vereinzelt bereits zu beobachten. Dieser Schritt geht in der Regel mit niedrigeren Gebühren einher. "Es gibt Preiskämpfe, es gibt Scharmützel, die ausgebrochen sind", sagte Bryan Armour, Direktor für passive Strategien in Nordamerika bei Morningstar, der "Financial Times". "Ich würde nicht erwarten, dass dies aufhört."

Zumindest bei den ETFs scheint sich der Gebührenrückgang im Jahr 2023 allerdings verlangsamt zu haben. Die Zahlen des Datenanbieters Factset zeigen der "FT" zufolge, dass die durchschnittlichen Kosten in der ersten Hälfte dieses Jahres nur um 0,1 Basispunkte sanken. Dies entspricht lediglich einem Fünftel der bisherigen Schrumpfungsrate. (ert)