Die R+V Versicherung spielt im Vertrieb verstärkt die digitale Karte aus. Die Angebote des zum genossenschaftlichen Finanzverbund zählenden Versicherers werden derzeit in das Online-Banking der Volks- und Raiffeisenbanken integriert. Der Grund für diesen Schritt ist das Ausdünnen des Banken-Filialnetzes, dem Hauptvertriebskanal der R+V. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (SZ).

Die Genossenschaftsbanken ziehen sich wie andere Geldinstitute schrittweise aus der Fläche zurück, da sie wie die gesamte Branche an niedrigen Zinsen und erhöhtem Kostendruck leiden. "Die Genossenschaftsbanken sind in der Tat in einer schwierigen Transformation", sagt R+V-Vorstandschef Norbert Rollinger der SZ. Das trifft auch die rund 3.500 Versicherungsvertreter, die in den Banken Policen vermitteln.

Vorbild Direktbanken und Online-Makler
Rollinger hat aber klare Vorstellungen, wie er einen möglichen Rückgang im stationären Vertrieb ausgleichen kann: "Da hilft uns die Digitalisierung, da 50 Prozent der Bankkunden Online-Banking nutzen." Sein Plan laut SZ: "Wir wollen in den Prozess des Online-Bankings reinkommen." Konkret sollen sich die Bankkunden über das digitale Portal einen Überblick über ihre R+V-Versicherungen verschaffen und sich zudem passgenaue Angebote für neue Policen machen lassen.

Diesen Weg gehen auch anderen Geldinstitute. So kooperieren schon einige Direktbanken mit dem Online-Makler Clark, aber auch mit dessen Mitbewerbern Getsafe und Knip. Die Deutsche Bank hat kürzlich eine Zusammenarbeit mit dem Digital-Makler Friendsurance vereinbart. Solche Kooperationen gelten als "Win-Win-Situation" für beide Seiten: Die Makler oder in dem Falle die R+V erhalten Zugang zu digital-affinen Kunden, die nicht nur Bank-, sondern auch Versicherungsgeschäfte übers Internet erledigen. Die Geldinstitute wiederum verbessern ihre Provisionserträge.

Nicht alle Genossenschaftsbanken zur Zusammenarbeit bereit
Dem Zeitungsbericht zufolge hat die  R+V zwar bereits einen Direktversicherer, die R+V24, und eine Online-Plattform für alle Kunden, mittels derer sie die Policen verwalten können. Aber nur ein Bruchteil der Kunden nutzt dieses Angebot. Nach Meinung von Experten liegt dies daran, dass Verbraucher Versicherungen nach dem Abschluss einfach nicht regelmäßig überprüfen – sie haben mit dem Versicherer weniger zu tun. Beim Konto sei das anders, hier schauen sie wesentlich häufiger nach und damit dann auch auf die Policen: "Aber über die elektronische Verbindung sichern wir unseren Wettbewerbsvorteil als Bank- und Versicherungsgruppe", zitiert die Zeitung Rollinger.

Allerdings: Nicht alle Genossenschaftsbanken verkaufen die Policen der R+V, so die SZ. In Bayern beispielsweise haben die Allianz und die Versicherungskammer Bayern eine starke, historisch gewachsene Präsenz bei vielen Banken, in Baden-Württemberg die Württembergische. "Manche Banken arbeiten bewusst mit mehreren Versicherern zusammen, die nennen wir Zebrabanken", erklärt Rollinger. Es handele sich schließlich um 950 selbständige Genossenschaftsbanken. "Die können für sich entscheiden.“ Und der R+V-Chef muss sie für eine Kooperation überzeugen. (jb)