Die Wirtschaftswelt ändert sich laufend. Neue Geschäftsfelder gewinnen an Bedeutung, andere sterben ab. Entsprechend passen sich die Unternehmen an – wenn sie nicht untergehen. Dieser Wandel spiegelt sich auch in den Branchenbarometern wider. So kam es im Herbst 2018 zu einem großangelegten Umbau, als wichtige Marktmesslatten wie die Dax-Familie, das US-Leitbarometer S&P 500 oder Indizes der MSCI-Gruppe eine grundlegende Erneuerung durchliefen.

Dabei wanderten Börsenriesen wie die Google-Muttergesellschaft Alphabet, das Videoportal Netflix, das soziale Netzwerk Facebook oder der Kurznachrichtendienst Twitter sowie der Bezahlservice Paypal in die neue Branche namens Kommunikationsdienstleistungen. Eine solche Operation zieht erhebliche Folgen für die Finanzbranche nach sich. Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) müssen ihre Portfolios anpassen, um das Vorbild noch korrekt widerzuspiegeln. Aktive Fondsmanager wiederum gleichen ihre Leistung an modifizierte Messlatten an.

Häuslebauer befördert
Ab dem Sommer steht der nächste Umbau an: Dann richten die Indexanbieter FTSE Russell und Stoxx ihre Klassifizierung ebenfalls neu aus. Ähnlich wie zuvor die Kollegen von MSCI und S&P Dow Jones packen auch die Index-Architekten von FTSE Russell die gesamte Struktur an. Diese gliedert sich in vier Ebenen: "Branche", "Supersektor", "Sektor" und "Subsektor".


Warum hinter den Indizes von S&P Dow Jones und MSCI eine andere Systematik steht als bei FTSE Russell und Stoxx und wie die Anbieter von Indexfonds die Umstellungen nachvollziehen, lesen Sie im neuen Heft 2019-2 von FONDS professionell ab Seite 120. Angemeldete KLUB-Mitglieder finden den vollständigen Artikel auch hier im E-Magazin.


"Auf der oberen Ebene befördern wir die Immobilienwirtschaft zu einer eigenen Branche", erläutert Susan Quintin von FTSE Russell. Die Zahl der Branchen wächst damit von zehn auf elf. Auf den nächsten Ebenen kommt es ebenfalls zu Umbauten. Eine wichtige Änderung betrifft die Telekommunikation. Die Indexarchitekten führen Festnetz- und Mobilanbieter in dem neuen Sektor Telekommunikationsdienste zusammen. Diese firmierten bislang unter der Technologiebranche.

Zykliker eingeführt
Zudem führt FTSE Russell auch die Trennung nach zyklischen und nichtzyklischen Konsumgütern ein, wie sie bei Investoren gebräuchlich ist. Diese Aufteilung hilft Anlegern, sich dem Konjunkturzyklus entsprechend defensiver oder offensiver zu positionieren. Bisher teilte die zugrundeliegende Systematik die Unternehmen nach Verbrauchsgütern und Konsumdienstleistungen ein. Der Wirtschaftszweig Öl und Gas wiederum wird in Energie umbenannt. "Damit erhalten Bereiche wie erneuerbare Energien mehr Aufmerksamkeit", erläutert die Index-Ingenieurin.

Apfel bleibt am Baum
Eine Änderung, die beim Umbau von MSCI und S&P Dow Jones viel Beachtung fand, nehmen die ICB-Architekten so aber nicht vor. Schwergewichte wie Alphabet, Apple, Amazon und Co. behalten ihren angestammten Platz. Lediglich der Internetbereich innerhalb der Technologiebranche erhält eine neue Bezeichnung: digitale Verbraucherdienstleistungen. Das Argument der Konstrukteure: Auch wenn die Onlineplattformen zunehmend Umsätze aus Werbung oder digitalen Produkt- und Dienstleistungsangeboten erzielen, seien die Haupterlösquellen immer noch die Technologie und der Service drumherum. (ert)