Angebot. Autark Capital Care emittiert Namensschuldverschreibungen, die hauptsächlich zur Finanzierung von Immobilien- und Infrastrukturprojekten verwendet werden sollen. Die Projekte stehen noch nicht fest – es handelt es sich um einen Blindpool. Angeboten werden drei Beitrittsvarianten, die sich in ihrer Mindesteinzahlung, der Mindestlaufzeit und der avisierten Verzinsung unterscheiden. Insgesamt will Autark Capital Care 50 Millionen Euro platzieren, der Betrag kann auf maximal 75 Millionen Euro erhöht werden. Das im Finanzierungsplan dargestellte Gesamtkapital inklusive Agio beträgt aber nur rund 45 Millionen Euro, wovon 40,68 Millionen Euro Namensschuldverschreibungen sind. Eine Namensschuldverschreibung lautet über einen Nennbetrag von 1.000 Euro. Für die Varianten Prorendite und Prorendite Plus liegen die Mindestzeichnungssummen bei 1.000 Euro zuzüglich fünf Prozent Agio. Bei Prorendite Divisio sind zwei Jahre lang monatlich mindestens 50 Euro zu zahlen, das hohe Agio von 7,5 Prozent ist sofort zu entrichten. Anleger erzielen Einkünfte aus Kapitalvermögen. Prorendite und Prorendite Divisio können zum Ende des zweiten Jahres frühestens gekündigt werden, Prorendite Plus zum Ende des fünften Jahres. Die Ansparvariante läuft maximal 15 Jahre.

Historie. Die Autark Capital Care GmbH (Emittent) wurde im November 2015 gegründet. Ihr alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer ist Wolfgang Laufer. Er ist Versicherungs- und Finanzfachwirt, hat viele Jahre in verschiedenen leitenden Funktionen von Versicherungsgesellschaften gearbeitet. Für das Emissionshaus Fairvesta hat Wolfgang Laufer die Robustus Immobilienpolice entwickelt, die jedoch in Deutschland nicht erfolgreich war und wieder vom Markt genommen wurde. Der Emittent besteht aus Wolfgang Laufer und zwei Mitarbeitern, die aber keine Managementaufgaben erfüllen. Mit Wolfgang Laufer besteht ein Schlüsselpersonenrisiko.
Der Anbieter emittiert hiermit seine erste eigene Vermögensanlage. Das Know-how, das Portfolio mit Projekten zu füllen, will sich der Emittent von Dritten einkaufen.
Mit der Autark Gruppe haben die hier ausgegebenen Namensschuldverschreibungen laut Emittent nur insofern etwas zu tun, dass die Autark Vertrieb- und Beteiligung GmbH dem Emittenten Startkapital in Form eines Genussrechts zur Verfügung gestellt hat (siehe Finanzierung). Die Kooperation zwischen der Autark Gruppe und Wolfgang Laufers Emittentengesellschaft, besteht darin, dass Laufer die Namensschuldverschreibungen auf den Markt bringt und der Autark Gruppe zum Vertrieb anbietet. Das Einzelunternehmen Laufer Finanz und die DWW Deutsche Wirtschaft GmbH, deren Alleingesellschafter wiederum Wolfgang Laufer ist, sind nicht für den Vertrieb der Namensschuldverschreibungen verantwortlich, so Wolfgang Laufer. Ausgeschlossen scheint der Mitvertrieb laut Prospekt aber auch nicht zu sein.
Der Emittent zieht in Erwägung, sich als Genosse an der Bestcom Breitband eG zu beteiligen. Wolfgang Laufer ist Vorstandsvorsitzender der im März 2015 gegründeten Bestcom Breitband eG, er ist an der Genossenschaft mit 5.000 Euro beteiligt. Derzeit umfasst die Genossenschaft 18 Mitglieder, die zwischen 5.000 und 64.000 Euro eingezahlt haben. Die Genossenschaft befindet sich laut Emittent noch in der Planungsphase. Sie will über Dienstleister Glasfasernetze bauen, anschließen und vermieten. Bislang hat sie noch kein Projekt realisiert. Im Falle einer Beteiligung des Emittenten an Bestcom Breitband käme es durch die personelle Verflechtung über Wolfgang Laufer zu Interessenkonflikten.

Namensschuldverschreibungen. Die Namensschuldverschreibungen sind nachrangig gegenüber anderen Gläubigern, aber im Rang vor dem Genussrecht. Eingezahlte Namensschuldverschreibungsbeträge sollen wie folgt verzinst werden: in den ersten zwei Jahren mit 4,0 Prozent jährlich, im dritten und vierten Jahr mit 5,0 Prozent jährlich, vom fünften bis siebenten Jahr mit 5,5 Prozent pro Jahr und ab dem achten Jahr bis zum Laufzeitende mit 6,0 Prozent jährlich. Zeichnern der Prorendite Plus-Variante werden zum Ende des dritten Jahres einmalig 0,75 Prozent Bonus-Zinsen versprochen und am Ende des sechsten Jahres 1,5 Prozent. In der Ansparvariante sind die Zinsen am Ende der Laufzeit fällig, in den anderen beiden Varianten halbjährlich. Die Schuldverschreibungsbeträge sollen am Ende der Laufzeit zurückgezahlt werden.

Verwendung der Anlegergelder. Autark Capital Care will ein breites Portfolio aus Wertpapieren, Derivaten, Unternehmensbeteiligungen, Immobilienbeteiligungen und in Deutschland befindlichen Infrastrukturprojekten bilden. Hinsichtlich der Unternehmensbeteiligungen will sich der Emittent auf Unternehmen konzentrieren, die Immobilien- und Infrastrukturprojekte umsetzen. Die Immobilien können sowohl wohnwirtschaftlich als auch gewerblich genutzt sein. Es muss jeweils ein Verkehrswertgutachten aus den vergangenen drei Jahren vorliegen. Infrastrukturprojekte sollen vor allem ländliche Regionen mit Breitband-Internet versorgen.
Die Investitionskriterien sind sehr weit gefasst. Die aus dem Portfolio erwachsenden Risiken können extrem hoch sein. Die Gewichtung des Portfolios ist offen.

Finanzierung und laufende Kosten. 95,6 Prozent des Gesamtkapitals inklusive Agio sind Namensschuldverschreibungen, Agio und Stammkapital des Emittenten. 3,9 Prozent (rund 1,75 Millionen Euro) sollen aus – erst noch zu erzielenden – Erträgen finanziert werden. Das ist sehr gewagt. 0,5 Prozent (250.000 Euro) werden über 10 Jahre laufende Genussrechte der Autark Vertrieb- und Beteiligung GmbH erbracht, auf die hohe 5,0 Prozent Zinsen jährlich zu zahlen sind plus 25 Prozent eines etwaigen Liquidationserlöses. Der Emittent hält den Zinssatz "angesichts des hohen Risikos" für nicht zu hoch. Er hat den Betrag für die Begleichung seiner Gründungs- und Produkteinführungskosten verwendet.
87,7 Prozent des Gesamtkapitals inklusive Agio sollen investiert werden. 0,4 Prozent sind für eine Liquiditätsreserve vorgesehen. 11,9 Prozent sind Nebenkosten des Emittenten (davon entfallen 9,7 Prozent auf Emissionskosten der Namensschuldverschreibungen).
Es entstehen jährliche Aufwendungen in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro. Bezogen auf das Kapital der Namensschuldverschreibungen sind das 3,74 Prozent. 3,0 Prozent davon sind eine unübliche hohe Bestandsprovision für den Vertrieb.

Rückfluss. Reinvestitionen des Emittenten sind offensichtlich vorgesehen, da im Mittelherkunftsplan bereits mit Erträgen kalkuliert wird.
Anleger, die für zwei Jahre die Prorendite-Variante wählen, würden bei jährlicher Zinszahlung und planmäßigem Anlageverlauf Auszahlung in Höhe von insgesamt 101 Prozent ihres Eigenkapitals inklusive Agio nach Steuern zurückerhalten, was einer IRR-Rendite von 0,4 Prozent jährlich nach Steuern entspricht – bei so kurzen Laufzeiten macht sich das Agio deutlich bemerkbar.
Zeichner, die sich für die Prorendite Plus-Variante entschieden haben und fünf Jahre dabei bleiben, sollen bei jährlicher Zinszahlung und prognosegemäßem Verlauf 112 Prozent ihres Eigenkapitals inklusive Agio, nach Steuern erhalten und eine IRR-Rendite von 2,4 Prozent jährlich.
In einer ebenfalls über 5 Jahre laufenden Ansparvariante mit einer Rate von 50 Euro pro Monat und endfälligen Zinsen würden die Anleger im Planfall durch das höhere Agio 108 Prozent ihres Eigenkapitals inklusive Agio nach Steuern zurückbekommen und eine IRR-Rendite von 1,5 Prozent pro Jahr nach Steuern erzielen. Die Rendite steht für Personen, die mühsam monatlich 50 Euro im Monat zum Sparen weglegen, in keinem Verhältnis zu den sehr hohen Risiken, die sie dabei eingehen.
Auch der Emittent betont, dass er nicht auf Kunden abzielt, die ihre Vermögensanlage nur kurzfristig halten, das kommt weder ihm noch den Anlegern zugute.

fondstelegramm-Meinung. Der Emittent bringt hiermit seine erste Vermögensanlage auf den Markt, ein Indiz für einen Erfolg aus dem Verlauf bisheriger Produkte kann es folglich nicht geben. Der Emittent ist ein sehr kleines Unternehmen ohne nennenswerte Bonität, so dass auch hieraus keine Sicherheiten für den Anleger abgeleitet werden können. Er gehört außerdem nicht zu den Unternehmen, die seit Jahren auf bestimmte Sachwerte spezialisiert sind und somit große Könner in einem Bereich sind. Sein Know-how hinsichtlich der in das Portfolio aufzunehmenden Sachwerte will er von Dritten beziehen. Das Portfolio soll nicht nur aus Sachwerten gebildet werden, sondern auch aus Aktien, Derivaten und Start-Up-Unternehmensfinanzierungen. Sollte ein Teil des Kapitals in die kürzlich gegründete Bestcom Breitband fließen, sei auch hier darauf hingewiesen, dass das Unternehmen keine Erfahrung auf diesem Gebiet hat. Die laufenden Nebenkosten sind extrem hoch.

Einsteigerprodukt eines Anbieters ohne nennenswerte Bonität, ohne eigenes Produkt-Know-how bei der Bestückung eines Portfolios, was sehr hohe Risiken birgt.