Angebot. Angeboten wird die Beteiligung an der Bürgerbreitbandnetz GmbH & Co KG (BBN). Sie will ein Breitbandnetz auf Glasfaserbasis im Süden Nordfrieslands errichten und betreiben. Das Gesamtinvestitionsvolumen soll 70,45 Millionen Euro erreichen. Platziert werden sollen 21,4 Millionen Euro. Ein Mindestplatzierungsvolumen gibt es nicht. Ab 1.000 Euro ist eine Beteiligung möglich. Ein Agio wird nicht erhoben. Anleger erzielen Einkünfte aus Gewerbebetrieb. Jeder Anleger wird ins Handelsregister eingetragen, die einzutragende Haftsumme beträgt 100 Prozent der Pflichteinlage. Gesellschafter können mit Frist von einem Jahr ihre Beteiligung erstmals zum 30. Juni 2032 ordentlich kündigen. Die Wirtschaftlichkeitsprognose und die geplante Laufzeit gehen jedoch bis Ende 2044.

Internet-Anschlusstechnologien. Es gibt verschiedene Technologien schnellen Internets. Bei ADSL (Asymmetric Digital Subscriber Line) besteht der Weg vom Hauptverteiler zum Endnutzer aus Kupferleitungen. Je länger eine Kupferleitung, desto größer sind die Dämpfungsverluste. ADSL kommt auf maximal 16 Mbit/s und ist künftig nicht mehr ausreichend. Bei Glasfasertechnologie wird unterschieden zwischen FttC, FttB und FttH (Fibre to the Curb/Building/Home), je nachdem ob das Glasfaserkabel bis zum Gehsteig, bis zum Haus oder bis in die Wohnung reicht. Die optisch basierte Übertragung per Glasfaser ermöglicht Bandbreiten bis 10 Gbit/s.

Zielmarkt. Mit 1,6 Prozent Anteil Glasfaseranschlüsse war Deutschland im Juni 2016 bei den Schlusslichtern der OECD-Länder. Nur 791.000 Haushalte hatten einen Glasfaseranschluss. Dabei liegt Deutschland bei Breitbandanschlüssen auf Kupferbasis nur hinter USA und Japan. Die damit erreichbare Bandbreite im Festnetz lag in Deutschland 2016 jedoch nur bei 14,6 Mbit/s (zum Vergleich: Niederlande 17,6 Mbit/s, Dänemark 20,7 Mbit/s, Norwegen 23,6 Mbit/s) (Quelle: statista).
Mit Ende des Telekom-Monopols Mitte der 90er Jahre wurde Internet günstiger; der Ausbau neuer Netze wurde jedoch wegen mangelnder finanzieller Mittel vernachlässigt. Heute konzentriert sich die Telekom auf FttC (VDSL)-Netze in großen Städten und auf die Auslastung bestehender Kupferkabel beispielsweise durch Vectoring. In ländlichen Regionen sind es kleine Telekommunikationsunternehmen in Kooperation mit regionalen Versorgern und Gemeinden, die FttC- oder komplette Glasfaser-Lösungen schaffen.
Nicht die Glasfaserkabel sind die größte Kostenkomponente, sondern der Tiefbau. So verpflichtet das DigiNetz Gesetz öffentliche Netzbetreiber seit Januar 2016, beim Ausbau des Glasfasernetzes mitzuhelfen. Beim Neubau oder der Sanierung von Straßen und bei der Erschließung von Neubaugebieten müssen Glasfaserkabel mitverlegt werden. Die Bundesregierung fordert für 2018 eine flächendeckende Versorgung aller Haushalte mit 50 Mbit/s. Bei der Einschätzung des künftigen Bedarfs gehen die Prognosen auseinander. Dabei denkt die Telekom sehr konservativ: in einem internetaffinen Vierpersonenhaushalt 2025 sieht sie den Maximalbedarf im Download bei 208 Mbit/s und den Uploadbedarf bei 50 Mbit/s – Telekom klammert sich an ihre alten Techniken. Die WIK-Consult GmbH, ein bundeseigenes Forschungsinstitut, sieht in ihrem Breitbandkompass 2016/2017 für Intensivnutzer in den nächsten zehn Jahren einen Downloadbedarf von 1 Gbit/s und einen Uploadbedarf von 600 Mbit/s. Im Oktober 2015 wurde ein Bundesprogramm zur Förderung des Netzausbaus mit einer 50 Mbit/s-Versorgung in bisher unterversorgten Regionen aufgelegt, in denen für die nächsten drei Jahre keine privatwirtschaftliche Initiative zum Netzausbau in Sicht ist.

Historie. Telekommunikationsunternehmen waren nicht bereit, ein Glasfasernetz im südlichen Nordfriesland zu errichten, weil es sich für sie nicht rechnet. So wurde 2012 die BBN gegründet und die Vermögensanlage 2012 emittiert, der bis Ende 2015 rund 1.000 Kommanditisten beitraten, die rund 3,1 Millionen Euro einlegten. Ende 2015 waren 430 Kunden am Netz der BBN. Der Jahresfehlbetrag lag bei 622.000 Euro (geplant waren 522.000 Euro). Die Zinsen auf die Gesellschafterdarlehen wurden bis 2027 gestundet. Die Eigenkapitalquote lag 2015 bei 33,7 Prozent.
Geschäftsführerin der BBN ist Ute Gabriel-Boucsein. Sie ist Diplom Verwaltungswirtin und arbeitet für das Amt Nordsee-Treene. Interessenkonflikte sind möglich. BBN beschäftigt acht Mitarbeiter, darunter sind Straßenbaumeister und Bautechniker. Das Know-how zum Thema Glasfasernetze hat sich die BBN selbst erarbeitet. Sie wird von einem externen Berater betreut.
BBN installiert und betreibt das Glasfaserkabelnetz. Sie ist dessen Eigentümerin. BBN sorgt dafür, dass das Licht für den Datentransport ins Netz gelangt. Sie kauft Bandbreiten bei den Providern ein. Die Provider sorgen für den Anschluss an das übergeordnete Netz. Mit der TNG Stadtnetz GmbH hat BBN eine Kooperationsvereinbarung getroffen. Danach schließt TNG die Verträge mit den Endkunden ab. Mit der QFP Fibernet GmbH existiert ein Rahmenvertrag. QFP montiert die Lichtwellenleiter und führt die Faserarbeiten durch. Die Elektroarbeiten am Multifunktionsgehäuse übernimmt die Electro Heiwe GmbH & Co. KG.

Standorte. 2014 wurde die Gemeinde Löwenstedt als Pilotprojekt angeschlossen, 2015 Sollwit und Behrendorf – die Finanzierung erfolgte unter anderem durch die Altgesellschafter. Mit den Anlegergeldern dieser Vermögensanlage sollen die Amtsgebiete in Eiderstedt, Viöl, Nordsee-Treene und die Städte Friedrichstadt, Tönning und ein Teil Husums mit Glasfaserkabel versorgt werden.
In fünf Gemeinden ist die Vorvermarktung abgeschlossen, vier davon befinden sich in der Ausbauphase, auch ein Gewerbegebiet. Die ersten Kunden sind angeschlossen. In drei weiteren Gemeinden finden die Tiefbauarbeiten statt. Zwei Trassen zwischen jeweils zwei Gemeinden sind fertig. In drei Gemeinden sind die Faserarbeiten beendet. Mitte 2023 sollen die Gemeinden an das Glasfasernetz angeschlossen sein.

Finanzierung. 36 Prozent des Gesamtinvestitionsvolumens werden aus Eigenkapital erbracht, 64 Prozent aus Darlehen. Jeweils rund ein Drittel des Eigenkapitals wird bis 2019, 2021 und 2023 benötigt. Darlehensverträge liegen für rund 21 Prozent des durch Banken aufzubringenden Fremdkapitals vor. BBN kann bis zu 200.000 Euro Kontokorrentkredite, die mit 9,0 Prozent jährlich verzinst werden, in Anspruch nehmen. Zusätzlich werden 500.000 Euro Mehrwertsteuer zwischenfinanziert für 2,0 Prozent plus 3-Monats-Euribor, mindestens 2,95 Prozent jährlich. Für die Bauzwischenfinanzierung werden 4,86 Prozent Zinsen jährlich fällig.
88,4 Prozent des Gesamtinvestitionsvolumens werden für die Errichtung des Netzes und der Anschlüsse ausgegeben. 3,5 Prozent sind Finanzierungskosten. 8,1 Prozent entfallen auf die Leistungen der BBN wie Planung, Projektmanagement und Beratung.

Kalkulationsgrundlagen. BBN geht von 20.917 privaten Gebäuden (mit 28.284 Haushalten) und 1.000 gewerblichen Kunden aus. Davon sollen sich im ersten Jahr 75 Prozent, in den drei Folgejahren bis zu 80 Prozent für den Anschluss entscheiden, dann ein Prozent pro weiteres Jahr, bis 90 Prozent erreicht sind. Die angenommene Anschlussquote entspricht etwa den bisherigen Ergebnissen der Vermarktung der bisherigen Gemeinden. Vor Beginn des Ausbaus müssen sich mindestens 68 Prozent aller Haushalte für einen Netzanschluss entschieden haben.
Für den Anschluss muss jeder Grundstückseigentümer eine einmalige Aufwandspauschale zahlen. Die beträgt 167 Euro für BBN-Gesellschafter (bei 75 Prozent Anschlussquote und 80 Prozent der Kunden BBN-Mitglieder), für Nichtgesellschafter 1.176 Euro. Nachzügler müssen 1.451 Euro zahlen. Für einen qualifizierten Anschluss mit fester IP und symmetrischer Bandbreite werden 500 Euro zusätzlich fällig. BBN geht davon aus, dass 20 Prozent der Geschäftskunden das wünschen. Für 80 Prozent wird eine feste IP, aber ein unsymmetrischer Anschluss angenommen. Zum Vergleich: 1&1 verlangt im Businesstarif 1.960 Euro plus Mehrwertsteuer für einen Glasfaserhausanschluss mit 1 Gbit/s im Download und 200 Mbit/s im Upload, mit fester IP-Adresse, allerdings ist 1&1 bei den laufenden Kosten teurer.
Hinsichtlich der laufenden Leistungsentgelte geht BBN davon aus, dass sich 80 Prozent der privaten Kunden für einen Telefon- und Internet-Tarif entscheiden und jeweils 10 Prozent für entweder Telefon oder Internet. Das ergibt im Durchschnitt 33,35 Euro je Kunde monatlich. Für die 1.000 Geschäftskunden wurden durchschnittlich 69 Euro monatlich angenommen. Zum Vergleich: Das oben genannte 1&1-Business-Angebot kostet 199 Euro monatlich, der Anschluss 499 Euro.
BBN nimmt an, dass 25 Prozent der Einnahmen sofort fließen, 90 Prozent nach einem Jahr, 100 Prozent nach 1,5 Jahren. Grund sind die bestehenden Altverträge. Preissteigerungen bei den Einnahmen werden nicht berücksichtigt. BBN kalkuliert einen 2-prozentigen Forderungsausfall. BBN rechnet mit 0,5 Prozent Guthabenzinsen, das ist derzeit unüblich.
Die Fremdfinanzierung erfolgt je Bauabschnitt. Für die 20 Jahre laufenden Darlehen sind für zehn Jahre 4,86 Prozent Zinsen jährlich zu entrichten, das ist für heutige Zeiten relativ teuer. Ab dem elften Jahr steigt der Zinssatz auf 5,3 Prozent jährlich. Die Tranchen für den Tiefbau, die Lehrrohre und das Kabel sind in 19 bis 20 Jahren zu tilgen, die für die aktiven Komponenten in sieben Jahren. Auf die Gesellschafterdarlehen, die obligatorischer Teil der Beteiligung 2012 waren, sind 2,5 Prozent Zinsen jährlich zu zahlen, zusätzlich 2,0 Prozent erfolgsabhängig. An Verwaltungskosten der Projektgesellschaft fällt durchschnittlich jährlich ein Prozent des Gesamtinvestitionsvolumens an. Die Stromkosten wurden mit 2 Euro, ab 2021 mit 3 Euro je Kunde jährlich berücksichtigt und mit drei Prozent jährlich gesteigert. Die Wartung und Instandhaltung der Verbindungsstrecke und der Anschlüsse, einschließlich der Behebung von Störungen erfolgen durch die BBN. Netzüberwachung und Netzmanagement wurden mit 1 Euro je Kunde monatlich berücksichtigt. An die Dienstleister des übergeordneten Netzes sind Kosten für die Inanspruchnahme von Bandbreite zu zahlen. Der Betrag hängt von der Nutzerzahl ab. Für Geschäftskunden rechnet BBN mit 20 Kunden je 1 Gbit/s. Die monatliche Miete für 1 Gbit/s liegt bei 1.700 Euro, das zweite Gbit kostet 875 Euro, jedes weitere 500 Euro. Alles was über 1 Gbit/s hinausgeht, soll über die TNG Stadtnetz GmbH & Co. KG aus Kiel erfolgen.

Rückfluss. Die erste Rückzahlung soll nach 26 Jahren erfolgen in Höhe von 73 Prozent des Beteiligungsbetrags, weitere 120 Prozent nach 27 Jahren, das sind insgesamt 193 Prozent, vor Steuern. Die Vorsteuer-IRR-Rendite läge bei 2,49 Prozent.

Vertragsgestaltung. Gesellschafterversammlungen sind bereits beschlussfähig, wenn der Komplementär anwesend ist. Gesellschafter können sich bei Gesellschafterversammlungen nicht durch einen Verwandten, beispielsweise den Ehegatten, vertreten lassen.

fondstelegramm-Meinung. Unternehmen, die mit großem Engagement fortschrittliche Infrastruktur in Gegenden errichten wollen, in denen große Player am Markt „Nein Danke“ sagen, verdienen Respekt. Noch dazu, wenn das notwendige Know-how erst einmal mühsam erarbeitet werden muss. Wenn Anlegergelder der Umsetzung dienen sollen, bleibt aber die Frage, was ihnen versprochen wird. Im Vordergrund dieser Vermögensanlage steht nicht, eine möglichst hohe Rendite zu erwirtschaften, sondern Voraussetzungen zu schaffen, damit das südliche Nordfriesland künftig zu einem wirtschaftlich stärkeren Standort wird. Als Anleger sollen primär diejenigen gewonnen werden, die sich in den betreffenden Gemeinden einen Glasfaseranschluss zulegen wollen, denn durch den Mitgliederstatus in der BBN verringern sich für den Nutzer die einmaligen Anschlusskosten und laufenden Gebühren. Dass die Einlage und eine Rendite in 27 Jahren zurückgezahlt werden können, ist laut heutiger Kalkulation zwar geplant – erbaulich ist die versprochene Rendite für das eingegangene hohe wirtschaftliche Risiko jedoch nicht.

Eine lohnende Investition für die Region und ein Fortschritt für angeschlossene Nutzer – für Nur-Anleger aber nicht zu empfehlen.