Angebot. Die Forest Finance Service GmbH bietet Anlegern an, mit ihr Pacht- und Dienstleistungsverträge über im Jahr 2013 gepflanzte Akazienbaum-Plantagen im Osten Kolumbiens abzuschließen. Die Plantagen werden sukzessive zu Wald. Es sollen insgesamt 5,25 Millionen Euro platziert werden. Die Preise je Hektar sind gestaffelt nach Grundstücksfläche. Die kleinste zu erwerbende Einheit sind 0,25 Hektar für 2.625 Euro. Die Laufzeit der Direktinvestments endet nach der Holzernte, die nach etwa 12 Jahren vorgesehen ist. Der Prospekt ist BaFin-gebilligt.

Acacia mangium und Kolumbien. Acacia mangium ist eine widerstandsfähige Baumart. Ihr schweres und hartes Holz hat eine glänzende Oberfläche. Akazienholz wird gern zu Möbeln und Fensterrahmen verarbeitet. Die Akazienbäume wachsen sehr schnell und können unter guten Bedingungen nach sieben Jahren 20 Meter hoch sein. Junge Bäume werden beispielsweise zu Hackschnitzeln in der Papierindustrie verarbeitet.
Kolumbien liegt in der tropischen Klimazone. Die Provinz Vichada im Osten Kolumbiens ist nur dünn besiedelt. Durch Brandrodung und Monokulturen sind ihre Flächen stark entwaldet und sehr nährstoffarm. Unter den lateinamerikanischen Ländern ist Kolumbien das Land mit dem stärksten Wirtschaftswachstum, so das Auswärtige Amt. Wachstumstreiber sind die Bauwirtschaft, der öffentliche Dienst, der Immobiliensektor und Finanzdienstleistungen. Die Armutsquote ist auf 28,2 Prozent gesunken. 2015 lag die Arbeitslosenquote bei 8,9 Prozent. Als unzureichend bezeichnet das Auswärtige Amt die Infrastruktur und die Transparenz staatlicher Entscheidungen. Die Inflationsrate steigt derzeit unter anderem wegen des schwachen Pesos und hat 6,77 Prozent erreicht. Mit den USA und vorläufig auch mit der EU bestehen Freihandelsabkommen. Kolumbiens größter EU-Handelspartner ist Deutschland. Kolumbien bildet einen Schwerpunkt in der internationalen Klimaschutzinitiative. Es bestehen Grenzkonflikte mit Venezuela und Konflikte staatlicher Sicherheitskräfte mit illegalen gewalttätigen Gruppen.

Anbieter und Historie. Anbieter ist die 2005 gegründete Forest Finance Service GmbH. Harry Assenmacher war ihr alleiniger Gründungsgesellschafter. Er hat sich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen, und Richard Focken und Christiane Pindur haben die Geschäftsführung übernommen. Die derzeitigen Gesellschafter des Anbieters sind: Harry Assenmacher mit 48 Prozent, Dirk Walterspacher zu 21,15 Prozent, Jan Fockele mit 16,65 Prozent und Michael van Allen zu 14,2 Prozent.
Die Forest Finance Gruppe erwirtschaftete 2015 einen Jahresüberschuss von rund 1,7 Millionen Euro (rund 288.000 Euro im Vorjahr). Der Anbieter und Vertragspartner, also die Forest Finance Service GmbH selbst, wies 2015 einen Jahresüberschuss von rund 66.000 Euro aus (2014 einen Jahresfehlbetrag von rund 14.000 Euro), bei einer Bilanzsumme von rund 9,46 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote beträgt 2,7 Prozent.
Der Anbieter ist mit 27,4 Prozent an der Naturebank Asset Management Inc., Kanada beteiligt. Ihm gehören 85 Prozent der Forest Finance Schweiz AG und 65,84 Prozent der Desert Timber Consulting eG. Der Anbieter hält 51,25 Prozent der Pure Forest Finance GmbH und die Hälfte an der Ersten Pure Forest Verwaltungs-GmbH. Leider kann die Forest Finance kein vollständiges Organigramm für ihre Gruppe zur Verfügung stellen.
Die Forest Finance Gruppe beschäftigt derzeit 119 Mitarbeiter, davon 90 in Panama und 29 in Deutschland. Die mit den forstwirtschaftlichen Belangen zusammenhängenden Tätigkeiten sind in der Forest Finance Consulting gebündelt. Sie besteht aus etwa zehn Mitarbeitern – Forstwirte, Biologen und Geographen, die beispielsweise auf tropische Forstwirtschaft, den Kakao-Anbau und Emissionsrechte spezialisiert sind. Auch für den Akazienbaum gibt es einen Experten, der in Vietnam arbeitet. Für die forstwirtschaftliche Betreuung und Vermarktung der Akazienbäume in Kolumbien ist die Forest Finance Columbia zuständig, ihr Mehrheitsgesellschafter ist die Forest Finance Panama S.A., eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Anbieters. Rund 50 Personen betreuen derzeit die 500 Hektar große Fläche der Investoren. Die Zahl der Arbeiter vor Ort schwankt saisonal. Da das Grundstück weit abgelegen ist, wohnen die Arbeiter direkt an der Akazienanpflanzung und werden dort verpflegt. Verpächter der Grundstücksparzellen ist die Forest Finance Panama S.A. Mit ihr hat der Anbieter einen Vertriebs- und Servicevertrag sowie Pacht- und Forstdienstleistungsverträge abgeschlossen. Grundstückseigentümer ist ein Minderheitsgesellschafter der Forest Finance Columbia. Er hat das Nutzungs- und Fruchtziehungsrecht auf die Forest Finance Columbia übertragen.
Forest Finance hat seit 2010 bis Ende 2013 drei Direktinvestments mit Akazienbäumen in Vietnam emittiert mit insgesamt 12,4 Millionen Euro und ein Direktinvestment mit Akazienbäumen in Kolumbien mit 6,5 Millionen Euro. Das erste Akazien-Direktinvestment für Kolumbien wurde 2012/2013 herausgegeben und endet voraussichtlich Anfang 2018. Investitionsgegenstand ist eine Akazienpflanzung auf einem, zu dieser Vermögensanlage benachbarten Grundstück. Auch die Partner sind dieselben. Über eine Leistungsbilanz oder Ähnliches verfügt Forest Finance leider nicht. Die Erträge der Vermögensanlagen werden im Wesentlichen erst am Ende der Laufzeit der Beteiligung ausgezahlt. An die Zeichner der Akazienbauminvestments wurden laut Forest Finance bis einschließlich des Erntejahres 2014 im Durchschnitt zwischen 5,5 und 5,8 Prozent jährlich ausgezahlt, prognostiziert waren durchschnittlich 6,0 Prozent.
Der 2012 emittierte Fonds Pure Forest I hat 2015 alle Anteile an der in Teak-Holz investierenden Pure Forest Panama S.A. an die Forest Finance Panama S.A. verkauft. Die Anleger haben ihr Eigenkapital inklusive Agio zuzüglich sechs Prozent jährlich zurückerstattet bekommen.
Forest Finance investiert in Wald mit den beiden Schwerpunkten Holz und Kakao. 2015 kamen rund drei Millionen Euro beziehungsweise 30 Prozent des Gesamtumsatzes der Gruppe aus Kakao-Investments.

Direktinvestment. Jeder Anlieger schließt mit dem Anbieter einen „Vertrag über Grundstückspacht sowie Forst- und Verwaltungsdienstleistungen“ ab, durch den er Pächter einer bestimmten Anbau-Fläche wird. Aus Ertragsgesichtspunkten spielt die Auswahl des Grundstücksanteils jedoch keine Rolle, da alle Investoren eine Erntegemeinschaft bilden. Der Anleger beauftragt Forest Finance Service, das Grundstück zu durchforsten, zu pflegen, das Holz zu ernten und zu vermarkten.
Ein Hektar kostet 9.950 Euro, kleinere Flächen sind teurer. Die kleinste Fläche sind 0,25 ha, für die, umgerechnet, 10.500 Euro je Hektar zu zahlen sind. Konkrete Ertrags- und Rückzahlungsvereinbarungen werden im Vertrag nicht getroffen.

Acacia mangium-Plantage. Die Akazienplantage liegt im Osten Kolumbiens, in der Provinz Vichada. Forest Finance kann insgesamt 500 Hektar vermarkten. Die Plantage wurde im Jahr 2013 bepflanzt. Die Pflanzen stammen aus der eigenen Baumschule des Anbieters, die vor Ort angelegt wurde. Die Bäume sind laut Forest Finance derzeit acht Meter hoch. Auf einen Hektar kommen 1.600 Bäume. Die Bäume werden mindestens fünf Jahre lang gegen Feuer und Sturm versichert. Danach sind sie resistent gegen Feuer. Überschwemmungen, Erdrutsche und Stürme gab es laut Anbieter in diesem Gebiet bislang nicht. Pestizide werden im Normalfall nicht eingesetzt, nur punktuell, falls es erforderlich ist.
Akazienanpflanzungen sollen ein Schritt sein, um entwaldete, durch andere ehemalige Monokulturen nährstoffarme Flächen wieder zu renaturieren. Akazien reichern den Boden mit Stickstoff an und reinigen ihn. Schon während der zwölf Jahre bis zur Akazienernte säen sich die Bäume selbst aus und weitere Pflanzenarten breiten sich aus. Vögel und andere Tiere bevölkern die Fläche. So dass aus der anfänglichen Akazien-Plantage zunehmend eine Fläche mit Waldcharakter entsteht. Nach der Ernte der Akazien wird je nach erreichter Bodenbeschaffenheit entschieden, ob noch einmal Akazien und eine andere Baumart oder bereits andere Pflanzen zwecks Bildung eines Mischwalds gesetzt werden. Die Neubepflanzung erfolgt laut Anbieter nicht auf Kosten der Anleger dieses Direktinvestments. Forest Finance kontrolliert die Bildung des tropischen Mischwalds selbst.
Die ältesten, von Forest Finance gepflanzten Acacia mangium Bäume wachsen in Vietnam und sind mittlerweile 15 Jahre alt. Die Pflanzen haben sich sehr unterschiedlich entwickelt, das hängt unter anderem von den Setzlingen ab. In Vietnam kam es 2013 zu großen Sturmschäden. Die vom Sturm beschädigten Bäume mussten vorzeitig vermarktet werden. Die danach angepflanzten Bäume haben sich besser entwickelt als die ursprünglichen Pflanzen.

Finanzierung. Darlehen werden nicht in Anspruch genommen. Die Grundstücke werden nur gepachtet, nicht gekauft. So werden 5,1 Prozent des investierten Kapitals für die Pacht ausgegeben. 58,7 Prozent sind für Forstarbeiten vorgesehen, 24,6 Prozent für Verwaltungstätigkeiten, Monitoring und Reporting. 1,6 Prozent bilden eine Liquiditätsreserve. Zehn Prozent sind Vertriebsprovisionen für die Vermittlung der Direktinvestments. Es bestehen Währungsrisiken.

Holzernte. Alle Investoren bilden eine Erntegemeinschaft. Es spielt folglich keine Rolle, ob das jeweils gepachtete Grundstück hohe oder niedrige Erträge erbrachte. Der Ernteerlös wird um die Erntekosten vermindert und der Rest auf alle Direktinvestoren prozentual aufgeteilt. Der Anbieter ist nicht am Erfolg der Investition beteiligt.
An wen und zu welchen Bedingungen das Holz am Ende verkauft wird, steht noch nicht fest. Der Anbieter will es vermeiden, sich jetzt schon vertraglich an bestimmte Konditionen, wie den Preis, zu binden. In Vichada wird laut Forest Finance eventuell ein Biomasse-Kraftwerk errichtet, das wäre ein möglicher Abnehmer für ein Teil des Holzes.
Forest Finance geht davon aus, dass 75 Prozent des Akazienholzes als Biomasse verwertet werden und 25 Prozent als Sägeholz. Der Verschnitt wird je nach Bodenbeschaffenheit liegen gelassen, um den Boden zu verbessern. In Kolumbien werden laut Forest Finance derzeit 50 US-Dollar für eine Tonne Biomasse gezahlt und 250 US-Dollar für einen Festmeter Akazienholz. Für die Preisentwicklung rechnet der Anbieter mit einer jährlichen Inflationsrate von etwas über einem Prozent. Offizielle Marktdaten aus Kolumbien gibt es bislang nicht. Die Preise wurden durch Forest Finance aus anderen Märkten mit ähnlichen Hölzern und aus Angaben von Wettbewerbern abgeleitet.

Steuern. Anleger erzielen in Deutschland Einkünfte aus forstwirtschaftlicher Tätigkeit. Ein Doppelbesteuerungsabkommen liegt nicht vor. Wenn die Investoren Teil der Erntegemeinschaft sind, werden sie laut Anbieter in Deutschland mit ihrem persönlichen Steuersatz besteuert. In Kolumbien müssen sie keine Steuern zahlen und auch keine Steuererklärung abgeben.

Rückfluss. Nach 12 Jahren soll sich das eingesetzte Kapital der Anleger vor Steuern etwa verdoppelt haben. Eine qualifizierte Nachsteuerrechnung liegt nicht vor. Bei einer Versteuerung des Gewinns mit einem Steuersatz von 42 Prozent zuzüglich Solidaritätszuschlag läge die Gesamtauszahlung nach 12 Jahren bei 156 Prozent des eingesetzten Kapitals und die IRR-Rendite bei knapp vier Prozent jährlich nach Steuern.

fondstelegramm-Meinung. Für die Vermögensanlage spricht, dass der Anbieter sich auf Waldinvestments spezialisiert hat, schon seit Jahren dieses Geschäft betreibt und Spezialisten auf diesem Gebiet beschäftigt. Jahrelange Erfahrungen hat er auch mit Akazienbäumen gesammelt, wenngleich noch kein Investment auf diesem Gebiet abgeschlossen wurde und es sich erst bei der Ernte am Ende zeigt, ob sich die Wald-Investition rentiert hat oder nicht. Hier finden wir es schade, dass es keine Erfolgsbeteiligung des Anbieters oder eine Eigeninvestition in gewichtigem Umfang gibt, damit Anbieter und Anleger gleichermaßen an hohen Ernteergebnissen interessiert sind. Unsicherheit schwingt in den auf Schätzungen basierenden Akazienholzpreisen in Kolumbien mit. Gut ist, dass die Investition umwelttechnisch sinnvoll ist. Forst Finance gibt sich ausgesprochen auskunftsfreudig , aber es fehlen so selbstverständliche Unterlagen, die die Unternehmensgruppe und ihre Erfolge darstellen, wie ein Organigramm und eine Art Leistungsbilanz, in der die bisherigen Produkte und ihre Entwicklung offen gelegt werden. Auch hinsichtlich der Nachsteuerbetrachtung wird der Anleger ein wenig sich selbst überlassen.

Ein Produkt, das eher dem Gewissen, etwas für die Wälder Kolumbiens getan zu haben, zugutekommt als dem Geldbeutel.