Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) fordert erneut ein Provisionsverbot bei Finanzprodukten. Diesmal stützen sich die Verbraucherschützer auf Erfahrungen im Nachbarland Niederlande, wie sie in einer Pressemitteilung schreiben.

Konkret bezieht sich der VZBV auf eine Studie des niederländischen Finanzministeriums. Laut den dortigen Behörden habe sich die Betreuung der Kunden seit der Abschaffung von Provisionen 2013 verbessert: Sie würden eine kompetentere und neutrale Beratung erhalten, was auch die Finanzindustrie selbst bestätigen würde. Zugleich seien Produkte, die auf Provisionsmaximierung ausgelegt waren, vom Markt verschwunden. Und schließlich würde den Vermittlern wieder größeres Vertrauen entgegengebracht.

"Die Niederlande und Großbritannien haben das Problem schon vor Jahren erkannt und deshalb Provisionen bei der Anlageberatung verboten. Die Politik in Deutschland muss diesen guten Beispielen endlich folgen und Provisionen ebenfalls verbieten", so Dorothea Mohn, Leiterin Team Finanzmarkt im VZBV. Zugleich trommelt sie erneut für eine Beratung auf Honorarbasis: "Wenn Provisionen wegfallen, sind die Fehlanreize deutlich geringer. Das stellt die Unabhängigkeit der Berater sicher und steigert automatisch die Beratungsqualität", so Mohn.

Probleme mit Honorar-Finanzierung
Allerdings erwähnt der VZBV in seiner Pressemitteilung nicht das Problem des Zugangs zu einer Honorarberatung. Die niederländischen Beamten machen das aber – immerhin hat es der Punkt in die Zusammenfassung geschafft, die der VZBV von dem niederländischen Papier veröffentlichte. Dort heißt es: "Gleichzeitig zeichnet sich ab, dass neue Zahlungsmodelle nötig sind, um Verbrauchern die Finanzierung der vorab zu zahlenden Beratungskosten zu erleichtern."

Mit ähnlichen Problemen kämpfen auch die britischen Behörden, die 2013 mit dem Start der Retail Distribution Review (RDR) Provisionen verboten hatten. Auf der Insel ist ein "advisory gap" entstanden, soll heißen, dass freie Vermittler und Banken sich nur auf vermögendere Kunden fokussieren, die die Honorare zahlen können und dies auch wollen. Eine große Anzahl an Personen steht dagegen nun ohne ausreichende Beratung da, was die britischen Behörden durch eine Reihe an Maßnahmen ändern wollen, unter anderem die Stärkung von Robo-Beratern (FONDS professionell ONLINE berichtete). (jb)