Angebot. Die Ranft Green Energy GmbH begibt Nachrangdarlehen. Sie leitet die Gelder an andere Unternehmen der Ranft-Gruppe weiter, die damit Erneuerbare Energie-Projekte, insbesondere Wasserkraftwerke in Italien realisieren wollen. Da die Projekte noch nicht feststehen, handelt es sich um einen Blindpool. Es sollen insgesamt fünf Millionen Euro platziert werden. Die Darlehensmindesthöhe liegt bei 3.000 Euro. Ein Agio wird nicht erhoben. Anleger erzielen Einkünfte aus Kapitalvermögen. Die Darlehensgeber können zwischen einer Mindestlaufzeit von zwei, vier und sechs Jahren wählen – die Varianten unterscheiden sich in ihrer Verzinsung. Frühestens zum Ablauf der jeweiligen Darlehens-Mindestlaufzeit können die Darlehensgeber ihren Darlehensvertrag kündigen. Sollten Anleger mit Ranft einvernehmlich eine frühzeitige Beendigung des Darlehensvertrags vereinbaren, zahlen sie eine Vorfälligkeitsentschädigung in Höhe von 12 Prozent ihres Darlehensbetrags.

Historie. 1996 wurde das Unternehmen Ranft Projektpartner GmbH gegründet, das zunächst nur im Immobilienbereich tätig war. Ihre Geschäftsführer sind Michael und Andrea Ranft. Michael Ranft hat Wirtschaftsenglisch und -spanisch studiert und eine Ausbildung zum Financial Consultant absolviert. Vor der Gründung der Ranft Projektpartner GmbH war er in der Vermögensverwaltung bei Merill Lynch tätig und als stellvertretender Repräsentanzleiter Deutschland in einer luxemburgischen Privatbank. Andrea Ranft ist Architektin. Mit Michael Ranft besteht ein Schlüsselpersonenrisiko. Michael Ranft gibt dazu an, dass seine Projektmanager und leitenden Mitarbeiter das operative Geschäft eigenverantwortlich erledigen und dass die strategischen Entscheidungen für die Laufzeit der Vermögensanlage bereits im Vorfeld getroffen wurden. Die Ranft-Unternehmensgruppe beschäftigt insgesamt 30 Mitarbeiter, darunter sind ein Wasserbauingenieur und ein Jurist. Der Anbieter übernimmt grundsätzlich die Projektprüfung, die Kaufverhandlungen, die Projektsteuerung, das Projektmanagement. Die technische Umsetzung der Projekte erfolgt jedoch durch Dritte. Dabei greift Ranft auf Fachingenieure zurück, die mit den Partnern in der jeweiligen Region zusammenarbeiten.
Ranft Projektpartner ist die Muttergesellschaft aller anderen Ranft-Unternehmen, an denen sie stets alleiniger oder mehrheitlicher Gesellschafter ist, ausgenommen die Immobilienprojektgesellschaft HRH Immobilien. Zu den Tochtergesellschaften gehören 5 Projektgesellschaften in Italien. Ranft Projektpartner ist auch alleiniger Gesellschafter des Emittenten und Darlehensnehmers, der im Dezember 2015 gegründeten Ranft Green Energy GmbH. Eine aktuelle konsolidierte Bilanz wollte uns der Anbieter nicht zur Verfügung stellen.
Von 2007 bis April 2016 hat Ranft 12 Vermögensanlagen emittiert. Für das Genussrecht aus 2007, mit dessen Einnahmen Seniorenimmobilien finanziert wurden, haben die Anleger bis April 2016 50 Prozent ihres Genussrechtkapitals zurückbekommen, das lag leicht über den Sollvorgaben. Wer gekündigt hat, erhielt seine Einlage vollständig zurück. Auch die in Solaranlagen investierenden, 2009 bis 2011 herausgegebenen Kapitalanlagen I bis VII zahlten planmäßig Zinsen und Tilgung. Die 2012 bis 2015 emittierten Ranft Green Energy I bis IV konnten ihren Zinsverpflichtungen bislang prospektgemäß nachkommen. Alle Ranft-Kapitalanlagen umfassen ein Volumen von insgesamt 28,4 Millionen Euro.

Bisherige Erneuerbare Energie-Projekte. Im Bereich Solaranlagen ist Ranft seit 2008 aktiv. Hier setzt der Anbieter derzeit auf das Repowering und die Optimierung bestehender Anlagen im Rahmen der Übernahme der technischen Betriebsführung. Für etwa 200 Photovoltaikanlagen mit insgesamt 28 MW hat Ranft die technische und teilweise auch die kaufmännische Betriebsführung übernommen. Bis April 2016 hat Ranft 13 Solardachanlagen mit insgesamt 3 MW und 10 Freiflächen-Photovoltaikanlagen mit insgesamt 24 MW in Deutschland installiert. In Italien wurden 5 Solaranlagen mit insgesamt 4,9 MW errichtet, für diese hat sich Ranft einer Sammelklage gegen die rückwirkende Kürzung der Vergütung angeschlossen. Momentan hat es den Anschein, dass die italienischen Verwaltungsgerichte dieser Kürzung widersprechen könnten. Die Teilnahme an Ausschreibungsrunden der Bundesnetzagentur für die Vergütung von Solaranlagen in Deutschland findet Ranft momentan für sein Unternehmen nicht lohnenswert.
Mit Wasserkraftwerken beschäftigt sich Ranft seit 2012. Ranft prüft Projektentwicklungen, setzt diese fort, verkauft sie oder errichtet und betreibt die Wasserkraftwerke selbst. 16 Wasserkraftwerke in Italien werden derzeit ausgebaut oder modernisiert. Die Projekte liegen im Piemont, in der Toskana und in Venetien. Bis zur Baureife eines Wasserkraftwerks können 2 bis 20 Monate vergehen, je nachdem ob ein neues Kraftwerk errichtet oder ein bestehendes modernisiert oder erweitert werden soll. Bis heute hat Ranft 8 Wasserkraftwerke mit insgesamt 5,1 Millionen kWh Jahresproduktion (5,1 MW) errichtet und modernisiert. Ranft ist an den Wasserkraftprojekten stets mehrheitlich beteiligt, strebt aber nach Möglichkeit immer eine Alleingesellschafterstellung an. Bei den anderen handelt es sich im Regelfall um strategische Partner vor Ort oder um Unternehmen, die sich mit Eigenleistung an der Errichtung des Kraftwerks beteiligen. Ranft will auch für andere Finanzmarktteilnehmer Wasserkraftwerke in Italien planen und errichten. Dabei handelt es sich um Family Offices oder vermögende italienische Familien.

Nachrangdarlehen. Die Darlehen sind nachrangig gegenüber anderen Verbindlichkeiten des Emittenten und mit einem qualifizierten Rangrücktritt versehen. Die Mindestlaufzeiten sind an unterschiedliche Zinsversprechen geknüpft: Bei zwei Jahren Mindestlaufzeit sollen 4,20 Prozent jährlich gezahlt werden, bei vier Jahren Laufzeit 5,50 Prozent, Darlehen mit sechs Jahren Laufzeit sollen mit 6,75 Prozent pro Jahr verzinst werden. Die anfänglichen Zinszahlungen sollen deshalb aus den Erträgen bereits laufender Projekte der Ranft-Gruppe geleistet werden. Die Darlehensbeträge sind endfällig und sollen nach Ablauf der Vertragslaufzeit zurückgezahlt werden. Der Emittent kann weitere Nachrangdarlehen begeben.

Investitionskriterien. Die Anlegergelder sollen über Projektgesellschaften in Erneuerbare-Energie-Projekte fließen. Die Projektgesellschaften sollen mindestens acht Prozent Rückflüsse erwirtschaften. Der Investitionsfokus liegt auf Wasserkraftwerken und auf dem Erwerb und der Übernahme der technischen Betriebsführung bestehender Solaranlagen. Die Projekte müssen in europäischen Ländern liegen, vorzugsweise in Ländern mit EEG-ähnlichen Vergütungen. Voraussetzungen für Wasserkraftprojekte sind hohe zu erwartende Niederschläge und ein ausreichendes Gefälle. Ein bestimmtes Entwicklungsstadium muss ein Kraftwerk bei Projektübernahme nicht erreicht haben. Auch Genehmigungen, Gutachten und Stromabnahmeverträge brauchen zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorliegen.

Finanzierung und laufende Kosten. Der Emittent nutzt die Anlegergelder für die Zwischenfinanzierung von Projektentwicklungen, um schneller agieren zu können. Nach ihrer Fertigstellung werden Bankdarlehen aufgenommen und die Anlegergelder abgelöst.
86,8 Prozent des Darlehensbetrags fließen mittelbar in erneuerbare Energieprojekte. 0,3 Prozent bilden eine Liquiditätsreserve. Leicht erhöhte 12,9 Prozent sind Nebenkosten des Emittenten. Nebenkosten der Projektgesellschaften kommen noch hinzu.
1,3 Prozent der Darlehenssumme werden jährlich für Nebenkosten des Emittenten ausgegeben.

Rückfluss. Anleger, die sich für zwei Jahre Laufzeit entscheiden, sollen insgesamt 106 Prozent ihres Darlehensbetrags, nach Steuern zurückerhalten, das entspricht einer IRR-Rendite von 3 Prozent jährlich. Bei vier Jahren Laufzeit sind 116 Prozent als Rückzahlungen avisiert und eine IRR-Rendite von 4 Prozent nach Steuern. Für sechs Jahre Laufzeit ist eine Gesamtrückzahlung von 130 Prozent nach Steuern vorgesehen, was einer IRR-Rendite von 5 Prozent jährlich entspricht.

fondstelegramm-Meinung. Der Darlehensnehmer ist ein Familienunternehmen, das aus dem Immobilienbereich kommt und sich seit 2008 mit Erneuerbaren Energien befasst, zunächst mit Solaranlagen, seit 2012 auch mit Wasserkraftwerken in Italien. Deren Zwischenfinanzierung soll den Schwerpunkt der Verwendung der Anlegergelder bilden. Immerhin ist es dem Anbieter gelungen, in der relativ kurzen Zeit acht Wasserkraftprojekte abzuschließen, offenbar hat er den Fuß in die Tür dieses Geschäfts in Italien bekommen. Bislang konnte Ranft seine Anleger mit prospektgemäßen Auszahlungen im Rahmen von 12 Kapitalanlagen zufrieden stellen. Zur finanziellen Lage der Unternehmensgruppe lässt sich jedoch keine Aussage treffen, da uns der aktuelle Jahresabschluss der Ranft-Gruppe nicht zur Einsicht überlassen wurde.

Wasserkraft in Italien ist ein lukrativer Markt. Das hier angebotene Investment erfordert darüber hinaus jedoch Vertrauen in das Familienunternehmen Ranft.