Angebot. Nicht nur unbedarfte Anleger, auch Vertriebe und Analysten sind schon auf die rein äußerlichen Ähnlichkeiten der Produkte hereingefallen und haben gedacht, Kiri – das muss ein Produkt von Wegrow sein. Weit gefehlt! Hier handelt es sich um einen anderen Anbieter mit anderen Kiri-Pflanzen, an einem anderen Standort.
Angeboten wird der Direktkauf von jungen Kiri-Bäumen, der vermutlich nur in Rumänien zugelassenen Art Kiri Maximus. Verkäufer ist die Kiri Management GmbH. Wie viel Kapital platziert werden soll, ist nicht bekannt. Jeder Anleger soll mindestens 3.400 Euro investieren. Die Pflanzen sollen bei Erwerb bereits 1,50 bis zwei Meter hoch sein. Das Investment endet nach 12 Jahren. Sollte jedoch der Holzmarkt ungünstig für den Verkauf sein, kann die Ernte und damit das Ende der Kapitalanlage verschoben werden.
Leider war Kiri Management nicht bereit, Fragen zu beantworten oder ein Telefonat über ihre Kapitalanlage zu führen. Wir bedauern das und zeigen auf, welche Fragen offen geblieben sind.

Zielmarkt. Zum Thema Kiri-Holz hatten wir zuletzt am 14. April 2014 geschrieben im Rahmen unseres Berichts über den Kiri Fonds III von Wegrow, die mit Anbieter Kiri Management in keiner Verbindung stehen.

Historie. Die Kiri Management GmbH wurde 2013 als Kiri Investment GmbH gegründet und im August diesen Jahres umbenannt. 2013 lag ihr Jahresfehlbetrag bei rund 21.000 Euro, bei einer Bilanzsumme von 13.000 Euro. Ein jüngerer Abschluss liegt nicht vor. Janine Metzger ist Geschäftsführerin der Kiri Management GmbH. Sie hält einige Gesellschaftsanteile, den überwiegenden Teil hält die an selber Adresse ansässige Deta Immobilien GmbH. Welche Ausbildung und Erfahrung Metzger zur Wahrnehmung dieser Aufgabe qualifiziert, lässt sich auf der Basis zugänglicher Informationen nicht erschließen. Christian-Dietmar Schlotter ist als Geschäftsführer der Deta Immobilien GmbH im Handelsregister eingetragen. Christian Schlotter taucht auch in einer Präsentation vom Juni 2013 auf. Danach bestand die Kiri Gruppe damals aus einem nationalen Zweig in Deutschland und einem internationalen mit Development-Unternehmen in Bulgarien, Rumänien und Italien. Auch die Herstellung von Bioethanol samt der Errichtung einer Bioethanol-Fabrik soll ein Bereich der Kiri-Gruppe mit angeblich 58 Mitarbeitern gewesen sein. Kiri macht weder auf Nachfrage noch auf der Homepage Angaben darüber, wie sich die Gruppe entwickelt hat, das heißt nichts Gutes. Die Deta Immobilien GmbH wies 2014 einen Jahresüberschuss von rund 14.000 Euro aus, bei einer Bilanzsumme von rund 29.000 Euro.
Dasselbe Informationsdefizit gibt es für die 2006 gegründete Kiri Project Development S.R.L., eine 100-prozentige Tochter der Kiri Management GmbH. Kiri Projekt Development habe innerhalb von sechs Jahren in Kooperation mit der Universität Bukarest den Kiri Maximus gezüchtet, teilt Kiri Management auf ihrer Homepage mit.

Kiri Maximus. Der Kiri Maximus wurde laut Anbieter extra für europäische Witterungsverhältnisse gezüchtet. Die Pflanze wachse sehr schnell, ihr Stamm sei gerade, das Holz homogen, heißt es. Mehr Informationen gibt Kiri Management nicht preis. Schade. Interessant wäre es beispielsweise gewesen zu erfahren, ob Gentechnik beim Züchten der Pflanzen eingesetzt wurde.
Nach Aussagen eines erfahrenen Kiri-Pflanzen-Züchters taucht der Kiri Maximus weder in Deutschland noch im Rahmen des europäischen Sortenschutzes überhaupt als Sorte auf. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Pflanze allenfalls in Rumänien registriert ist. Noch mehr verwundert, dass der Anbieter vor zwei Jahren versucht hat, für Rumänien geeignete Kiri-Pflanzen zu erwerben. Wenn der selbst gezüchtete Kiri Maximus so genial sein soll, wozu braucht man Kiri-Pflanzen von anderen Züchtern?


Plantagen. Jeder Anleger wird Eigentümer einzelner Bäume. Er erhält eine Urkunde, in der ersichtlich ist, in welcher Region er welche Bäume erworben hat. Die Bäume werden dazu nummeriert. Die Baumeigentümer sollen ihre Bäume nach vorheriger Ankündigung in Augenschein nehmen können.
Kiri-Maximus-Pflanzen seien, rühmt sich der Anbieter, vier Jahre lang getestet worden und hätten Schnee und Frost überstanden. Wie viele Pflanzen den Tests unterzogen wurden, wie viele den Frost überlebt haben und wie kalt es tatsächlich war, bleibt ein Geheimnis. Kiri Management gibt an, vier Forschungsplantagen in Rumänien zu betreiben. Klima und Boden müssen geeignet sein – wohl wahr! Selbst eine besonders robuste Kiri-Baum-Art ist Fachleuten zufolge in Rumänien, wo es auch Winter mit Temperaturen um minus 30 Grad gibt, nicht überlebensfähig. Die Gefahr, dass in einem kalten Winter alle Plantagenpflanzen erfrieren, ist groß.
Zum Zeitpunkt des Kaufvertragsabschlusses sollen die Pflanzen bereits 1,50 bis zwei Meter hoch sein. Wie viele Kiri-Maximus-Pflanzen in dieser Größe existieren, wird nicht mitgeteilt. Der Anbieter hat auch kein Wort darüber verloren, wie viele Plantagen, in welcher Größe es an welchen Standorten, mit wie vielen Kiri Maximus-Pflanzen, welchen Alters es derzeit in Rumänien gibt und wie die Flächen vorher genutzt wurden. Unklar ist auch, wer Eigentümer von Grund und Boden ist und welche Verträge mit welcher Laufzeit mit ihm abgeschlossen wurden.
Informationen hinsichtlich der Resistenz des Kiri-Baums gegen Schädlinge fehlen. Auch die Frage, wie die Pflanzen gegen Schädlinge geschützt werden, ob Pestizide nötig sind, bleibt offen. Kiri Management will die Bäume pflegen und bewachen. Angaben dazu, welche Bewirtschaftungsmaßnahmen durch den Anbieter, in welchen Abständen durchgeführt werden, wären für mögliche Anleger wichtige Informationen.
Nach 12 Jahren will der Anbieter das Kiri-Holz verkaufen. Die Kalkulation des Verkaufsszenarios: wie viel Holz, in welcher Qualität, zu welchem Preis verkauft werden muss, um die avisierten Renditen (s.u.) zu erreichen, hat Kiri Investments nicht dargelegt.

Finanzierung. Zur Finanzierung des Projekts, der Mittelverwendung, den laufenden Kosten für die Bewirtschaftung der Plantagen und die Nebenkosten der Gesellschaft, zum Exit samt etwaiger Maßnahmen für die Rekultivierung der Flächen wurden keinerlei Angaben gemacht. Es ist zudem nicht klar, ob mit den Anlegergeldern Darlehen zurückgeführt werden müssen.

Rückfluss. Kiri Management erhält zehn Prozent des Verkaufserlöses.
Mit 3.400 Euro Zeichnungssumme können 50 Kiri-Bäume erworben werden, das entspricht 68 Euro pro Stück. Innerhalb von 12 Jahren sollen insgesamt 8.562 Euro zurück fließen. Es wird eine jährliche IRR-Rendite von acht Prozent vor Steuern versprochen. Nach Steuern läge die avisierte IRR-Rendite für Anleger mit 42 Prozent Steuersatz bei schätzungsweise drei bis vier Prozent jährlich.

Eignung für Stiftungen. Das Produkt ist allein wegen der völligen Intransparenz des Anbieters nicht nur für Stiftungen nicht geeignet.

fondstelegramm-Meinung. Kiri-Bäume können eine wirtschaftlich sinnvolle Kapitalanlage sein, wenn alles ringsherum stimmig ist: der Anbieter ein Profi ist, die Pflanzen am richtigen Standort stehen, die Plantagen laufend ordentlich bewirtschaftet und die Bäume am Ende gewinnbringend verkauft werden. Doch alle Anzeichen deuten darauf hin, dass diese Kapitalanlage früher oder später gegen den Baum fährt: Der Anbieter legt seine Karten nicht offen auf den Tisch. Die zur Verfügung gestellten Informationen sind unzulänglich. Fragen zum Anbieter, zum Kiri Maximus, zu den Plantagen, zur Bewirtschaftung und zur Produkt-Kalkulation wurden nicht beantwortet. Es bestehen Zweifel, dass Kiri-Bäume in Rumänien auch harte Winter überleben können. Die Erfahrungen mit dem Kiri Maximus dürften, wenn sie überhaupt gemacht wurden, nur wenige Jahre alt sein. Unsere Erfahrung lehrt, dass uns Anbieter mit dem notwendigen fachlichen Know-how kein Gespräch über ihr Produkt verwehren – ganz im Gegenteil.

Wir raten von einer Zeichnung dringend ab.