Einmalanlage oder Sparplan? Die Frage, welcher Weg der bessere ist, wird immer wieder diskutiert. Viele Banken und Berater erweckten den Eindruck, es sei vorteilhafter, Stück für Stück in den Aktienmarkt einzusteigen, schreibt Ali Masarwah, Fondsanalyst und Chefredakteur bei der Fondsplattform Envestor mit Sitz in Frankfurt, in einem Artikel. Die Historie zeige hingegen, dass Einmalanlagen den Sparplänen rechnerisch in den allermeisten Fällen überlegen seien. Doch für viele Privatanleger kommt das Modell nicht in Frage.

Die Vertreter der Sparplan-Variante argumentieren oft mit dem Cost-Average-Effekt, auch Durchschnittskosteneffekt genannt. Dieser besagt, dass man mit einer gleichbleibenden Sparrate mehr Fondsanteile kauft, wenn die Kurse niedrig sind, und weniger Anteile, wenn die Kurse oben sind. Diese Argumentation sei fachlich jedoch nicht ganz stimmig, heißt es in dem Envestor-Artikel.

Entscheidender Nachteil
Der Durchschnittskosteneffekt möge antizyklisch wirken, werde in der Realität aber zumeist von einem entscheidenden Nachteil überlagert. "Weil die Aktienkurse in der Vergangenheit überwiegend gestiegen sind, war es in den meisten Zeiträumen von Nachteil, mit dem Investieren zuzuwarten", schreibt Masarwah. Zu diesem Ergebnis seien auch zahlreiche Untersuchungen gekommen. So konnte etwa eine Studie des Researchhauses Morningstar aus dem Jahr 2019 belegen, dass Anleger bei US-Aktien in 90 Prozent aller Zehnjahresperioden zwischen 1926 und Ende 2018 mit Einmalanlagen bessere Ergebnisse als mit einer Cost-Average-Strategie erzielt hätten.

Doch Investieren ist nun einmal keine reine Kopfsache. Die meisten Anleger haben Angst vor Verlusten. Hier komme der Cost-Average-Effekt als "Beruhigungspille" ins Spiel, so Masarwah. Nicht auf einmal in den Markt einzusteigen¸ sondern die Käufe zeitlich zu strecken, schone schließlich die Nerven. Hinzu komme, dass sich das antizyklische Moment bei Sparplänen intuitiv richtig anfühle. Wer das Gefühl hat, ein Schnäppchen zu machen, bleibt eher bei der Stange als ein Anleger, der etwa auf dem Hoch eingestiegen ist und danach hohe Verluste erleidet.

Mögliche hohe Verluste vermiesen den Ruf
Und die möglichen hohen Verluste auf einen Schlag vermiesen der Einmalanlage ihren Ruf. Ein weiteres Problem: Die Einmalinvestition steht als Strategie nur einer Minderheit vermögender Privatinvestoren zur Verfügung. Für Anleger, die sich erst nach und nach mit kleinen monatlichen Sparbeträgen Vermögen aufbauen müssen, kommt die Einmalanlage nicht in Frage.

Klar ist: "Die Historie zeigt, dass Einmalanlagen Sparplänen rechnerisch in den allermeisten Fällen überlegen sind", erklärt Masarwah. "Doch weil die Realität der Mathematik oft ein Schnippchen schlägt, ist der scheibchenweise Einstieg in den Markt für die meisten Anleger die Realität", so Masarwah. Das sollten selbst die Mathe-Cracks unter den Investoren nicht verurteilen. (am)