Die Abrechnung von Bestandsprovisionen durch die Fondsanbieter kann sich mitunter hinziehen. Dafür gibt es mehrere Gründe. So hemmt die bruchstückhafte Digitalisierung der Branche den Prozess. "Viele Häuser nutzen noch ein Flickwerk an Systemen", sagt Christian Zahn, Partner bei der Unternehmensberatung McKinsey. "Nur wenige haben ihre Abläufe von Anfang bis Ende digitalisiert und automatisiert."

Ähnliches berichtet Steffen Ahlers von der Fondsdaten- und Technologiefirma FE Fundinfo mit Sitz in Zürich. "Die Asset Manager nutzen teilweise noch Systeme, die sie selbst einmal vor Jahren zusammengebastelt haben, um Bestandsprovisionen zu berechnen", sagt Ahlers. "Andere verwenden bis heute noch Excel – vielleicht mit Macros –, um die Provisionen zu berechnen." Excel-Dateien würden vielleicht noch funktionieren, wenn die Komplexität bei der Abrechnung nicht so groß sei.

Kein Geld mehr in die Hand genommen
"Doch sobald die Strukturen komplizierter werden, lassen sich die Daten nicht mehr gut und zügig verarbeiten", meint Ahlers. Dieser Umstand führt dazu, dass sich die Kalkulation von Provisionen zum Teil Monate über das Ende des Abrechnungszeitraums hinaus hinziehen kann. Eine Besserung scheint nicht in Sicht. "Angesichts der Debatte um die Bestandsprovision hat kaum ein Asset Manager wirklich Geld in die Hand genommen, um in neue Systeme zu investieren und das Ganze anständig aufzusetzen", sagt Ahlers.

Sein Haus preist nun einen Ausweg an. Die Schweizer Gesellschaft hat eine Software entwickelt, mit deren Hilfe sich das Abrechnungsverfahren weitgehend elektronisch abwickeln lässt. "Wir erfinden das Rad gewiss nicht neu", betont Ahlers. "Aber wir denken, dass wir die Asset Manager bei der Digitalisierung unterstützen können." Mit einer besseren Technologie ließen sich die vielen manuellen Arbeitsabläufe und der bisher nicht standardisierte Datenaustausch automatisieren. Die Abwicklung erfolge somit einfacher und rascher. Die Zürcher nennen zehn Tage als Ziel für die Erstellung einer kompletten Provisionsabrechnung.

Sollbruchstellen mit Excel überbrückt
Branchenbeobachter halten Angebote wie das der Schweizer im Grunde für interessant. "Eine Software für die Steuerung der Fondskostenabrechnung ist prinzipiell eine feine Sache", meint Wesselin Kruschev von der Technologieberatung Capco. Fraglich sei allerdings, ob diese in der Breite auch Verwendung finde. "Denn die Asset Manager müssen so eine Software mit allen Informationen zu den Provisionen ihrer Vertriebskanäle füttern", gibt Kruschev zu bedenken. "Das ist eine größere Aktion, die sich nur für die Asset Manager lohnen würde, die sehr breit aufgestellt sind." Kleinere Häuser würden mit Excel und Co. gut zurechtkommen.


Warum sich Provisionshöhen von einem Absatzkanal zum anderen unterscheiden sowie im Laufe der Zeit schwanken können und warum viele Vertriebsverträge aktualisiert werden müssten, lesen Sie im vollständigen Artikel, der in Ausgabe 2/2024 von FONDS professionell erschienen ist. Angemeldete Nutzer finden den Beitrag auch hier im E-Magazin.


Der Branchenkenner verweist zudem auf mehrere Umstände, die die Digitalisierung im Fondsgeschäft behindern. "Die Wertschöpfungskette ist im Vergleich zu anderen Sektoren sehr komplex – und eben zu komplex, um dies mit einem einzelnen System von Anfang bis Ende abzudecken", so Kruschev. "An vielen Sollbruchstellen wird mit Excel hantiert." Zudem liege nur ein Teil der Wertschöpfungskette im Hoheitsbereich der Asset Manager, etwa Portfoliomanagement, Operations, Vertrieb und Vertriebsservice.

Am wenigsten digitalisierter Finanzdienstleistungszweig
Da Asset Manager jedoch nur einen Teil der Wertschöpfungskette selbst beeinflussen könnten, sei es ihnen auch nur in begrenztem Maße möglich, ihre Kosten über eine Digitalisierung zu reduzieren. "Allenfalls die Schnittstellen zum Vertrieb lassen sich vielleicht etwas optimieren", sagt Kruschev und folgert: "Das Asset Management ist einer der am wenigsten digitalisierten Finanzdienstleistungszweige." (ert)