Die Immobilienbranche macht kein Hehl daraus, dass ihr eine CDU-geführte Regierung lieber wäre – gewesen wäre, sollte es inzwischen wohl eher heißen. Große Erleichterung stellte sich jedoch darüber ein, dass ein rot-rot-grünes Bündnis abgewendet werden konnte.

Bestürzung hingegen löst der Ausgang des Berliner Volksentscheids aus: Fast 57 Prozent der Hauptstädter haben dafür gestimmt, Konzerne, die mehr als 3.000 Wohneinheiten verwalten, zu enteignen und ihre Bestände in Gesellschaftseigentum überführen. Der Entscheid entfaltet zwar keine bindende Wirkung, das Land Berlin müsste zunächst ein entsprechendes Gesetz verabschieden, das zuvor die parlamentarischen Prozesse zu durchlaufen hätte. Aber das Ergebnis des Volksentscheids zeigt eine problematische Stimmungslage auf.

ZIA ruft zu Besonnenheit auf
Der Zentrale Immobilien Ausschuss ZIA, Spitzenverband der Immobilienwirtschaft, ruft die Politik zur Besonnenheit auf. Die geforderte Enteignung von mehr als 240.000 Wohnungen müsste laut Senat mit bis zu 36 Milliarden Euro entschädigt werden. "Für dieses Geld ließen sich alternativ 137.000 neue Wohnungen bauen – das war der Bedarf an Wohnungen in Berlin im Jahr 2019", sagt ZIA-Präsident Andreas Mattner. "Daher kann die Antwort auf den angespannten Markt in der Hauptstadt nur sein: Neubau und die Ausweisung von mehr passenden Flächen für bezahlbaren Wohnraum."

Am gestrigen Montag teilte der Wohnungskonzern Vonovia mit, inzwischen über einen Aktienanteil an der Deutsche Wohnen von rund 50,5 Prozent zu verfügen. Damit übernimmt Vonovia mehr und mehr das Sagen und kann die seit vielen Jahren geplante Fusion weiter vorantreiben. Die Parallelität der Ereignisse zeigt, dass jedenfalls Vonovia nicht davon ausgeht, dass das Enteignungsverlangen Gesetzeskraft erlangen wird. Wie Immobilien-Manager, Hausverwaltungen und die großen Verbände das Ergebnis der Bundestagswahl und des Volksentscheids bewerten, lesen Sie in der Bilderstrecke oben – einfach weiterklicken! (tw)