Angebot. Die Green Power GmbH bietet Genussrechte an. Das Genussrechtkapital soll über Projekt- oder Managementgesellschaften in Geothermie-Kraftwerke fließen. Bislang sind zwei konkrete Geothermiewerke geplant. Das Genussrechtvolumen inklusive Agio liegt bei 10,3 Millionen Euro. Eine Zeichnung ist ab 500 Euro zuzüglich drei Prozent Agio möglich. Der Zeichnungsbetrag fließt auf zwei unterschiedlich zu verzinsende Konten: Kapitalreservekonto und Investitionskonto. Anleger erzielen Einkünfte aus Kapitalvermögen, nach fünf Jahren können sie ihre Vermögensanlage auf dem Investitionskonto mit einer Frist von einem Jahr kündigen. Die Anlage auf dem Kapitalreservekonto kann bereits nach zwei Jahren mit einer sechsmonatigen Frist gekündigt werden.

Zielmarkt. Geothermie lässt sich in zwei Bereiche gliedern, die oberflächennahe und die Tiefen-Geothermie. Die oberflächennahe Geothermie erfreut sich in Deutschland wachsender Beliebtheit. Hier werden beispielsweise Erdwärmekollektoren oder Erdwärmesonden gekoppelt mit Wärmepumpen. Genutzt wird die Oberflächenwärme in 100 bis 150 Metern Tiefe, um Gebäude zu heizen oder zu kühlen. 333.000 Anlagen sind installiert mit insgesamt 3.900 MW, so der Bundesverband Geothermie.
Auf Geothermie aus Tiefen über 400 Meter basieren in Deutschland derzeit nur 34 Kraftwerke mit einer Wärmeleistung von insgesamt rund 300 MW und einer elektrischen Leistung von 42 MW, so der Bundesverband Geothermie. Das erste Werk ging 1984 in Betrieb. Meist handelt es sich um hydrothermale Werke, bei denen Thermalwasser aus dem Untergrund hochgepumpt, abgekühlt und in die gleiche Gesteinsschicht wieder zurückgeführt wird. Geeignete Schichten finden sich im Oberrheingraben, dem Molassebecken und im Norddeutschen Becken.
Bis ein Tiefen-Geothermiewerk in Betrieb gehen kann, gehen etliche Jahre ins Land. Unmengen an Genehmigungen sind erforderlich. Bereits einzelne Bürger können mit Rechtsstreitigkeiten zu Verzögerungen der Entwicklung führen. Und die Bedenken einiger Bürger sind groß, weil sie sich an Negativbeispielen orientieren, die allerdings Ausnahmefälle darstellen. Viele Bürger haben Angst vor Erdbeben. Wird Wasser in den Untergrund injiziert, erhöht das den Porendruck im Gestein, Haarrisse und Klüfte werden breiter, kleine Erschütterungen können entstehen, die aber im Normalfall zu einem späteren Zeitpunkt ohnehin aufgetreten wären, erklärt der Verband für Geothermie. Gegenüber anderen erneuerbaren Energien haben Geothermie-Kraftwerke den großen Vorteil, dass ihre Leistung dem Bedarf angepasst werden kann und grundlastfähig ist.
Gemäß EEG 2017 wird Strom aus Geothermie-Kraftwerken weiterhin mit 25 Cent je kWh vergütet.

Historie. Emittent ist die 2014 gegründete Green Power GmbH, eine 100-prozentige Tochter der 2009 gegründeten FG Geothermie GmbH. 2011 hielt noch die Swiss Asset Management (SAM) 60 Prozent der Anteile der FG Geothermie als stille Beteiligung. SAM wurde von der Schweizer Bankenaufsicht verboten und 2013 liquidiert. Laut Anbieter erfüllte SAM jedoch keine operativen Aufgaben. Die Anteile der SAM hat Wolfgang Hageleit übernommen. Schlüsselperson ist Wolfgang Hageleit, mittelbar und unmittelbar einziger Gesellschafter der FG-Gesellschaften und bis zur Ebene der FG Geothermie auch ihr alleiniger Geschäftsführer. In den Ebenen unter der FG Geothermie übernimmt im Regelfall Franz Heidelsberger die Geschäftsführung. Wolfgang Hageleit ist Kaufmann und war schon in diversen Wirtschaftsbereichen selbständig tätig. Franz Heidelsberger hat Wirtschafts-, Organisationswissenschaften und Kybernetik studiert, war im Finanzbereich und später als selbständiger Unternehmensberater tätig. Die FG-Gruppe beschäftigt derzeit 13 Personen. Ein Ingenieur für Geothermie ist nicht dabei. Für die fachliche Arbeit beauftragt der Anbieter externe Ingenieurbüros und Bohrunternehmen.
Der Emittent erwirtschaftet laut Planbilanzen für die nächsten sechs Jahre jährlich Fehlbeträge, was darauf zurückzuführen ist, dass mit der Inbetriebnahme der ersten Geothermie-Kraftwerke erst 2020 gerechnet wird.
Das einzige bereits in Betrieb befindliche Geothermiewerk der FG-Gruppe liegt in Kirchweidach. Dort begannen 2010 die Bohrungen. Der anderthalb Jahre laufende Pumptest konnte leider nicht erfolgreich abgeschlossen werden. Das Geothermiewerk liefert seit Dezember 2013 zwar eine thermische Leistung von 32 MW und versorgt 80 Prozent der Einwohner der Gemeinde mit Wärme. Die generierten Einnahmen reichen jedoch nur aus, um den operativen Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten. Zwischen dem Betreiber und der Gemeinde läuft derzeit ein Rechtsstreit.
Über die Namenschuldverschreibung Kraftwerke Portfolio 1 wurden 30 Millionen Euro akquiriert. 15 Millionen Euro wurden in Kirchweidach investiert, 4 Millionen Euro in das Projekt Schnaitsee, 3 Millionen in Amerang und 2 Millionen in Gars. Laut Anbieter haben die Anleger 2012 bis 2014 7,25 Prozent ihres Kapitals jährlich zurück bezahlt bekommen, das wurde jedoch nicht durch Kraftwerksbetrieb erwirtschaftet. Darüber hinaus hat die FG Unternehmensgruppe drei endfällige Nachrangdarlehen emittiert, die ihr Eigenkapital von rund 730.000 Euro in die Projekte Schnaitsee und Amerang gesteckt haben.

Genussrechte und Konten. Die Genussrechte sind nachrangig gegenüber anderen Verbindlichkeiten des Emittenten. Die Beträge auf dem Investitionskonto (geplante 7 Millionen Euro) sollen mit 4,9 Prozent jährlich verzinst werden. Die Zinsen werden sechs Monate nach dem Netzanschluss des ersten Geothermie-Kraftwerks und danach jährlich gezahlt. Mit der Inbetriebnahme der ersten Kraftwerke rechnet Green Power erst 2020. Das Kapitalreservekonto (geplante 3 Millionen Euro) soll mit 2,0 Prozent jährlich verzinst werden. Wie das Geld genau angelegt werden soll, um die zwei Prozent zu realisieren, weiß der Anbieter noch nicht. Die Zinsen sollen halbjährlich ausgezahlt werden. Ferner partizipieren die Genussrechtinhaber zu 25 Prozent am Jahresüberschuss nach Steuern, vor der Erfolgsbeteiligung der Betreibergesellschaften. Der Emittent kann weitere Genussrechte ausgeben.

Projekte. Der Emittent will je 2,5 Millionen Euro den Projektgesellschaften Geo Kraftwerk FG Schnaitsee I GmbH und Geo Kraftwerk FG Amerang GmbH in Form von Nachrangdarlehen zur Verfügung stellen. Einige Gelder der vorangegangenen Vermögensanlagen flossen bereits in diese Projekte.
Für das Projekt Schnaitsee liegt seit März 2012 eine Machbarkeitsstudie auf der Basis einer dreidimensionalen seismographischen Untersuchung vor. Die seismischen Gutachten und Machbarkeitsstudien hat Geoteam Graz, um Universitäts-Professor Dr. Johann Goldbrunner erstellt. Geoteam Graz hat bislang vier Standorte in Deutschland beurteilt (davon zwei in den 90er Jahren, zwei in 2003), zwei in Österreich und eine in Mazedonien.
Bis Ende Juli 2014 lag eine bergbaurechtliche Erlaubnis zum Aufsuchen von Erdwärme vor, die bis Ende Oktober 2018 verlängert wurde. Noch nicht beantragt wurden beim Bergamt Südbayern: der Sonderbetriebsplan für die Herstellung des Bohrplatzes, Sonderbetriebspläne für das Niederbringen der Bohrungen und die immissionsschutzrechtliche Genehmigung. Die wasserrechtliche Erlaubnis zum Entnehmen von Tiefenwasser kann erst nach erfolgreichem Langzeitpumptest beantragt werden und der Sonderbetriebsplan zum Rückbau und zur Kultivierung wird erst beantragt, wenn zum Beispiel nach 50 Jahren der Betrieb eingestellt wird und die Anlage zurückgebaut wird. Die artenschutzrechtliche Prüfung ist noch nicht abgeschlossen. Für die zweite Phase der Gewinnung der Erdwärme wurden noch keine Genehmigungen eingeholt, auch hierfür muss zunächst der Langzeitpumptest erfolgreich abgeschlossen sein. Die betroffenen Grundstücke wurden erworben. Bis Januar 2016 wurden die Hinweise der Bürger umgesetzt. Die Bürger haben laut Anbieter keine Möglichkeit mehr, das Vorhaben zu behindern. Bohrunternehmen wurden angefragt. Mit den Bohrungen soll im zweiten Quartal 2017 begonnen werden. FG Geothermie rechnet nicht mit Fehlbohrungen. Laut Gutachter liegt die Wahrscheinlichkeit, in 4.000 Metern Tiefe 125°C heißes Wasser und 220 Liter Durchflussmenge zu finden bei 84 Prozent. Der Anbieter schätzt, dass das Kraftwerk im ersten Quartal 2020 in Betrieb genommen werden kann.
Für das Projekt Amerang wurde im März 2012 eine Machbarkeitsstudie auf der Basis einer 3-D-Seismik von Geoteam Graz erstellt. Derzeit laufen Verhandlungen über geeignete Grundstücke. Die bis zum Juli 2008 vorliegende bergrechtliche Erlaubnis wurde bis Ende Oktober 2018 verlängert. Darüber hinaus wurden noch keine weiteren bergbaurechtlichen Genehmigungen beantragt. Mit dem Bohrbeginn rechnet Green Power im zweiten Quartal 2017, mit der Inbetriebnahme des Kraftwerks im ersten Quartal 2020.

Finanzierung. 99,5 Prozent des Gesamtvolumens des Emittenten werden durch das Geothermie Portfolio 3 finanziert, 0,5 Prozent über das Nachrangdarlehen Green Tech Portfolio 2.
84,8 Prozent der Summe aus Genussrechtkapital und der Namensschuldverschreibung Green Tech Portfolio 2 sollen in Projektgesellschaften investiert werden. Eher umfängliche 15,2 Prozent sind Nebenkosten der Vermögensanlage. Laufende Nebenkosten entstehen laut Anbieter nicht.
Das Investitionsvolumen der beiden feststehenden Projekte beläuft sich auf 131,4 Millionen Euro. Über Green Power Geothermie 3 werden 3,8 Prozent des Investitionsvolumens bereitgestellt. 0,1 Prozent sind Stammkapital der Projektgesellschaft. 18,3 Prozent sollen von drei Unternehmen stammen, mit denen derzeit verhandelt wird. 77,8 Prozent sollen über Bankdarlehen oder andere Darlehen finanziert werden, verbindliche Zusagen liegen jedoch bislang nicht vor.

Rückfluss. Ein Anleger, der Ende 2016 Genussrechte erwirbt und sich entscheidet, 70 Prozent auf das Investitionskonto und 30 Prozent auf das Kapitalreservekonto zu zahlen, soll nach fünf Jahren 113 Prozent seines Kapitals inklusive Agio, nach Steuern zurück bekommen und erlangt eine IRR-Rendite von 2,5 Prozent jährlich nach Steuern. Laut Anbieter ist ab 2021 folgende Gewinnbeteiligung geplant: für 10.000 Euro Zeichnungsbetrag jeweils 0,10 Prozent von 375.000 Euro. Das eingerechnet, würde die Gesamtauszahlung nach fünf Jahren auf 114 Prozent und die IRR-Rendite auf 2,8 Prozent jährlich nach Steuern steigen. Gemessen an den zu tragenden Risiken, ist das nicht viel. Bei einer Haltedauer von zehn Jahren, würde sich die IRR-Rendite nach Steuern bei planmäßigem Verlauf auf 3,8 Prozent jährlich erhöhen.

fondstelegramm-Meinung. Geothermie ist im Mix erneuerbarer Energien eine sinnvolle Ergänzung. Sie ist umweltfreundlich, steuerbar und grundlastfähig. Das hat auch die Bundesregierung eingesehen, als sie die Degression der EEG-Vergütung bis Anfang 2021 aussetzte. Die FG Unternehmensgruppe hat zwar seit 2013 ein erstes Geothermiewerk in Betrieb, allerdings kann es sich derzeit gerade selbst über Wasser halten. Lösungen werden gesucht, Streitigkeiten ausgetragen. Bisherige Auszahlungen an die Anleger kamen nicht aus erwirtschafteten Erträgen. Eine gute Referenz für die beiden geplanten Projekte ist das nicht gerade. Durchfinanziert sind sie auch noch nicht. Auch fehlt der FG Geothermie eigenes technisches Know-how. Die Variante mit dem "Kapitalreservekonto" ist überflüssig. Und – nicht zuletzt – steht die Renditeaussicht in keinem Verhältnis zum Risiko.

Der Investitionszweck Geothermie ist fortschrittlich und gut, aber auch technisch extrem anspruchsvoll. Die FG beschäftigt sich zwar seit einigen Jahren mit Geothermie, kann aber noch keine nennenswerte Erfolge für ihre Anleger vermelden Von einer Zeichnung dieses Genussrechts ist abzuraten.