Nachhaltigkeit ist in der Finanzbranche der Trend des Jahres, vielleicht sogar des Jahrzehnts. Forscher haben allerdings Zweifel daran, dass man mit grünen Geldanlagen tatsächlich das Klima retten oder die Klimawende schaffen kann. In einer gemeinsamen Studie warnen das Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE, die Wirtschaftsuniversität ESMT Berlin und die Dresdner Niederlassung des Ifo-Instituts vor überzogenen Erwartungen. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) berichtet, stellen die Wissenschaftler in ihrer Untersuchung fest, dass ESG-Investments höchstens unter ganz bestimmten Bedingungen einen messbaren Beitrag zum Klimaschutz leisten.

In Unternehmen und im Staatshaushalt gibt es laut der Ausarbeitung keinen kausalen Zusammenhang zwischen grünen Finanzierungsinstrumenten wie Aktien und Anleihen sowie der Nutzung der eingesammelten Mittel für nachhaltige Zwecke. "Grüne Finanzanlagen haben demnach weit weniger Einfluss als gewünscht auf die Investitionen von Unternehmen und Staat", schreiben die Forscher. Wer in nachhaltige Anlagen investiere, ändere nichts an den CO2-Emissionen der Gesamtwirtschaft.

Umetikettierung bei Bonds
Auch Green Bonds, mit denen konkrete Nachhaltigkeitsprojekte auf staatlocher Ebene finanziert werden, sehen die Studienautoren kritisch. Deutschland emittiere einfach grüne Anleihen in genau der Höhe, in der vorher im Bundeshaushalt Ausgaben für grüne Projekte festgelegt worden seien. Damit wird schlicht eine Anleiheart gegen die andere ausgetauscht.

Investoren können nach Einschätzung der Forscher am ehesten etwas bewegen, wenn sie sich aktiv in unternehmerische Entscheidungsprozesse einbringen. Sie müssen dann allerdings mit Renditeeinbußen rechnen, warnt Marcel Thum, Leiter der Ifo-Zweigstelle Dresden, in der FAZ. Er und die anderen Studienautoren fordern, die CO2-Emissionen mit politischen Regulierungsinstrumenten wie einem Emissionshandelssystem zu senken, statt auf privates Engagement zu setzen. (fp)