Angebot. Der Rinderhalter Agri Terra KG bietet Anlegern an, Kälber in Paraguay direkt zu erwerben. Ein Investment ist ab 5.000 Euro, US-Dollar oder Schweizer Franken möglich. Darin sind 5 Prozent Disagio enthalten. Anleger schließen mit der Agri Terra KG einen Vertrag über den Ankauf, die Betreuung und den Verkauf von Jungrindern in Paraguay ab. Nach mindestens sechs bis höchstens 22 Monaten sollen die Rinder als Schlachtvieh verkauft werden. Der Zeitpunkt, ab dem ein Rind nicht mehr schwerer wird, ist je Tier verschieden. Anleger können Agri Terra jedoch jederzeit anweisen, ihr Rind zu veräußern. Sie könnten theoretisch auch fordern, ihr Tier auf einer anderen Farm weiterleben zu lassen.

Zielmarkt. Die OECD veröffentlichte im Juli 2015 eine Studie über Fleisch und gab einen Ausblick bis 2024. Sie schätzt, dass die Rindfleischpreise im Jahr 2024 4.900 US-Dollar je Tonne betragen werden. 2015 und 2016 werden die Rindfleischpreise durch das Herdenwiederaufbauprogramm in einigen Ländern noch hoch bleiben, dann aber durch die wachsende Produktion unter Druck geraten.
Von 2015 bis 2024 wird die gesamte Fleischproduktion weltweit um 51 Millionen Tonnen steigen, schätzt die OECD. Dabei wird die Hälfte der zusätzlichen Produktion aus Geflügelfleisch bestehen und ein Drittel aus Rindfleisch der Länder Brasilien und China. Dem zunehmenden Geflügelfleischkonsum ist der bis 2024 steigende Fleischkonsum zu verdanken. Der jährliche Fleischverbrauch wird für 2024 auf 35,5 kg pro Kopf geschätzt, das sind 1,6 kg mehr als im vorangegangenen Zehnjahreszeitraum. Regional betrachtet, entsteht die wachsende Nachfrage hauptsächlich in Asien, Lateinamerika und im Mittleren Osten.
In den vergangenen zehn Jahren ging der Pro-Kopf-Verbrauch an Rindfleisch zurück. Die OECD erwartet, dass er sich in den kommenden zehn Jahren insgesamt stabilisieren wird, wobei es hier regionale Unterschiede gibt. In den Industrieländern erwartet die OECD einen Rückgang um 2 Prozent, in den Entwicklungsländern dagegen einen steigenden Verbrauch um 6 Prozent – allerdings liegt der Verbrauch in den Entwicklungsländern dann immer noch 35 Prozent unter dem der Industrieländer.
Der weltweite Fleischmarkt wird wesentlich von der Handelspolitik, der Innenpolitik und von Tierseuchen beeinflusst. So sieht der Bauernverband in Deutschland mit Skepsis die Bestrebungen Südamerikas nach höheren Agrarexporten in die EU, darunter auch Rindfleisch. Die hohen Anforderungen in den EU-Ländern würden zu Wettbewerbsnachteilen führen. So steht eine Erhöhung des zollfreien Einfuhrkontingents für Rindfleisch im Raum, was die innereuropäische Fleischproduktion negativ beeinflussen würde, so der Bauernverband.
Paraguay ist ein landwirtschaftlich geprägtes Entwicklungsland. Seine Wirtschaft ist unter anderem von großen staatlichen Monopolbetrieben geprägt. 2014 erwirtschaftete das Land laut Auswärtigem Amt ein Bruttoinlandsprodukt von 4.460 US-Dollar je Einwohner und gehört damit zu den ärmsten Ländern Südamerikas. Der landwirtschaftliche Sektor wird dominiert vom Sojaanbau und von der Rinderzucht. Die Industrie ist nur schwach entwickelt. Das Wirtschaftswachstum lag 2015 bei 3 Prozent. Die Inflationsrate ist schon seit Jahren rückläufig und fiel 2015 auf 3,1 Prozent. Die Staatsfinanzen schätzt das Auswärtige Amt als grundsätzlich gesund ein.
In Paraguay gibt es einen staatlichen Tierseuchen-Ausfallfonds. Alle Farmen sind verpflichtet, entsprechende Krankheitsfälle an den Ausfallfonds zu melden, nur dann erhalten sie eine Entschädigung. Zu den Seuchen gehören die Maul- und Klauenseuche. BSE ist in Südamerika nie ausgebrochen, so Agri Terra, vermutlich weil es von Tiermehl ausgelöst wurde – in Paraguay leben die Tiere ausschließlich vom Weidegras, sie werden nicht gefüttert.

Historie. 1995 begann der Anbieter, privat Rinder in Paraguay zu halten. Seit 2012 bietet er diese Leistung auch für Dritte an. Die Agri Terra KG mit Sitz in Bielefeld wurde im Jahr 2013 gegründet und verwaltet derzeit nach eigenen Angaben 5.000 Rinder für Dritte. Durch die Hinzunahme der Rinderhaltung für Dritte wird das Unternehmen rentabler, so der Anbieter. Carsten Pfau ist Komplementär und geschäftsführender Gesellschafter der Agri Terra KG. Er ist Diplom-Kaufmann. Sein Bruder, Michael Pfau, ist geschäftsführender Kommanditist. Mit beiden besteht ein Schlüsselpersonenrisiko. Das Bielefelder Unternehmen beschäftigt vier Mitarbeiter. Weitere zwei sind in Panama ansässig, für Anleger aus den USA, die Rinder kaufen möchten. Die Schwestergesellschaft Agri Terra Paraguay hat ihren Sitz in Paraguays Hauptstadt Asunción, hier arbeiten sechs Mitarbeiter. Der dortige Geschäftsführer ist Agroingenieur und stammt aus einer Rinderzüchter-Familie, auch die anderen Arbeitskräfte kommen aus der Rinderzucht.
Agri Terra hat nach eigenen Angaben seit 2013 bis 2015 Direktinvestments mit insgesamt 2,1 Millionen Euro platziert. Für die im Jahr 2013 abgeschlossenen Direktinvestments erhielten die Anleger ihr Eigenkapital plus 14 bis 17 Prozent jährlich zurück. Da jeder Anleger andere Rinder kauft und sich jedes Tier anders entwickelt, sind die Auszahlungen entsprechend unterschiedlich. Es gibt Tiere, die schneller und mehr Gewicht zulegen als andere. Für die im Jahr 2014 emittierten Direktinvestments erhielten die Anleger 8 bis 10 Prozent pro Jahr. Es wurde übrigens immer dieselbe Rasse gekauft. Die Haltezeit schwankte zwischen 12 und 22 Monaten.

Rinder. Die Rinder werden durch Seriennummern und Brandzeichen dem jeweiligen Investor zugeordnet. Der Anleger wird nach Übergabe eines Zertifikats unmittelbar Eigentümer der Tiere, die Agri Terra KG der Besitzer. Ein Pool wird nicht gebildet. Das heißt, je nachdem wie sich ein Rind entwickelt hat, fällt die Rendite für den einzelnen Anleger unterschiedlich aus.
Bevor die Mitarbeiter von Agri Terra Rinder erwerben, nehmen sie die Tiere aus vier bis fünf Farmen genau in Augenschein. Durch ihre Erfahrung können sie einschätzen, ob es sich um ein gesundes, geeignetes Tier handelt oder nicht.
Erworben werden die Kälber frühestens wenn sie keine Milch mehr benötigen, die Tiere sind dann sechs bis acht Monate alt. Der Kaufpreis eines Rinds hängt laut Anbieter unter anderem von der Rasse und dem Gewicht ab, auch davon, auf welcher Weide ein Tier aufgewachsen ist. Agri Terra bevorzugt die Rassen Braford und Brangus. Derzeit kostet ein Kalb um die 400 US-Dollar, im Preis sind der Transport und die Versicherungskosten enthalten. Je nach dem wann Agri Terra ein Tier für den Anleger kauft, zahlt der einen anderen Kaufpreis. Den Ankauf lässt der Anbieter durch einen Wirtschaftsprüfer kontrollieren, in Paraguay ist das Deloitte & Touche.
Nach ihrem Kauf bleiben die Tiere 12 bis 15 Monate bei Farmern, mit denen Agri Terra einen Vertrag abgeschlossen hat. Die Farmer pflegen im Auftrag der Agri Terra die Tiere und lassen sie auf ihren Weideflächen grasen. In Paraguay kommen auf ein ha Weidefläche nur ein bis zwei Rinder. Es gibt genügend Trinkwasser, das ist wichtig, denn eine Kuh trinkt am Tag etwa 60 Liter. Gefüttert werden die Rinder nicht. Gauchos passen auf, dass den Tieren nichts passiert und treiben sie im Bedarfsfall zusammen. Als Gegenleistung steht dem jeweiligen Farmer der Verkaufsanteil zu, der auf die Hälfte des Gewichts entfällt, welches das Tier während der 12 bis 15 Monate zugelegt hat. Diese Regelung ist in Paraguay traditionell üblich, so Agri Terra. Die Rinder wiegen bei Kauf etwa 150 bis 200 kg und vor ihrer Veräußerung 470 bis 530 kg. Mit dem Kauf beauftragt der Anleger Agri Terra schon mit dem Verkauf des Rinds als Schlachtvieh.
In der Regel verunglücken pro Herde ein bis zwei Prozent der Tiere, so der Anbieter. Die meisten Ausfälle werden durch Schlangenbisse verursacht, einige durch Pumas. Aus diesem Grund schließt Agri Terra stets eine Versicherung für zwei Prozent der Tiere ab, die diesen Ausfall vollständig kompensiert.
Gegen Tierseuchen gibt es einen staatlichen Ausgleichfonds, der die Ertragsausfälle in Höhe des Marktpreises trägt. Eine Garantie, dass der Staat letztendlich für den Verlust aufkommt, gibt es nicht.

Finanzierung. 89 Prozent der Anlegergelder werden für den Erwerb der Rinder ausgegeben. 6 Prozent sind Kosten für den Transport und den An- und Verkauf. 5 Prozent sind Nebenkosten des Direktinvestments.
Der Kauf und Verkauf der Tiere erfolgen meist in US-Dollar oder in der Landeswährung Guarani (PYG). So sind die Direktinvestments Währungsrisiken ausgesetzt. Der Wechselkurs Euro/PYG ist relativ volatil. In den vergangenen fünf Jahren bewegte er sich zwischen 5.100 und 6.500 PYG je Euro.

Steuern. Anleger erzielen in Deutschland Einkünfte aus einem privaten Veräußerungsgeschäft, die müssen nicht versteuert werden. Agri Terra muss in Paraguay Steuern zahlen, die in den Berechnungen für die Auszahlungen bereits berücksichtigt werden. Die Anleger brauchen in Paraguay keine Steuererklärung abzugeben.

Rückfluss. Der Anbieter wird jedem Kunden eine Wiederanlage seiner Erträge anbieten, der muss die Wiederanlage jedoch nicht vornehmen.
Nachdem alle Kosten beglichen wurden, einschließlich die des Weideeigentümers, die Anleger ihre Gelder und eine Auszahlung von 8 Prozent pro Jahr zurückerhalten haben, steht Agri Terra die Hälfte der verbleibenden Erträge zu.
Aus dem Verkaufserlös sollen die Anleger ihr Geld zurück erhalten und 8 Prozent pro Jahr. Der Anbieter geht nach mündlichen Angaben von jährlichen Auszahlungen zwischen 10 und 12 Prozent aus.

fondstelegramm-Meinung. Der Anbieter ist kein Finanzunternehmen, sondern bietet in seinem Spezialgebiet der Rinderzucht Direktinvestments an. Das Besondere an dieser Anlage ist, dass es keinen Ergebnis-Pool gibt. Der finanzielle Erfolg des Investments eines Anlegers hängt maßgeblich von den einzelnen Tieren ab, die er kauft. Hierbei ist er auf die Erfahrungen der Agri Terra-Mitarbeiter angewiesen, die für den Anleger die Kälber vor Ort aussuchen. Jedes Tier entwickelt sich unterschiedlich gut und schnell. So kann auch der Zeitraum bis zum Verkauf der Rinder als Schlachtvieh unterschiedlich lang andauern. Die bislang getätigten Direktinvestments der Agri Terra haben gute Ergebnisse erzielt. Ob das auch künftig gelingt, hängt unter anderem von den Fleischpreisen ab. Sollten die Rindfleischpreise ab 2017 tatsächlich unter Druck geraten, würde sich das auf die Rendite des Investments auswirken. Auch die Wechselkurse Euro/US-Dollar beziehungsweise Euro/PYG beeinflussen die Rendite.

Interessantes, lebendiges und kurz laufendes Investment eines kleinen Anbieters mit vollem Risiko.