Das Thema Digitalisierung schlägt in der Assekuranz zurzeit hohe Wellen. Jüngstes Beispiel: "Mit xbAV konnten wir den führenden Technologieanbieter für digitale Lösungen in der betrieblichen Altersversorgung als starken Partner an unsere Seite holen", meldete unlängst der Poolmarktführer Fonds Finanz. Den Zugang zu xbAV erhalten Makler komplett kostenfrei.

Das Tool "bAV-Berater" führe den Vermittler durch die gesamte Beratung. Die Software ermittelt die Versorgungslücke, simuliert die Lohnabrechnung mit und ohne bAV, vergleicht bAV mit privater Vorsorge und beinhaltet die Nachsteuerbetrachtung in der Rentenphase. Alle Dokumente werden automatisch erstellt und können digital übermittelt werden. 

Aus Maklersicht ist das ein weiterer Baustein, in der Beratung ein Stück digitaler zu werden. Auch andere Pools wie Blaudirekt, BCA oder Netfonds investieren viel Geld in die IT, um den Vermittlern administrative Aufgaben abzunehmen. Doch für viele Einzelkämpfer ist und bleibt das Maklerbüro noch immer ein digitaler Flickenteppich. Häufig mangelt es an vernünftigen Schnittstellen für die Datenübertragung zwischen Maklern, Versicherern und Dritten. Ziemlich weit ist in diesem Spannungsfeld die Maklergenossenschaft Vema, die auf komplette Digitalisierung setzt.

Dunkelverarbeitung: Schneller und kundenfreundlicher
Inzwischen würden über 60 Prozent aller Antragsprozesse "dunkel" verarbeitet, also voll digital. Man sei in Gesprächen mit Versicherern, um dies in absehbarer Zeit auch bei Bestandsübertragungen und der Schadenbearbeitung hinzubekommen. "Bei Kfz-Schäden bei der SV-Versicherung klappt das schon heute, und Bestandsübertragungen bei Axa sind kürzlich auch freigeschaltet worden", sagte Vema-Vorstandschef Hermann Hübner am Rande des jüngsten Jahreskongresses (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Natürlich gebe es in Sachen IT noch einige Herausforderungen. Im Bereich Technologie setze die Genossenschaft mit oberster Priorität ihr Großprojekt "Vemadata" um. Ziel sei die Vernetzung der Informationen und Daten des Versicherungsmaklers (Maklerverwaltungsprogramm samt Kundenstamm- und Vertragsdaten sowie einer Schnittstelle zur Kundendatenübergabe), der Genossenschaft (Vema-Extranet), der Versicherer (Bipro samt Abholung der Dokumente und Vertragsdateien) und auch von externen Quellen wie IBAN-Prüfung von Banken, Unternehmensdaten/Insolvenzverzeichnis sowie Geo- und Bilddaten.

Wie mit dem Data-Projekt gewaltig Zeit gespart wird
Ein Beispiel, was in absehbarer Zukunft über "Vemadata" funktionieren soll: Die Maklergenossenschaft verhandelt mit einem Versicherer die Konditionen, etwa für den Einschluss von Elementargefahren in die bestehenden Wohngebäudeversicherungen. Anhand der vorhandenen Datensätze könne Kunden so ein individuelles Angebot per E-Mail zugeschickt werden – mit der Absenderkennung und Signatur des Maklers. Solche Kampagnen sind schon machbar, etwa jüngst die Vertriebsaktion zur Cyber-Absicherung oder der Versand des monatlich zur Verfügung gestellten Kunden-Newsletters.

Auch der Dokumentenabruf aus den verschiedenen Versichererportalen wurde optimiert. So muss ein Vema-Makler sich nicht mehr bei jedem dieser Portale umständlich einloggen und herunterladen, was für seinen Bestand hinterlegt wurde. Dies war ein langjähriges Ärgernis für viele Makler, weil sie damit viel Zeit im Büroalltag zubringen mussten. "Nun können alle relevanten Dokumente einfach und zentral über das Vema-Extranet aus allen Portalen abgerufen werden", berichtet Hübner im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE. Zum Löschen von Kundendaten stellt Hübner eine Standard-Löschliste in Aussicht.

Über die Postbox Zugriff zu allen Versicherern
Bei der Anbindung leistet die Vema-Postbox – gewissermaßen eine Vorstufe von "Vemadata" – laut Hübner gute Dienste. Die Postbox dient zur zentralen Dokumentenabholung bei den angeschlossenen Versicherern und legt die Dokumente im Vema-Extranet ab. Auch Deckungsnoten sind einsehbar. "Es sind nahezu alle Maklerversicherer angeschlossen", betont er. Die Postbox baut auf der Passwortverwaltung auf. Auf diesem zentralen "Internetbahnhof" des Maklers werden sämtliche Passwörter zu allen Versicherern hinterlegt und zentral verwaltet.  

Rund 900 von 3.100 Maklerbetrieben nutzen die Postbox schon, erläutert Hübner. Dabei würden 250.000 Dokumente pro Monat abgeholt. Da jeder Vema-Makler im Schnitt bei 15 Versicherern angebunden sei, stelle das einen riesigen Zeitgewinn gegenüber der bislang nötigen Abholung bei jedem dieser Versicherer dar. Demnächst würden neben der Dokumentenabholung auch "Deeplinks" zu den Versicherungsverträgen bei den Versicherern möglich sein. Dazu werde die Vernetzung nach Bipro-Norm 440 freigeschaltet. So könnten neue Dokumente in die Vertragsakte beim Versicherer eingespielt werden. 

Beteiligung der Makler dringend erwünscht
Es liege aber auch an den Maklern, das Digitalisierungsprojekt zum Erfolg zu führen. "Man muss die Postbox schon nutzen, um davon zu profitieren", rief Hübner den Kongressteilnehmern in einem Vortrag zu. Man könne schon sehr viele Daten für die Anwendung im Maklerbetrieb aufbereiten. Derzeit seien im System 2,3 Millionen Kundendatensätze, zudem 2,9 Millionen Datensätze in den Vema-Rechnern, 1,7 Millionen Daten aus Risikoerfassungen und zwei Millionen Dokumente in der Postbox hinterlegt.

Die Genossenschaft setzt weiterhin auf "Produktveredelung". Über die Vema-Tarifrechner würde sehr viel Geschäft eingedeckt, das auf eigene Deckungskonzepte entfällt. Im April werde eine neue Privathaftpflichtdeckung auf den Markt kommen, die gemeinsam mit AIG entwickelt wurde.

Neuer Vergleichsrechner mit einer Oberfläche für alle Sparten
Ebenfalls Anfang April wird die erste Ausbaustufe einer neuen Vergleichsrechnergeneration freigeschaltet. "Künftig sind die Sparten nicht mehr auf einzelne Rechner aufgeteilt, sondern alle Sparten in einer Oberfläche integriert", berichtet Markus Gollwitzer, Leiter Produktmanagement bei der Vema.

Somit könnten Angebote für eine Kundenverbindung über verschiedene Sparten in einem Arbeitsgang bearbeitet werden. Ebenso sei es möglich, unterschiedliche Tarife für unterschiedliche Risiken in einer einzigen Berechnung zusammenzufassen, etwa für eine ganze Familie. Auch eine von Maklern sehr häufig gewünschte Funktion komme hinzu: Künftig soll es möglich sein, mehrere Tarifvarianten eines Versicherers nebeneinander zu stellen und zu berechnen. (dpo)