Angebot. Angeboten werden Anteile an einem bereits 2013 emittierten und nun an die Erfordernisse des KAGB angepassten Fonds. Das Gesamtinvestitionsvolumen inklusive Agio umfasst 40,3 Millionen Euro. Anleger können sich mit mindestens 10.000 Euro plus fünf Prozent Agio beteiligen. Die im Handelsregister einzutragende Haftsumme beträgt zehn Prozent der Pflichteinlage. Der AIF endet am 31. Dezember 2026. Wird der Platzierungszeitraum bis Ende 2016 verlängert, läuft der Fonds bis Ende 2027 – davon wird in der Prognose und in der Kapitalrückflussrechnung ausgegangen. Anleger können außerdem eine Verlängerung der Gesellschaft um längstens fünf Jahre beschließen. Die bereits vor der rechtlichen Umwandlung dem Fonds beigetretenen Anleger können ihre Beteiligung nicht früher kündigen. Die Altgesellschafter haben den Anlagebedingungen und Vertragsanpassungen mit großer Mehrheit zugestimmt.

Zielmarkt. Seit 2009 sind im Schienenverkehr laut SCI Verkehr sowohl das weltweite Frachtaufkommen als auch die Anzahl der beförderten Passagiere permanent angestiegen. SCI Verkehr rechnete 2013 bis 2018 mit einem jährlichen Wachstum des Marktvolumens von 3,2 Prozent.
In jedem Quartal befragt SCI Verkehr internationale Topmanager aus der Bahnbranche und ermittelt daraus den SCI Rail Business Index. Der sank seit Anfang 2014. Das dritte Quartal 2015 war von einer unbefriedigenden Geschäftslage, einer kritischen Beurteilung des Auftragsbestands und von Personalabbau gekennzeichnet, so SCI. Die schlechte Stimmung in Deutschland führt Paribus unter anderem auf die Lok-Führer-Streiks zurück.
Eine umfangreiche Marktanalyse finden Sie hier.

Historie. KVG ist die Paribus Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH. Die Aufgabe der Verwahrstelle übernimmt die Cordes Treuhand GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Die 2008 gegründete Northrail GmbH kümmert sich unter anderem um das Flottenmanagement und die technische Betriebsführung der Fahrzeuge. Gesellschafter Volker Simmering ist zugleich Geschäftsführer der KVG und anderer Paribus-Gesellschaften. Auch mit Christopher Schroeder gibt es personelle Verflechtungen zwischen Paribus und Northrail. Die Northrail Technical Services GmbH & Co. KG betreibt zwei Lokomotiv-Werkstätten. Derzeit managt Northrail rund 80 Rangierlokomotiven, rund 20 Streckenlokomotiven und ab Ende 2015 auch 90 Reisezugwagen.
Paribus hat in den Jahren 2008 und 2010 zwei Eisenbahnfonds mit einem Eigenkapital von insgesamt rund 85 Millionen Euro emittiert. Die geplanten kumulierten Auszahlungen an die Anleger wurden im ersten Fonds um 30 Prozent, im zweiten Fonds um 6 Prozent unterschritten. Der erste Eisenbahnfonds hat 38 Rangier- und Zubringerloks gekauft. Ihre Auslastung lag per Ende September 2015 bei 79 Prozent. Die Hauptursachen für die niedrigeren Auszahlungen lagen in höheren Reparaturkosten als erwartet und an der damit verbundenen geringeren Auslastung. Zudem wirkte sich das niedrigere Zinsniveau belastend auf die Mieteinnahmen aus, so Paribus. Bei niedrigen Zinsen ist der Anreiz, eine Lok zu kaufen größer, als zu mieten, wenn die Mieten nicht nach unten angepasst werden. Der zweite Eisenbahnfonds ist Eigentümer von 38 Rangier- und Zubringerloks. Die waren per September 2015 zu 86 Prozent ausgelastet. Der Fonds ist inzwischen vollständig investiert. Hier sind die Abweichungen darauf zurückzuführen, dass die bestellten Lokomotiven als Neuentwicklung zunächst nur eine eingeschränkte Betriebserlaubnis erhalten hatten und Paribus zunächst nach alternativen Loks suchte, bevor dann die bestellten Loks mit uneingeschränkter Betriebserlaubnis aber 12 Monaten Verzögerung in den Fonds eingebracht wurden. Das Rail Portfolio III wurde bereits 2013 emittiert. Bislang konnten 6,5 Millionen Euro platziert und davon 4,6 Millionen Euro zuzüglich rund 3,9 Millionen Euro Fremdkapital investiert werden. Die Anleger erhielten bislang Auszahlungen in Höhe von 6 Prozent pro Jahr.

Investitionskriterien. Die nachfolgend dargestellten Investitionskriterien basieren auf den Anlagebedingungen. Paribus rechnet jedoch mit einem enger gefassten Portfolio wie unter „Prognose“ dargestellt. Es sollen Schienenfahrzeuge aus mindestens drei unterschiedlichen Fahrzeugklassen erworben werden, mit jeweils verschiedenen Fahrzeugtypen. Bei Bedarf werden die Fahrzeuge umgerüstet oder instandgesetzt. Wenigstens 60 Prozent der Investitionssumme sollen für Loks oder Triebwagen im Personen- oder Güterverkehr ausgegeben werden. Dabei sollen jeweils höchstens 75 Prozent des Investitionsbetrags für Streckenlokomotiven und Rangierloks, maximal 40 Prozent für Waggons im Personenverkehr ausgegeben werden. Waggons kommen nur infrage, wenn ein zehnjähriger Miet- oder Leasingvertrag vorliegt. In Güterwaggons, Baufahrzeuge und Schleifzüge wird nicht investiert. Mindestens 60 Prozent des zu investierenden Kapitals muss in Schienenfahrzeugen aus Europa gehen und in Fahrzeuge, die höchstens 12 Jahre alt sind, die Alterseinschränkung ist wichtig und neu. Für alle Fahrzeuge darf der Kaufpreis den von einem Sachverständigen festgestellten Marktwert nicht überschreiten. Alle Schienenfahrzeuge müssen die gesetzlich vorgegebenen Abgas- und Emissionsvorschriften erfüllen – wobei mindestens 75 Prozent der zu investierenden Gelder für Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb oder mit einem (gesetzlich nicht geforderten) Rußfilter versehenen Dieselantrieb ausmachen müssen. Etwaige Zwischengewinne von Paribusgesellschaften bei Objektkauf sind nicht gestattet. Die Bruttomietrendite (anfängliche Jahresmiete durch Anschaffungskosten mal 100) jedes Fahrzeugs muss zum Kaufzeitpunkt wenigstens dem Wert einer zehnjährigen Bundesanleihe plus sieben Prozentpunkte entsprechen. Basis für die Kalkulation ist eine Mietrendite von 10,55 Prozent. Am 12. Oktober 2015 lag der Kurs einer Zehnjahresbundesanleihe bei 0,58 Prozent, die geforderte Mindestbruttomietrendite hätte an diesem Tag folglich 7,58 Prozent betragen müssen. Bei den bisherigen Lok-Einkäufen des Fonds lag die Mietrendite bei durchschnittlich 9,7 Prozent, so Paribus.
Investitionen in Fahrzeuge des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) sind gemäß Investitionskriterien zwar möglich, in der Kalkulation wurden sie jedoch nicht berücksichtigt, denn Paribus sieht SPNV-Fahrzeuge derzeit nicht vor. Im Wesentlichen gibt es inhaltlich kaum Unterschiede zum Vorgängerprospekt – ausgenommen sind die prozentualen Einschränkungen hinsichtlich der Verwendung der Investitionssumme, die waren laut Paribus von der Bafin vorgegeben.

Startportfolio. Bislang hat der Fonds vier Lokomotiven gekauft: zwei Rangier-Diesel-Loks von Vossloh, im Alter von drei und 17 Jahren, mit 671 und 390 kW Leistung und zwei drei Jahre alte elektrische Streckenlokomotiven von Siemens mit je 6.400 kW. Bei der 17 Jahre alten Lok handelt es sich laut Paribus um eine leichte, zweiachsige Lokomotive mit geringer Leistung und niedrigem Verbrauch, die nicht mehr produziert, aber stetig nachgefragt wird. Die Lok hat gerade ihre zweite Hauptuntersuchung hinter sich und kann laut Paribus gut und gerne 40 Jahre laufen.
Insgesamt betrachtet, lagen die Kaufpreise zum Zeitpunkt des Erwerbs 4,5 Prozent unter den gutachterlich ermittelten Werten. Zwei Loks sind noch bis Ende 2016 vermietet, zuzüglich drei Jahre Verlängerungsoption durch den Mieter. Für die beiden anderen Lokomotiven läuft der Mietvertrag Ende Oktober 2015 und November 2015 aus. Mietverträge für große Streckenlokomotiven gehen in der Regel über ein bis fünf Jahre, so Paribus, für kleinere Loks im Schnitt über ein Jahr.

Finanzierung. 78 Prozent des Gesamtinvestitionsvolumens inklusive Agio sollen aus Eigenkapital finanziert werden, 22 Prozent aus Darlehen. Im Oktober 2013 wurde mit Unicredit ein Rahmenkreditvertrag abgeschlossen, in den die Projektgesellschaften eintreten und darunter Einzelkreditverträge abschließen können. Voraussetzung ist, dass mindestens die Hälfte des Kaufpreises durch Eigenmittel bezahlt wurde. Maximal 15 Millionen Euro können über den Rahmenkreditvertrag finanziert werden – 8,8 Millionen Euro Fremdkapital sind im Finanzierungsplan vorgesehen.
84,7 Prozent des Gesamtinvestitionsvolumens inklusive Agio sollen für den Erwerb der Eisenbahngüter samt Anschaffungsnebenkosten verwendet werden. 1,3 Prozent entfallen auf Ankaufsgebühren. 0,1 Prozent sind Finanzierungskosten. 1,1 Prozent kommen einer Liquiditätsreserve zugute. Leicht über dem Marktniveau liegende 12,8 Prozent sind Fondsnebenkosten.

Prognose. Die Kalkulation basiert auf der Annahme, dass 18 Lokomotiven erworben werden. 60 Prozent der Investitionssumme sollen für Rangierloks mit 85 Prozent Auslastung ausgeben werden, 40 Prozent für Streckenlokomotiven mit 95-prozentiger Auslastung. Die beiden Streckenlokomotiven des Startportfolios waren laut Paribus vollständig ausgelastet, eine Rangierlok wurde nachgerüstet und war bislang zu 85,5 Prozent ausgelastet, die andere Rangierlok ist noch neu und ging erst im September in die Vermietung. Die Auslastungsansätze sind niedriger als im alten Prospekt, höher als derzeit im Fonds 1 und geringfügig niedriger als aktuell im Fonds 2 – beide Vorgängerfonds haben nur Rangierloks im Portfolio.
Paribus rechnet für die Einnahmen mit einer Inflationsrate von 1,8 Prozent – das liegt leicht über dem Durchschnitt des VPI der vergangenen 13 Jahre von 1,42 Prozent. Die objektbezogenen Ausgaben wurden laut Anbieter mit 1,8 Prozent gerechnet, die übrigen Vergütungssteigerungen wurden jedoch mit zwei Prozent pro Jahr veranschlagt – unterschiedliche Kostensteigerungen sind nicht üblich.
Die Zinsen wurden bis zum 30. September 2023 mit 3,75 Prozent jährlich gerechnet, im Anschluss mit 5,50 Prozent. Der Zinssatz liegt laut Rahmenkreditvertrag, bei zehn Jahren Zinsbindung, 1,5 Prozent über dem Refinanzierungssatz der Unicredit. So werden für rund 2,3 Millionen Euro 3,24 Prozent Zinsen jährlich gezahlt. Die Zinsen für kurzfristige Kredite orientieren sich am 3-Monats-Euribor zuzüglich 1,65 Prozent plus Risikoaufschlag. Am 9. Oktober 2015 lag der 3-Monats-Euribor bei minus 0,049 Prozent. Für 1,34 Millionen Euro wurden kurzfristige Kredite mit Zinsen von 2,05 beziehungsweise 2,5 Prozent über dem 3-Monats-Euribor aufgenommen.
Für die Hauptuntersuchungen hat Paribus je Diesellok 200.000 Euro und je Elektrolok 175.000 Euro im Abstand von sieben Jahren einkalkuliert. Hauptuntersuchungen sind alle sechs Jahre vorgeschrieben, der Fahrzeughalter kann jedoch die Fristen zweimal um ein Jahr verlängern. Laut Paribus finden die Hauptuntersuchungen im Northrail-Portfolio alle acht Jahre statt. Anders als in den Fonds 1 und 2 wurden hier die Instandhaltungsaufwendungen einkalkuliert in der Form einer Pauschale, die jedoch mit höheren Mieteinnahmen einhergeht. Unter Instandhaltung in der Prognose ist nur der Anteil dargestellt, der über die Pauschale hinausgeht. Die Instandhaltungskosten sind von der Lok, ihrem Alter, dem Motor etc. abhängig und können nicht pauschal verglichen werden. Es fallen durchschnittlich jährlich rund 413.000 Euro an Nebenkosten der Gesellschaften an, das ist ein Prozent des Gesamtinvestitionsvolumens und relativ umfangreich.
Paribus nimmt an, dass die Rangierloks für 65 Prozent der Anschaffungskosten nach 12 Jahren wieder verkauft werden können (im Vorgängerprospekt rechnete man mit 70 Prozent) und die Streckenlokomotiven für 78 Prozent der Anschaffungskosten (im alten Prospekt wurden 85 Prozent veranschlagt). Paribus ist bei der Kalkulation der Verkaufserlöse von einem Portfolio ausgegangen, das zu 60 Prozent aus fünf Jahre alten Rangierloks und zu 40 Prozent aus zwei Jahre alten Streckenloks besteht, die nach 12 Jahren verkauft werden. Dabei wurden Wertverlaufskurven diverser Gutachter für unterschiedliche Loks zu Grunde gelegt. Die Lebensdauer einer Lokomotive liegt zwischen 30 und 40 Jahren. 1,785 Prozent (inklusive Umsatzsteuer) des Veräußerungswerts der verkauften Lokomotiven gehen an die KVG

Rückfluss. Sobald die Anleger zum Verkaufszeitpunkt ihr Eigenkapital ohne Agio zuzüglich sieben Prozent vor Steuern jährlich erhalten haben, gehen 20 Prozent der darüber hinausgehenden Erträge an Paribus. Anleger mit 42 Prozent Steuersatz, die Mitte 2015 beigetreten sind, sollen während der 12,5 Jahre Laufzeit insgesamt 72 Prozent ihres Eigenkapitals inklusive Agio, nach Steuern zurückbekommen, weitere 68 Prozent bei Verkauf, das sind in der Summe 140 Prozent und entspricht einer IRR-Rendite von 3,9 Prozent jährlich, nach Steuern. Im Vorgängerprospekt wurde noch eine Nachsteuerrendite von 5,5 Prozent avisiert. Paribus begründet die nach unten korrigierte Rendite mit dem niedrigeren Zinsniveau und den damit verbundenen niedrigeren Einnahmen, als noch bei Kalkulation des ersten Prospekts angenommen. Außerdem wurden teilweise höhere objektbezogene Kosten berücksichtigt, auch höhere Nebenkosten waren mit der Umstellung auf ein KAGB-konformes Modell verbunden.

Steuern. Da die Loks mindestens zehn Jahre gehalten werden, ist der Veräußerungsgewinn steuerfrei. Anleger erzielen sonstige Einkünfte aus der Vermietung beweglicher Wirtschaftsgüter und Einkünfte aus privaten Veräußerungsgeschäften, die beide dem persönlichen Steuersatz unterliegen, sie erhalten in geringem Maß auch Einkünfte aus Kapitalvermögen. Veräußerungsgewinne können bis zu einer Million Euro vollständig mit Verlustvorträgen privater Veräußerungsgeschäfte verrechnet werden, darüber hinausgehende Gewinne zu 60 Prozent. Die Betriebsprüfung des Paribus Rail Portfolio I hat die steuerliche Konzeption bestätigt.

Vertragsgestaltung. Der Treuhänder gehört zur Paribus-Gruppe, daraus können Interessenkonflikte entstehen.

Eignung für Stiftungen. Das Geschäft mit Lokomotiven ist nicht vergleichbar mit dem einer Immobilie: die Vermietungshorizonte sind kurz, die Loks müssen laufend instandgehalten werden und ihre Lebensdauer ist auf 30 bis 40 Jahre beschränkt. Der Anbieter und sein Assetmanager kennen sich mit Schienenfahrzeugen gut aus. Dennoch können schnell Abweichungen von kalkulierten Einnahmen und Ausgaben entstehen, allein weil das Portfolio an Loks vielleicht anders aussieht, als ursprünglich angenommen oder weil sich das Zinsniveau und damit die Vermietungseinnahmen ändern.

fondstelegramm-Meinung. Wer Kapitalanlagen mit Lokomotiven emittiert, muss das notwendige Spezialwissen mitbringen, um nicht nur die Finanzanlage, sondern auch das Asset im Griff zu haben. Bei Paribus liegt das vor, so dass von einer soliden Fondsbasis ausgegangen werden kann. Das niedrige Zinsniveau führte zu notwendigen Mietsenkungen und damit zu Mindereinnahmen in den Vorgängerfonds, auch Reparaturkosten fielen teilweise höher aus als zunächst angenommen. So ging Paribus in der Kalkulation des AIF nunmehr vorsichtiger vor, wenngleich die Einnahmen und Mietrenditen immer noch ohne Sicherheitspuffer gerechnet sind. Die Nebenkosten sind nach KAGB noch ein wenig angestiegen. Das alles führt zu einer nach unten korrigierten Rendite, die aber unter heutigen Gesichtspunkten immer noch auf einem marktüblichen Niveau liegt.

Das niedrige Zinsniveau machte auch vor Lokomotiven nicht Halt.