Angebot. Die Miller Forest Investment AG (Miller Forest) bietet Anlegern an, sich direkt an der Anpflanzung, Bewirtschaftung und Ernte von überwiegend Eukalyptus-Plantagen in Paraguay zu beteiligen. Insgesamt sollen 14,8 Millionen Euro platziert werden. Die Anleger schließen einen Pachtvertrag mit der Miller Forest als Unterpächter ab oder einen Kaufvertrag nach deutschem Recht mit der Felber Forestal S.A. Die Anleger beauftragen Miller Forest, die Flächen durch die Felber Forestal bepflanzen, bewirtschaften und abernten sowie das Holz vermarkten zu lassen. Die Beitrittsvarianten unterscheiden sich – neben Pacht oder Kauf – zudem in der Nutzungsart der Bäume (Wertholz oder Energieholz), der Laufzeit und Mindestbeteiligung. Der Prospekt ist BaFin-gebilligt.

Zielmarkt. Paraguay ist eine Präsidialrepublik mit 6,9 Millionen Einwohnern. Das landwirtschaftlich geprägte Entwicklungsland ist mit einem BIP von 3.940 US-Dollar pro Kopf (Jahr 2015) eines der ärmsten Länder Südamerikas, so das Auswärtige Amt. Das Rechtssystem und die Infrastruktur sind nur mangelhaft ausgebildet. Die Staatsfinanzen schätzt das Auswärtige Amt als „grundsätzlich gesund“ ein. Die Inflationsrate sank in 2015 auf 3,1 Prozent, von 4,2 Prozent im Vorjahr. Ein 1998 in Kraft getretener Investitionsschutz- und Fördervertrag bietet zwar die Möglichkeit, ein internationales Schiedsgericht anzurufen. Ein häufiges Problem stellen jedoch ungeklärte Eigentumsverhältnisse an Grund und Boden dar, auch dessen illegale Aneignung. Für die Direktinvestments regelt der Investitionsschutzvertrag, dass im Falle einer staatlichen Enteignung eine Entschädigung in Höhe des Grundstückswerts und der darauf wachsenden Pflanzen gezahlt wird. Ursprünglich bestanden 80 Prozent Paraguays aus Regenwald. Durch Abholzung sind nur noch zehn Prozent des Urwalds geblieben, der Raubbau geht weiter.
Der Anbieter hat 2014 sein Energieholz noch für 32 US-Dollar je Schüttraummeter Hackschnitzel an Unternehmen in der Region veräußern können. 2015 und 2016 fiel der Preis auf 24 US-Dollar, in 2017 auf 20 bis 24 US-Dollar, so Miller Forest. Die zurückgehenden Preise sind auf den gesunkenen Ölpreis zurückzuführen. Eine weitere Ursache liegt an der negativen wirtschaftlichen Entwicklung des Nachbarlands Brasilien, ein wichtiger Abnehmer landwirtschaftlicher Waren aus Paraguay. Sinkende Exporte und fehlende Einnahmen haben Einheimische dazu bewogen, eigene Holzplantagen abzuernten und illegal Wald abzuholzen, um zu überleben.

Historie. Emittent und Anbieter der Direktinvestments ist die im Dezember 2006 gegründete Miller Forest Investment AG. 51 Prozent hält die im Familienbesitz befindliche Miller AG, 49 Prozent Carsten Felber. Vorstand der Miller Forest ist Josef Miller. Er ist gelernter Land- und Forstwirt. 2015 erwirtschaftete der Emittent einen Jahresüberschuss von rund 286.000 Euro, im Jahr 2016 rund 651.000 Euro (noch ungeprüfter Abschluss). Die Eigenkapitalquote stieg 2016 auf 11,4 Prozent, von 3,5 Prozent im Vorjahr. Der Emittent beschäftigt vier Mitarbeiter.
Die Miller Forest hat einen Kooperationsvertrag mit der Felber Forestal S.A. geschlossen. Sie wird zu 49 Prozent von Josef Miller gehalten, zu 51 Prozent von ihrem Vorstand Carsten Felber. Er ist gelernter Möbeltischler und hat 2007 die ersten 400 Hektar in Paraguay aufgeforstet. Die Aufforstungsabteilung wird von einem paraguayischen und einem deutschen Forstingenieur geleitet. Felber Forestal beschäftigt derzeit rund 180 Mitarbeiter in Paraguay und unterhält seit 2012 eine Baumschule. Hier zieht sie aus Ablegern Eukalyptus-Setzlinge für die Aufforstung. Kiefern und einheimische Pflanzen werden aus Samen gezogen. Felber Forestal übernimmt alle praktischen Arbeiten, auch den Holzverkauf in Paraguay. Seit 2014 hat sie rund 20.000 Tonnen Holz an regionale Anbieter veräußert, für durchschnittlich 24 US-Dollar je Schüttraummeter Hackschnitzel. Einen kleinen Teil des Holzes verkauft die Miller Holz GmbH & Co. KG seit 2016 in Deutschland, in Form von Grillkohle, bislang waren es 20 Tonnen. Mit Josef Miller und Carsten Felber besteht ein ausgeprägtes Schlüsselpersonenrisiko. Eine Mittelverwendungskontrolle gibt es nicht.
Miller Forest bietet seit 2006 Waldinvestments an. Sie hat bislang 700 Direktinvestments mit insgesamt rund 19,6 Millionen Euro platziert. Es wurde noch keine Vermögensanlage planmäßig aufgelöst. Allerdings konnten 2014 die ersten Ernten aus der Durchforstung erfolgen. Der geplante Holzzuwachs von 150 Kubikmetern wurde laut Miller Forest erreicht und die Verkaufspreise lagen damals noch bei 32 US-Dollar (geplant waren 30 US-Dollar). Die im Rahmen der Direktinvestments bepflanzte Fläche misst 10.000 Hektar.

Grundstücke. Die Grundstücke liegen im Südosten Paraguays. Subtropisches Klima geht mit hohen Niederschlägen einher, die zu Überschwemmungen führen können. Hohe Temperaturen können Waldbrände verursachen. Die Grundstücke sind nicht gegen Brandschäden, Diebstahl, Krankheiten und Überschwemmungen versichert. Die meisten Mitglieder der Anlegervertretung haben kein Interesse an einer Versicherung, weil das Aufwand-Risiko-Verhältnis zu ungünstig wäre, so Miller Forest, Nässe und Brandschneisen verringern die Brandgefahr.
Felber Forestal ist seit 2010 im Aufforstungsgebiet Curuzú, das 5.250 Hektar umfasst. Zum Pachten stellt Felber Forestal 1.500 Hektar zur Verfügung im Gebiet Estancia Laguna Kare. Hier ist Felber Forestal Pächter für 20 Jahre, das ist grundbuchlich gesichert. Zum Kauf bietet Felber Forestal 500 Hektar des angrenzenden Gebiets Estancia Curuzú, Abteilung Tacuary III an. Beide Flächen waren Weideland für Rinder und sind mit zahlreichen Entwässerungsgräben durchzogen. Alle Genehmigungen nach Flächennutzungsplan und für die Umweltbehörde liegen vor. Dreiviertel der Pachtfläche sind zur Bepflanzung vorbereitet, ein Viertel ist bepflanzt, so Miller Forest.

Pflanzen. Eukalyptus-Bäume wachsen schnell, trocknen den Boden aus und verdrängen einheimische Pflanzen. Zudem erhöhen sie durch ihre brennbaren Öle die Waldbrandgefahr. Sollte es zu einem Brand kommen, wird er intensiver als gewöhnlich.
In Paraguay heizt man mit Holz. Miller Forest gibt an, dass sie keinen Öko-Wald anpflanzt. Ihr geht es um das Erzielen einer ansprechenden Rendite. Nebenbei soll das Anbieten von Energieholz einheimische Wälder verschonen. Eukalyptusholz für die Energieerzeugung wird zu Hackschnitzeln verarbeitet. Nach der Ernte treibt die Pflanze aus dem Stumpf erneut aus. Die Energieholzanpflanzungen sind Monokulturen. Diese sind besonders anfällig für Schädlinge und ökologisch gesehen kontraproduktiv. So wurde der Eukalyptus Grandis aus Samenvermehrung von einem Pilz befallen. Die betroffenen Anleger hatten die Wahl, den Fortschritt der Erkrankung zwei Jahre lang zu beobachten oder die Fläche gegen eine andere zu tauschen oder das Investment zu beenden. Rund zehn Anleger sind ausgestiegen und haben laut Anbieter ihr Geld zurückerhalten zuzüglich fünf Prozent Rendite. 20 Hektar wurden vorzeitig abgeerntet und neu bepflanzt, der Rest wurde bei der Durchforstung teilweise entfernt, so dass der Schaden fast behoben ist, so Miller Forest.
Wertholz-Plantagen bestehen aus 70 Prozent Eukalyptus und 30 Prozent Kiefern. Es gibt auch Aufforstungsflächen mit Eukalyptusbäumen und einheimischen Pflanzen.
Nach zwei Jahren gewährleistet Miller Forest, dass wenigstens 85 Prozent der ursprünglich gepflanzten Setzlinge noch vorhanden sind. Miller Forest gibt an, dass sie derzeit 99 Prozent erreichen. Die Energieholzflächen werden nach der Ernte wieder aufgeforstet. Wertholzflächen können neu aufbereitet und bepflanzt werden.

Anlagevarianten. In Anlagevariante 1 wird in Energieholz investiert, das Grundstück wird gepachtet. Mindestens 967,50 Euro je 0,25 Hektar (2.500 Quadratmeter) sind anzulegen. Die Vermögensanlage kann erstmals zum Ende des 6. Jahres gekündigt werden, anschließend zum Ablauf des 12. Jahres. Bei Nichtkündigung endet sie nach 18 Jahren. In Anlagevariante 2 wird in Wertholz oder einen Mix aus Wert- und Energieholz investiert, das Grundstück wird gepachtet. Für 0,25 Hektar sind hier 2.390 Euro zu zahlen. Die Vermögensanlage endet nach 18 Jahren. Die Anleger bilden eine Erntegemeinschaft.
Anlagevariante 3 richtet sich an Anleger, die das Grundstück kaufen wollen, wobei das Auswärtige Amt jedoch zu besonderer Vorsicht rät. 47.525 Euro sind für 5 Hektar zu zahlen, knapp ein Euro je Quadratmeter. Die Anleger entscheiden sich zwischen Wertholz, Energieholz oder einer Mischung aus beidem. Die Vermögensanlage läuft 18 Jahre. Die Anleger müssen alle während der Laufzeit auftretenden Grundstückslasten tragen. Es wurden alle derzeit anfallenden Kosten im Preis berücksichtigt, auch die Grundsteuer (derzeit 5 US-Dollar je Hektar), sollte sich diese erhöhen, müssten die Anleger den Erhöhungsbetrag zusätzlich begleichen. Grundstückseigentümer können selbst bestimmen, ob sie den Empfehlungen des Försters folgen oder beispielsweise später ernten. Sollte der Wald abbrennen, bleibt ihnen das Grundstück. Nach Ende des Direktinvestments können sie ihr Grundstück behalten, es selbst veräußern oder es der Miller Forest zum Weiterverkauf anbieten.

Finanzierung. Der Emittent plant nicht, Darlehen aufzunehmen, es ist ihm jedoch erlaubt. Über alle Anlagevarianten, sollen 30,1 Prozent der Anlegergelder für die Pacht oder den Grundstückserwerb ausgegeben werden. 17,5 Prozent für das Anlegen der Forstflächen. 26,9 Prozent sollen für die Pflanzen, deren Aufzucht und Pflege verwendet werden. 16 Prozent sind laufende Bewirtschaftungskosten. 9,5 Prozent fallen für Nebenkosten des Anbieters. Da der Verkaufserlös in Guarani anfällt, besteht ein Währungsrisiko.

Annahmen für den Verlauf. Miller Forest nimmt an, dass auf einem Hektar für Energieholz 1.300 Setzlinge gepflanzt werden. Nach sechs Jahren sollen 230 Kubikmeter Festmeter geerntet werden. Dieser Erfahrungswert wird bei neuen Pflanzungen überschritten, so Miller Forest. Ernte-, Aufbereitungs- und Transportkosten wurden mit 36 US-Dollar je Kubikmeter Festmeter kalkuliert. Für einen Schüttraummeter Hackschnitzel ist Miller Forest von 24 US-Dollar ausgegangen, dem Durchschnittswert von 2014 bis 2016. Das ergibt 5.520 US-Dollar. Unter der Annahme eines Wechselkurses von 1 US-Dollar je 0,9 Euro sind das 4.968 Euro. Mitte April 2017 lag der Wechselkurs bei 0,94 Euro je US-Dollar und der Durchschnitt der vergangenen 6 Jahre bei 0,81 Euro je US-Dollar.
Die Wertholzplantagen sollen mit 780 bis 1.140 Pflanzen bestückt werden (Eukalyptusbäume brauchen mehr Platz als Kiefern). Miller Forest geht davon aus, dass nach 18 Jahren 485 Kubikmeter Festmeter je Hektar geerntet werden. Die Erntekosten sollen bei 36 US-Dollar je Festmeter liegen. Als Verkaufspreis nimmt Miller Forest im Durchschnitt 49 Euro je Festmeter an. Je nach Art, Baumalter und Baumbestandteil werden unterschiedliche Preise für das Holz erzielt.

Rückfluss. Jeder Anleger erhält vor oder bei Abschluss des Aufforstungsvertrags eine Investitionsrechnung, in der die Kosten, Erträge und Renditen aufgeführt sind und die zum Vertragsbestandteil wird. Überschreiten die tatsächlichen Verkaufserlöse vor Steuern die geplanten Erträge, geht ein Drittel der Mehrerträge an die Miller Forest Investment AG.
Die IRR-Rendite soll bei Energieholz zwischen 4 und 6 Prozent jährlich liegen, innerhalb von sechs Jahren Laufzeit, vor Steuern. Für Wertholz soll eine IRR-Rendite von 6 bis 8 Prozent pro Jahr erzielt werden, bei 18 Jahren Laufzeit, vor Steuern.

Steuern. Anleger, die das Grundstück kaufen, müssen in Paraguay Grundsteuer entrichten. Das übernimmt der Emittent stellvertretend für den Anleger. In Paraguay werden zehn Prozent des Verkaufserlöses für Umsatzsteuer und zehn Prozent Ertragssteuer fällig. Bei Erträgen unter 10.000 Euro sinkt die Ertragsteuer auf 4,5 Prozent des Verkaufserlöses. Die Anleger müssen in Paraguay eine Steuererklärung abgeben, das übernimmt für sie Felber Forestal. Den Anlegern entstehen dadurch laut Anbieter keine zusätzlichen Kosten.
Zwischen Deutschland und Paraguay gibt es kein Doppelbesteuerungsabkommen. Anleger erzielen in Deutschland Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft, die sind mit dem persönlichen Steuersatz zu versteuern. Die in Paraguay erhobene Einkommensteuer wird auf die in Deutschland zu zahlende Steuer auf der Grundlage des § 34c EStG angerechnet, so das Finanzamt in Ravensburg in einer verbindlichen Auskunft aus dem Jahr 2011.

Waldrat e.V. Anleger können der 2008 gegründeten Investorenvereinigung Waldrat e.V. beitreten. Sie kontrolliert die wirtschaftlichen Aktivitäten des Emittenten und seiner Vertragspartner und inspiziert die Anpflanzungen vor Ort. Mitglieder müssen jährlich 20 Euro zuzüglich 5 bis 10 Euro je Hektar zahlen. Inspektionen finden zweimal im Jahr statt. Berichte von November 2014 und früher findet man frei zugänglich im Internet, jüngere Berichte im Mitgliederbereich.

fondstelegramm-Meinung. Das Angebot ist nichts für risikoscheue Anleger. Anders als herkömmliche Sachwertanlagen hängt der Erfolg dieses Investments von Naturgewalten ab. Gegen die sind die Aufforstungen nicht versichert. Die Renditeerzielung steht im Vordergrund. Dass durch Aufforstungen zwecks Holzgewinnung zwischenzeitlich CO2-verarbeitende Pflanzen wachsen und ein kleiner Beitrag dazu geleistet wird, dass der restliche Regenwald geringfügig langsamer abgeholzt wird, ist ein Nebeneffekt – neuer Naturwald wird nicht geschaffen. Nur ab und an werden einheimische Bäume gepflanzt. Miller Forest hat ihre ersten Erfahrungen mit umfangreichen Anpflanzungen gewonnen und war auch mit dem Thema Krankheiten in Monokulturen konfrontiert. Sie hat mit den Anlegern gemeinsam Lösungen gefunden und sich auch in der Erzeugung der Setzlinge weiterentwickelt. Es besteht ein Schlüsselpersonenrisiko. Anleger können einer Vereinigung beitreten, die die Aufforstungen unter die Lupe nimmt. 2014 fanden die ersten Ernten aus Durchforstungen und damit auch erste Holzverkäufe statt. Aufgelöste Direktbeteiligungen gibt es aber noch keine. Der Holzpreis ist eine wesentliche Variable für den Erfolg der Beteiligung, seit 2014 sinkt der Preis für Hackschnitzel in Paraguay.

Holzpreisentwicklung und Mutter Natur sind zwei launische Unbekannte, mit denen der Erfolg der Direktbeteiligungen steigt oder fällt.