Selbst eingefleischte aktive Vermögensverwalter haben mittlerweile den Schritt in den Markt mit börsengehandelten Fonds (ETF) gemacht (zum Beispiel kürzlich Fidelity.) oder sie passten ihre Preise an die ETF-Konkurrenz an (wie bei UBS). Zu groß ist der Druck durch die schnell wachsenden günstigeren Rivalen, als dass man sich dem Markt verschließen könnte.

In Europa haben ETF-Anbieter ihr Anlagevolumen in den letzten fünf Jahren auf 550 Milliarden Euro verdoppelt. Doch der Markt ist so stark fragmentiert, dass weniger als ein Drittel der ETF groß genug sind, um für die Anbieter profitabel zu sein. In den kommenden Jahren sind daher Konsolidierungen zu erwarten. Das legt ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg nahe.

Verlustreicher Kampf um Marktanteile
In den USA liegt das durchschnittliche Volumen eines ETF bei rund 1,4 Milliarden Dollar, in Europa hingegen nur bei 260 Millionen Dollar. Die ETF-Anbieter nehmen Verluste in Kauf, weil sie darauf setzen, Anlagegelder von neuen Kunden oder Konkurrenten, die im Wettbewerb nicht standhalten können, zu gewinnen.

In Europa gibt es rund 2.200 ETFs. Mehr als 1.500 davon sind weniger als 100 Millionen Dollar groß. Das ist die Grenze, ab der sie für den Anbieter üblicherweise Geld abwerfen, wie Andreas Zingg sagt. Zingg ist Leiter Vertrieb für das ETF-Geschäft in Kontinentaleuropa bei der US- Fondsgesellschaft Vanguard in Zürich.

Effizienz und Liquidität fehlen
Die ETFs konkurrieren zumeist über den Preis und benötigen ein ausreichendes Anlagevolumen, um jene Provisionen zu generieren, die für die laufenden Betriebskosten erforderlich sind. Den kleineren Produkten mangele es an allen großen Vorteilen eines ETF – Kosteneffizienz und Liquidität, erklärt Zingg. Bei Vanguard, die in Europa auf rund vier Prozent Marktanteil kommt, ist ein Drittel der 18 ETFs kleiner als 100 Millionen Euro. Dazu zählen die neuesten und preiswertesten Produkte. Blackrock, die weltgrößte Fondsgesellschaft, ist über die Tochter iShares der größte Anbieter von ETF und kontrolliert fast die Hälfte des Marktes.

"Man ist nicht profitabel, solange man keine erhebliche Größe hat", erklärt Paul Stratford, Executive Director im Bereich Asset Management bei der Unternehmensberatung EY in Edinburg. "Wettbewerber, die nicht in der Lage sind, Geld zu verdienen, werden aus dem Markt ausscheiden."

0,3 Prozent Provision
Die typische Provision für einen ETF liegt in Europa bei rund 30 Basispunkten oder 0,3 Prozent, berichtet Bloomberg aus den Vanguard-Daten. Das ist weniger als die Hälfte der 0,75 Prozent für einen aktiv gemanagten Anlagefonds. Ein Investor zahlt also drei Dollar je 1.000 Dollar Anlagesumme statt 7,50 Dollar. Bei europäischen Aktienfonds, für die Fondsmanager die größten Unternehmen der Region auswählen, liegt die Gebühr nach Angaben des Fondsbeobachters Morningstar bei 1,67 Prozent oder 16,70 Dollar.

Die ETF-Anbieter wollen die volle Bandbreite an Produkten offerieren – ein bisschen wie ein Supermarktbetreiber, sagt Kenneth Lamont von Morningstar. Der Analyst schätzt, dass die europäischen ETFs bis 2020 ein Volumen von einer Billion Euro übertreffen.

Für jedes Land ein Extra-Produkt
Anders als in den USA müssen die ETF-Anbieter in Europa Produkte in unterschiedlichen Märkten nachbauen, mit unterschiedlichen Steuer- und Aufsichtsregelungen.

Ende Februar gab es in den USA 1.995 ETFs von 190 Anbietern an drei Börsen, wie aus Angaben der Londoner Research- Gesellschaft ETFGI hervorgeht. In Europa waren es 2.233 ETFs von 58 Anbietern an 25 Börsen in 21 Ländern.

Seit der ETF-Pionier, der SPDR von State Street Corp., 1993 aufgelegt wurde, ist das Anlagevolumen der Produkte auf über vier Billionen US-Dollar weltweit angeschwollen. (bloomberg/eml)