Angebot. Die Zweite Energie & Infrastruktur GmbH bietet Namensschuldverschreibungen an. Mit den Einnahmen will sie weltweit erneuerbare Energieprojektentwicklungen finanzieren. Da die Projekte noch nicht feststehen, handelt es sich um einen Blindpool. Das geplante Volumen beträgt 62 Millionen Euro zuzüglich 5 Prozent Agio. Es werden zwei Beitrittsvarianten angeboten, die sich in Verzinsung und Mindestlaufzeit unterscheiden. Ein Drittel der Namensschuldverschreibungen soll auf die kürzer laufende und geringer verzinste Variante Mei 4 Plus entfallen, zwei Drittel auf die Langlauf-Variante mit höherer Verzinsung Mei 8 Plus. Ab 5.000 Euro können Anleger die Variante Mei 4 Plus und ab 10.000 Euro die Variante Mei 8 Plus zeichnen, jeweils zuzüglich Agio. Anleger erzielen Einkünfte aus Kapitalvermögen. Die Schuldverschreibungen der Variante Mei 4 Plus können frühestens zum Ablauf von vier Jahren gekündigt werden, die Schuldverschreibungen Mei 8 Plus erstmals zum Ende von acht Jahren. Sollten sich Emittent und Anleger auf ein vorzeitiges Laufzeitende einigen, müssten Anleger bis zu 15 Prozent Vorfälligkeitsentschädigung zahlen. Die Kündigungsfrist beträgt ein Jahr. Bei ausbleibender Kündigung enden die Schuldverschreibungen spätestens nach 15 Jahren.

Historie. Emittent ist die im Juni 2016 gegründete Zweite Energie & Infrastruktur GmbH. Ihr einziger Gesellschafter ist die in Luxemburg ansässige Minerva Capital Partners S.à.r.l. (Minerva). Minerva wurde 2013 gegründet. Ihr Management war früher bei Thomas Lloyd oder bei Q-Cells tätig. Einstweilen liegen keine Bonitätsauskünfte über Minerva vor.
Geschäftsführer des Emittenten und seines Alleingesellschafters ist Matthias F. Altieri. Er hat Minerva mit gegründet. Matthias F. Altieri hat Wirtschaftswissenschaft und Luft- und Raumfahrttechnik studiert. Er hat vor der Gründung Minervas bei Thomas Lloyd als Projektverantwortlicher und als CEO bei Q-Cells Italia gearbeitet. Bei Minerva liegt sein Aufgabenfeld in der Investorenbetreuung und im globalen Projektentwicklungsgeschäft. Auch die anderen beiden Gründer Minervas haben zuvor für Thomas Lloyd gearbeitet: Philipp Rusch, der für die Projektfinanzierung, das Asset Management und die Kapitalanlagestrategie verantwortlich ist und Dr. Alberto Longhi, der die Projektdurchführung und die Betriebsführung verantwortet. Altieri, Rusch und Longhi haben das Projektteam bei Thomas Lloyd aufgebaut, haben dort umfangreiche internationale Infrastrukturprojekte in Gang gesetzt, bis die drei das Unternehmen verließen und Minerva gründeten.
Darüber hinaus waren Matthias F. Altieri und Dr. Alberto Longhi CEO beziehungsweise COO von Q-Cells Italia. Dr. Marko Schulz aus dem Minerva-Team war Vorstand von Q-Cells SE und Q-Cells International. Weite Teile der Q-Cells SE wurden 2012 von der südkoreanischen Hanwha-Gruppe übernommen, Q-Cells Italia wurde jedoch liquidiert.
Minerva beschäftigt 12 Mitarbeiter. Von den 10 auf der Homepage aufgeführten Team-Mitgliedern stammen 7 aus den Bereichen Finanzierung/Vertrieb/Wirtschaft, eine Person ist Anwalt, zwei haben Luft- und Raumfahrttechnik studiert, einer war Profifußballer, der kümmert sich um den Vertrieb an die spezielle Klientel Profifußballer.
Minerva baut ihr Vertriebsnetz erst auf. Den Vertrieb verantworten Arthur Böhme und Jörg Schäfer, der über sein Unternehmen Proton Energy den Vertrieb unterstützt. Außerdem plant Minerva, mit fünf bis sieben Vertriebsunternehmen langfristig zusammenzuarbeiten.
Bislang hat Minerva erst mehrere kleine Solardachanlagen in Italien installiert mit insgesamt rund 700 kW.
Minerva hat nach eigenen Angaben bisher ein Private Placement mit einem Eigenkapitalvolumen von rund fünf Millionen Euro emittiert. Geplant ist die Ausgabe von weiteren Anleihen über eine Luxemburger Verbriefungsgesellschaft mit Zeichnungshöhen ab 125.000 Euro.

Verwendung der Namensschuldverschreibungen. Die Einnahmen aus den Namensschuldverschreibungen sollen ausschließlich in Projekte der Minerva fließen, bei denen erneuerbare Energie erzeugt, übertragen oder verteilt wird. Der Prozess, den Minerva begleitet, beginnt bei der Projektentwicklung, reicht über den Betrieb der Anlagen bis hin zu ihrem Verkauf. Als Projekte für die Namensschuldverschreibungen bieten sich laut Minerva vor allem Projektentwicklungen an. Vorgesehen sind Projekte aus den Bereichen Windenergie, Solarenergie, Biomasse- und Abfallverwertungsanlagen. Minerva will zu einem Zeitpunkt in die Projekte einsteigen, zu dem zumindest klar ist, dass sie realisiert werden. Je nach Projekt können bis zum Wiederverkauf mehrere Jahre vergehen. Auch Börsengänge oder Sale-and-Lease-Back-Strukturen sind mögliche Ausstiegswege. Angestrebt werden Standorte in politisch stabilen Ländern, in denen erneuerbare Energien erforderlich oder wettbewerbsfähig sind. Minerva will in Energiemärkte investieren, die, zumal als Investitionsmarkt, vergleichsweise wenig entwickelt sind. Aber auch Deutschland und Italien sind als Investitionsländer vorgesehen. Insbesondere der Energiemarkt in Italien ist interessant, weil dort 85 Prozent des Stroms importiert werden, so Minerva. Höchstens die Hälfte der Investitionssumme darf in ein Land investiert werden. Auf ein Projekt dürfen maximal 30 Prozent mindestens jedoch 1,5 Millionen US-Dollar des zu investierenden Betrags fallen. Minerva lässt nach eigenen Angaben viele Projekte vom französischen Unternehmen Schneider Elektric SA errichten. Auch mit der südkoreanischen Hanwha-Gruppe arbeitet sie gern zusammen.
Laut Minerva stehen inzwischen einige Projekte fest. Dazu zählt ein Joint Venture mit einem italienischen Energieunternehmen, das für private Haushalte Solardachanlagen installiert. Minervas Rolle dabei besteht darin, die Dachanlagen zu finanzieren. In einem weiteren geplanten Projekt will Minerva ein Unternehmen technisch und finanziell unterstützen, in Pakistan Solardachanlagen zu errichten. Minerva ist auch Ansprechpartner für ein Taiwanesisches Unternehmen, das in Kambodscha Gewerbegebiete entwickelt – hier besteht das Problem darin, dass der elektrische Strom aus Vietnam kommt. Wird in Vietnam der Strom verbraucht, wird nichts mehr nach Kambodscha geliefert. „Durch das Anlageinstrument Minerva Energie & Infrastruktur SA, hat sich Minerva Capital Partners bereits Projekte mit einer Gesamtkapazität von über 418 MW gesichert, mit Baukosten von insgesamt über USD 0,7 Mrd.“, heißt es auf der Homepage des Anbieters. Gemeint ist eine Pipeline mit gesicherten Projekten. Das heißt, der Emittent der Namensschuldverschreibungen kann auf diese Projekte zurückgreifen. Die Projekte sind primär in Europa und Asien, aber auch in Amerika und Afrika angesiedelt. Es handelt sich meist um Solaranlagen, aber auch um einige Windkraft- und Biomasseanlagen. Jeweils 30 Prozent der Anlagenleistung sind am Netz beziehungsweise baureif, der Rest ist in Entwicklung oder wurde erst initiiert.

Namensschuldverschreibungen. Die Namensschuldverschreibungen sind nachrangig gegenüber anderen Gläubigern des Emittenten. Mei 4 Plus soll mit 5,75 Prozent jährlich verzinst werden, Mei 8 Plus mit 7,4 Prozent jährlich. Die Zinszahlungen der ersten Jahre sollen aus kleinen Projekten stammen, die in Deutschland und Italien realisiert werden und deren Anlagen bereits Strom produzieren. Die Rückzahlung der Schuldverschreibungsbeträge sollen nach Kündigung oder Zeitablauf erfolgen, bei Mei 4 Plus frühestens nach vier Jahren, bei Mei 8 Plus frühestens nach acht Jahren. Der Emittent kann weiteres Kapital in Anspruch nehmen.

Finanzierung und Kosten. Darlehen nimmt der Emittent nicht auf, aber die Projektgesellschaften. 80,9 Prozent der Finanzierungsmittel des Emittenten inklusive Agio sollen in die Projekte fließen. 2,4 Prozent bilden eine Liquiditätsreserve. Umfängliche 16,7 Prozent sind Nebenkosten des Emittenten. An jährlichen Nebenkosten rechnet Minerva mit rund 493.000 Euro beziehungsweise 0,8 Prozent der Namensschuldverschreibungssumme bei Vollplatzierung.

Rückfluss. Anleger, die zum 1. Januar 2017 die Vermögensanlage Variante Mei 4 Plus zeichnen und zum Ende des vierten Jahres kündigen, würden bei planmäßigem Verlauf während der vier Jahre insgesamt 111 Prozent ihres Kapitaleinsatzes inklusive Agio, nach Steuern wieder zurückerhalten und eine IRR-Rendite von 2,9 Prozent jährlich nach Steuern erzielen.
Anleger, die sich zum 1. Januar 2017 für die Variante Mei 8 Plus entscheiden und zum Ende des achten Jahres kündigen, würden bei prognostiziertem Verlauf innerhalb der acht Jahre insgesamt 137 Prozent ihres Kapitals inklusive Agio, nach Steuern zurückerhalten, was einer IRR-Rendite von 4,7 Prozent nach Steuern entspricht.

fondstelegramm-Meinung. Es waren einmal drei Projektmanager von Thomas Lloyd, die auf der Piazza della Minerva in Rom beschlossen, ihre eigene Gesellschaft „Minerva“ zu gründen. Sie haben in ihrer Zeit bei Thomas Lloyd, General Electric und Q-Cells schon zahlreiche internationale Großprojekte im Bereich erneuerbarer Energien in Gang gesetzt. So ist die Projektpipeline, die mögliche Projekte für den Emittenten darstellt, von ihrem Umfang her recht beeindruckend. Minerva als solche hat jedoch erst diverse kleine Solar-Aufdachanlagen in Italien mit insgesamt weniger als einem MW umgesetzt.

Erste Vermögensanlage Minervas im Publikumsgeschäft. Äußerst risikoreiche internationale Projekte eines Anbieters ohne Bonitätsnachweis. Großes Projekt-Know-how ist zwar vorhanden, in Eigenverantwortung entstanden aber erst wenige kleine Projekte.