Der Weltaktienmarkt befindet sich trotz der jüngsten Korrektur weiterhin auf historisch hohem Niveau. Mit einem Kursplus von 15 Prozent verzeichnete der MSCI World Index in den ersten sechs Monaten des Jahres das viertbeste Halbjahresergebnis in diesem Jahrtausend. Basierend auf den aktuellen Unternehmensgewinnen kletterte die Bewertung des Aktienbarometers in diesem Zuge auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 22.

Das Shiller-KGV, das die Unternehmensgewinne aus den vergangenen zehn Jahren einbezieht, liegt derzeit bei 29,7 und damit fast ein Viertel über dem Median (24) der letzten 37 Jahre. Oberflächlich betrachtet sind globale Aktien trotz des erheblichen Zinsdrucks auf die Bewertungen so teuer wie nur selten zuvor. Zu teuer? "Das kommt darauf an!", meint Daniel Arndt, Leiter des Kompetenzcenters Investment beim Münchner Maklerpool Fonds Finanz. Denn die Bewertung des Weltaktienmarktes werde vor allem durch die hohen Gewichtungen der US-Technologieaktien wie Apple, Microsoft oder Nvidia verzerrt. Ohne die hohen Gewichtungen der Tech-Giganten falle die Bewertung des Aktienmarktes, gemessen am gleichgewichteten MSCI World Equal Weight Index, um 15 Prozent günstiger aus.

"Das liegt insbesondere am historisch hohen Bewertungsabschlag der kleinen und mittelgroßen Firmen gegenüber den sehr großen Standardwerten", erläutert Arndt. "Doch es gibt auch große Unternehmen, die zu einem Schnäppchenpreis zu haben sind und von diversen strukturellen Trends profitieren können."

Aktuell kaum Mittelzuflüsse
Arndt räumt ein, dass günstige Value-Aktien zuletzt nicht das dominante Investmentthema waren – weder bei der Investmentberatung noch am Stammtisch. "Stattdessen zogen Hype-Themen wie KI zu viel Aufmerksamkeit, zu viel Geld und schlussendlich eben auch Kursgewinne auf sich. Value-Aktien werden inmitten dieses Hypes vernachlässigt und fundamental verkannt", meint der Marktkenner.

Die Mittelzuflüsse in Value-Fonds und -ETFs seien gering, obwohl die Performance des MSCI World Value Index über drei Jahre gleichauf mit seinem Growth-Pendant liege, wie Arndt feststellt. "Überraschenderweise konnten Substanzaktien in den letzten 50 Jahren jährlich nur 13 Prozent weniger Gewinnwachstum erzielen als die stets doppelt so teuren Wachstumsaktien", betont er.

Gefragte Branchen
Mit Blick auf strukturelle Entwicklungen, etwa die Dekarbonisierung der Wirtschaft oder die Sanierung der maroden Infrastruktur in der westlichen Welt, dürften Substanzaktien künftig eine tragende Rolle spielen, erwartet der Anlageexperte. Daher hat er sich für FONDS professionell ONLINE fünf relevante Value-Fonds näher angeschaut – seine Analyse finden Sie in der Bilderstrecke oben.

Bei dieser Auswahl würden sowohl Anleger fündig, die auf einen Aufschwung zyklischer Branchen wie den Energie-, Finanz- oder Industriesektor setzen möchten, als auch Investoren, die ihrem mit Aktien à la Nvidia und Microsoft bestückten Portfolio mehr Balance verleihen wollen, ist Arndt überzeugt. Selbst nach der jüngsten Kurskorrektur seien US-Tech-Aktien mit einem KGV von 40 bewertet. "Bei den vermeintlichen KI-Profiteuren wird nun jedoch vermehrt die Frage aufgeworfen, wie und wann sich die enormen Investitionen in Gewinne umwandeln lassen", sagt Arndt. "Es scheint: Die Stunde der attraktiv gepreisten werthaltigen Aktien hat geschlagen." (bm)