Angebot. Die 7x7 Energiewerte Deutschland II. GmbH & Co. KG begibt eine Anleihe. Mit den eingeworbenen Geldern will sie Solaranlagen errichten und betreiben. Da die Anlagen noch nicht feststehen, handelt es sich um einen Blindpool. 7x7 will insgesamt 10 Millionen Euro platzieren, längstens bis zum 30. November 2018. Ab 5.000 Euro können Anleger die Anleihe zeichnen. Der Nennbetrag einer Teilschuldverschreibung beträgt 1.000 Euro. Anleger erzielen Einkünfte aus Kapitalvermögen. Die Schuldverschreibungen enden am 31. Dezember 2027.

Zielmarkt. Seit Januar 2017 wird Strom aus neuen Solaranlagen ab 750 kWp nur noch auf Basis einer erfolgreichen Teilnahme an einer Ausschreibung gezahlt. Den drei Ausschreibungsrunden für Solaranlagen im Jahr 2017 über jeweils 200 MW standen eingereichte Gebotsmengen von 488 MW in der ersten Runde, 646 MW in Runde 2 und 754 MW in der dritten Runde gegenüber. Der vorgegebene höchste zulässige Angebotswert von 8,91 Cent je kWh wurde deutlich unterschritten. So lagen die tastsächlich vergebenen durchschnittlichen Zuschlagswerte bei 6,58 Cent in der ersten Runde im Februar 2017, bei noch 5,66 Cent in der Runde 2 im Juni 2017 und lediglich bei 4,91 Cent in der dritten Runde im Oktober 2017. Die verbliebenen Vergütungen zeigen den enormen Wettbewerbsdruck, dem Solaranlagenbauer unterliegen. Ohne die in den vergangenen Jahren erheblich gesunkenen Modulpreise wäre die Entwicklung nicht möglich gewesen. Für Solaranlagen unter 750 kWp finden jedoch keine Ausschreibungen statt. Die Vergütung erfolgt nach EEG und beträgt derzeit 8,84 Cent pro kWh.

Historie. Die 7x7 Invest AG hält alle Kommanditanteile des im März 2017 gegründeten Emittenten. 64 Prozent der Aktien gehören Andreas Mankel, der Rest ist Streubesitz. Das Jahr 2015 beendete die 7x7 Invest AG mit einem Bilanzverlust von 1,6 Millionen Euro, bei gleichzeitigen Kapitalrücklagen von 2,1 Millionen Euro und einer Bilanzsumme von 16,6 Millionen Euro. Andreas Mankel ist Bankkaufmann und genossenschaftlicher Bankbetriebswirt. Er war vor seiner Tätigkeit bei 7x7 selbstständiger Finanzplaner und Gesellschafter der Plansecur. Mit Andreas Mankel besteht ein Schlüsselpersonenrisiko. Die 2006 von Mankel gegründete 7x7-Gruppe beschäftigt derzeit 50 Mitarbeiter.
Die 7x7 Energie GmbH projektiert die Solarparks. Die eigentliche Errichtung der Solaranlagen erfolgt durch die IBC Solar AG, mit der 7x7 auch weiterhin zusammenarbeiten will. IBC Solar hat nach eigenen Angaben bislang rund 120 PV-Projekte mit einer Gesamtleistung von 400 MW installiert. Die technische und kaufmännische Betriebsführung der Solarparks des Emittenten obliegt der 7x7 Service GmbH. Auch der Treuhänder gehört zur 7x7-Unternehmensgruppe, damit bestehen Interessenkonflikte. Ein weiterer, erheblicher Interessenkonflikt ergibt sich daraus, dass die Fremdfinanzierung teilweise aus Konzerndarlehen erfolgen soll.
Die 7x7 Unternehmensgruppe hat bis Mai 2017 insgesamt 15 PV-Projekte, mit einem Projektvolumen von insgesamt rund 15,9 Millionen Euro realisiert. Die Anlagen gingen zwischen 2011 und 2017 ans Netz. Ihre durchschnittlich jährliche prognostizierte Einspeisung in kWh konnte bei acht Projekten übertroffen werden, sieben blieben im Durchschnitt unter den geplanten Werten. Darüber hinaus hat 7x7 elf Immobilienprojekte umgesetzt mit einem Investitionsvolumen von insgesamt rund 17,5 Millionen Euro. Weitere 15,4 Millionen Euro entfallen auf Immobilien in der Bauphase, 3,4 Millionen Euro auf Unternehmensbeteiligungen.
Für den bisherigen Verlauf der bisherigen Vermögensanlagen gibt es jedoch leider keine öffentliche Darstellung. 7x7 hat für fondstelegramm eine Übersicht zu den bisherigen Kapitalanlagen erstellt. Danach hat die 7x7-Unternehemensgruppe seit 2010 insgesamt 14 Vermögensanlagen in Form von Anleihen, Nachrangdarlehen, KG-Beteiligungen und Genussrechten emittiert mit einem platzierten Kapital von rund 86,5 Millionen Euro. Zehn der Kapitalanlagen sind geschlossen, vier können noch gezeichnet werden: die Energieanleihe 2027 und drei Private Placements. Die Platzierungsphase der 7x7-Vermögensanlagen ist mit durchschnittlich vier Jahren sehr lang. Die Genussrechte über 500.000 Euro wurden vollständig in andere Vermögensanlagen umgeleitet. Nach Angaben des Anbieters wurden bislang alle Zinszahlungen prognosegemäß entrichtet, die Zinssätze sollen zwischen drei und sechs Prozent jährlich gelegen haben. Die KG-Beteiligung Bürgerenergie I hat planmäßig für 2015 2,5 und für 2016 5,5 Prozent ausgezahlt. Die KG Beteiligung Sachwerte West I zahlte für 2012 bis 2016 insgesamt 24 Prozent aus, vier Prozent weniger als vorgesehen, da außerplanmäßig getilgt wurde.

Anleihe. Die Schuldverschreibungen sind gleichrangig mit anderen Schuldverschreibungen und nachrangig gegenüber anderen Gläubigern des Emittenten, deren Ansprüche besichert sind. Das Anleihekapital soll mit 4,5 Prozent jährlich verzinst werden. Sie Rückzahlung ist für Ende 2027 vorgesehen. Der Emittent darf weitere Anleihen begeben.

Verwendung des Anleihebetrags. Der Emittent will mit dem Anleihekapital PV-Freiflächen-Anlagen errichten. 5/8 der zu investierenden Beträge sollen in Solaranlagen fließen, die 7x7 selbst betreibt und 3/8 in PV-Anlagen, die 7x7 nach der Errichtung wieder verkauft. Daraus plant sie, die Zinsen an die Anleger zu zahlen. Die Rückzahlung der Schuldverschreibungsbeträge soll primär durch neu emittierte Anleihen, teilweise aus Erträgen der Geschäftstätigkeit und Darlehen erbracht werden.
Der Emittent konzentriert sich auf die Entwicklung von Solaranlagen in Deutschland unter 750 kWp. Der Fokus liegt auf den Bundesländern Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. 7x7 nimmt an, dass die EEG-Vergütung für Solaranlagen unter 750 kWp nicht wesentlich sinkt. Nach Angaben des Anbieters wurden bislang PV-Projekte mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 7,34 Millionen Euro für den Emittenten vertraglich gesichert.

Finanzierung. Der Anbieter hat keinen Finanzierungsplan aufgestellt. Insgesamt sollen Anlegergelder und Konzerndarlehen 80 Prozent des Gesamtinvestitionsvolumens finanzieren. Die Konzerndarlehen können von Schwestergesellschaften des Emittenten erbracht werden, die das Geld ihrerseits aus der Emission von Vermögensanlagen aufbringen. Bankdarlehen sollen nicht aufgenommen werden. 20 Prozent des Gesamtinvestitionsvolumens sollen aus Eigenkapital der 7x7 Invest AG aufgebracht werden.
13,2 Prozent des Anleihebetrags inklusive Agio entfallen auf Nebenkosten des Emittenten. Zu laufenden Nebenkosten wurden keine Angaben gemacht.

Rückfluss. Der Emittent will Erträge aus dem Verkauf von Solarparks in die Errichtung weiterer PV-Anlagen reinvestieren.
Ein Anleger, der Ende 2017 beigetreten ist, würde bei prognosegemäßem Verlauf der Anleihe nach zehn Jahren Laufzeit insgesamt 133 Prozent seines Schuldverschreibungsbetrags ohne Agio, nach Steuern zurückerhalten und eine IRR-Rendite von 3,3 Prozent jährlich nach Steuern erzielen.

fondstelegramm-Meinung. Gut an der Kapitalanlage ist, dass zumindest sichtbar wird, dass der Anbieter seit einigen Jahren tatsächlich in Solarparks investiert hat. Er stellt auch dar, welche Vergütungen die einzelnen Solarparks erreichen konnten und was geplant war. Positiv ist auch seine Kommunikationsbereitschaft. Für Anleger ist jedoch die transparente Darstellung des detaillierten Verlaufs der bisherigen Vermögensanlagen erforderlich für eine Anlageentscheidung, zumal es sich hier um einen Blindpool handelt, für den es nicht einmal einen Finanzierungsplan gibt. Da Schwestergesellschaften des Emittenten Darlehen gewähren sollen, sind an der Stelle erhebliche Interessenkonflikte unausweichlich.

Anleger sollten mit einer Zeichnung warten, bis der Anbieter den detaillierten Verlauf seiner bisherigen Vermögensanlagen veröffentlicht und von einem Wirtschaftsprüfer bestätigen lässt.