Am 1. Juli bekommen die etwa 21 Millionen Rentner in Deutschland mehr Geld: 4,39 Prozent im Westen und 5,86 Prozent im Osten – allerdings nicht steuerfrei. Gleichzeitig wird der aktuelle Rentenwert Ost bereits in diesem Jahr auf 100 Prozent des West-Wertes angeglichen. Ursprünglich war dies erst für den 1. Juli 2024 vorgesehen. Möglich wurde dies durch eine höhere Lohnsteigerung im Osten. Damit beträgt der aktuelle Rentenwert in Ost- und Westdeutschland ab 1. Juli einheitlich 37,60 Euro. Demnach ist ein Entgeltpunkt bei der Rentenberechnung nun 37,60 Euro wert.

Trotz dieser erfreulichen Entwicklung sind insbesondere Ost-Rentner deutlich weniger mit ihrer Lebenssituation zufrieden als ihre Altersgenossen im Westen der Republik – siehe Grafik.

Quelle: DIA

Mehr als jeder zweite Ost-Rentner noch unzufrieden
Das ergab eine Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA Consulere im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) und der Zeitschrift "Superillu" unter je 1.000 Erwachsenen in Ost und West. Danach signalisierten 54 Prozent der Ostrentner Unzufriedenheit, unter den Westrentnern waren es nur 45 Prozent. Der Grad der Zufriedenheit hängt sehr stark von der Höhe des Einkommens ab.

Erwartungsgemäß ist vor allem in den unteren Einkommensgruppen die Unzufriedenheit verbreitet. Bei unter 1.000 Euro Monatseinkommen sagten deutschlandweit 89 Prozent der Befragten, dass sie unzufrieden mit ihrer Lebenssituation sind. In der höchsten Einkommensklasse (4.000 Euro und mehr) gaben dies nur noch zwölf Prozent an.

Langer Weg zur Rentenangleichung im Osten stark kritisiert
Die Umfrage fand anlässlich der Angleichung der Rentenwerte in Ost und West zum 1. Juli dieses Jahres statt. Die seit der Wiedervereinigung niedrigeren Rentenwerte in den neuen Bundesländern hatten immer wieder für Missmut unter den Bürgern im Osten geführt. Erst 33 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung gilt nun ein einheitlicher Rentenwert in ganz Deutschland.

Eine knappe Mehrheit hält diese lange Wegstrecke bis zur Rentenangleichung für zu lang. Dabei gehen die Einschätzungen zwischen Ost und West deutlich auseinander. In den neuen Ländern bezeichneten 70 Prozent den Zeitpunkt als zu spät. In den alten Bundesländern waren nur 36 Prozent dieser Meinung.

Jahrelange Aufwertung der Ost-Löhne für Rentenanpassung unbekannt
"Die Rentenangleichung seit der Wiedervereinigung wurde begleitet von einer Reihe von Fehleinschätzungen und mangelhafter Kommunikation. So ging die Politik ursprünglich von einem viel schnelleren Anpassungsprozess bei den Löhnen aus, was zu einer schnelleren Angleichung der Renten geführt hätte", blickt DIA-Sprecher Klaus Morgenstern zurück.

So gut wie unbekannt blieb den meisten Ostdeutschen die Tatsache, dass ihre Löhne bei der Rentenberechnung aufgewertet wurden, was einen gewissen Ausgleich bei der Rentenanpassung brachte. "Es ist gut, dass nun die Rentenwerte einheitlich sind", so Morgenstern.

Differenzen in der Altersleistung gab und gibt es nicht nur zwischen Ost und West, sondern beispielsweise auch bundesweit zwischen Männern und Frauen. Die Geschlechterkluft bei den Alterseinkommen (Gender Pension Gap) beträgt aus allen drei Säulen der Alterssicherung im Durchschnitt 46 Prozent. Frauen bekommen zum Beispiel 348 Euro weniger Regelaltersrente im Monat als Männer. (dpo)