Angebot. Die Ranft Green Energy VI GmbH bietet Nachrangdarlehen an. Damit soll das erneuerbare Energieanlagen-Portfolio der Ranft-Gruppe erweitert werden. Der Schwerpunkt liegt auf Wasserkraftanlagen und zu optimierenden Photovoltaik-Bestandsanlagen in Europa. Da die Projekte noch nicht feststehen, handelt es sich um einen Blindpool. Die Darlehen sollen einen Gesamtbetrag von 5 Millionen Euro umfassen. Ab 3.000 Euro können Anleger Darlehen gewähren. Ein Agio wird nicht erhoben. Anleger erzielen Einkünfte aus Kapitalvermögen. Die Darlehensgeber können zwischen drei Darlehensvarianten wählen. Die unterscheiden sich in ihrer Mindestlaufzeit und der geplanten Verzinsung. Die Mindestlaufzeiten liegen bei zwei, vier oder sechs Jahren. Die Darlehenslaufzeit endet durch Kündigung – die Frist beträgt ein halbes Jahr.

Historie. Die Ranft-Gruppe entstand 1996 als Immobilienunternehmen. Seit 2008 hat sie ihr Geschäftsfeld auf erneuerbare Energien ausgeweitet. Muttergesellschaft aller Ranft-Gesellschaften ist die Ranft Projektpartner GmbH. Sie ist auch Alleingesellschafter des Emittenten, Anbieters und Darlehensnehmers Ranft Green Energy VI GmbH. Zur Ranft-Gruppe gehören sechs Projektgesellschaften mit insgesamt 18 Projekten.
Michael und Andrea Ranft sind zu jeweils 50 Prozent geschäftsführende Gesellschafter von Ranft Projektpartner. Michael Ranft hat Wirtschaftsenglisch und -spanisch studiert und eine Ausbildung zum Financial Consultant absolviert. Vor der Gründung der Ranft Projektpartner GmbH war er in der Vermögensverwaltung bei Merill Lynch tätig und als stellvertretender Repräsentanz-Leiter Deutschland in einer luxemburgischen Privatbank. Andrea Ranft ist Architektin. Mit Michael Ranft besteht ein erhebliches Schlüsselpersonenrisiko. In der Ranft-Gruppe arbeiten derzeit 30 Mitarbeiter. So gehören beispielsweise zum Team Italien: ein auf erneuerbare Energien in Italien spezialisierter Jurist, ein Projektentwickler, ein Projektsteuerer für Wasserkraftwerke und ein Finanzierungsmitarbeiter. Ranft arbeitet mit drei Wasserbau-Ingenieurbüros zusammen. Ranft akquiriert baureife Energie-Projekte, kauft sie an und übernimmt das Projektmanagement. Für das Errichten der Anlagen werden Fachkräfte der jeweiligen Region eingesetzt.
Der letzte veröffentlichte Jahresabschluss der Ranft Projektpartner ist aus 2012. Damals erwirtschaftete das Unternehmen einen Bilanzgewinn von rund 186.000 Euro, bei einer Bilanzsumme von rund 4,86 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote lag bei 5 Prozent. Aktuellere Angaben liegen leider nicht vor.
Ein Mittelverwendungskontrolleur wird nicht eingesetzt.

Bisherige Projekte und Vermögensanlagen. Die Ranft-Gruppe hat von 2012 bis 2016 insgesamt fünf Projekte mit acht Wasserkraftwerken in Piemont, Venetien und in der Toskana abgeschlossen. Die Kraftwerke wurden bereits in Betrieb genommen. Bis auf ein Kraftwerk handelte es sich um neue Anlagen. Durch die Kraftwerke sollen insgesamt 5.000 MWh elektrische Energie pro Jahr erzeugt werden. Die Ranft-Gruppe ist nach eigenen Angaben meist einziger Gesellschafter der Projektgesellschaften. Sie übernimmt auch die technische und kaufmännische Betriebsführung. Derzeit werden sechs weitere Wasserkraft-Projekte in Italien umgesetzt. Die sollen nach Netzanschluss insgesamt 13.875 MWh elektrische Energie im Jahr produzieren.
Im Bereich Photovoltaik hat die Ranft-Gruppe bislang neun Dachanlagen mit insgesamt 3 MWp errichtet, in den Jahren 2009 bis 2011 darüber hinaus drei Freiflächenanlagen in Deutschland mit über 12 MWp und fünf Freiflächen-PV-Anlagen in Italien mit etwa 3 MWp. Eine weitere Solar-Freiflächenanlage in Deutschland hat sie fertig übernommen und für eine Freiflächenanlage hat sie die Finanzierung und Betreuung dargestellt. Die Ranft-Gruppe hat nach eigenen Angaben die technische Betriebsführung von PV-Anlagen mit insgesamt 30 MW inne.
Die Ranft-Gruppe hat bislang 13 Vermögensanlagen mit einem platzierten Kapital von rund 28 Millionen Euro emittiert. Für das Genussrecht aus 2007, mit dessen Einnahmen Seniorenimmobilien finanziert wurden, lagen die Auszahlungen bis April 2016 bei 50 Prozent des Genussrechtkapitals, das lag leicht über den Sollvorgaben. Wer gekündigt hat, erhielt seine Einlage vollständig zurück. Die Kapitalanlagen Ranft Solar I bis VII aus den Jahren 2009 bis 2011 haben ihre Zinsen und Dividenden bisher prognosegemäß bezahlt, so auch die Vermögensanlagen Ranft Green Energy I bis V aus den Jahren 2012 bis 2016.

Nachrangdarlehen. Die Darlehen sind nachrangig gegenüber allen andern Gläubigern des Emittenten.
Für die Darlehensvariante mit zwei Jahren Mindestlaufzeit liegt der planmäßige Zinssatz bei 3,95 Prozent jährlich. Für Darlehen mit mindestens vier Jahren Laufzeit beträgt der Soll-Zinssatz 5,00 Prozent pro Jahr, bei Darlehen mit sechs Jahren Mindestlaufzeit 6,25 Prozent jährlich. Die Zinsen fließen auch aus Projekten, die nicht mit den Geldern des Green Energy VI finanziert werden. Die Darlehen sind endfällig. Die Tilgungsbeträge sollen beispielsweise aus dem Verkauf von Wasserkraftwerken stammen.

Verwendung der Nachrangdarlehen. Der Darlehensnehmer wird wiederum Darlehen an Unternehmen der Ranft-Gruppe vergeben oder sich an letzteren beteiligen. Die Ranft-Unternehmen werden mit den Geldern das Portfolio der Ranft-Gruppe mit erneuerbaren Energieprojekten erweitern.
Investiert werden soll in Europa, bevorzugt in Ländern, die EEG-ähnliche Vergütungen bieten. Der Fokus liegt auf der Zwischenfinanzierung kleiner und mittlerer Wasserkraftwerke in Italien. Voraussetzungen für Wasserkraftwerke sind Standorte mit hohen Niederschlagsmengen und ausreichendem Gefälle. Die Wasserkraft-Projekte sollen entweder Baureife besitzen oder es dürfen keine Schwierigkeiten im Genehmigungsprozess zu erwarten sein.
Außerdem zielt die Ranft-Gruppe auf bereits bestehende Solaranlagen in Italien und Deutschland ab, die bislang unter Plan laufen. Sie will die Anlagen entweder kaufen oder deren technische und kaufmännische Betriebsführung übernehmen. Durch technische Änderungen und Repowering will sie die PV-Anlagen optimieren, damit sie höhere Leistungen erbringen.
Der Anbieter rechnet damit, dass die Energieprojekte auf Objektebene Auszahlungen von acht Prozent jährlich ermöglichen.
Ranft investiert nach eigenen Angaben nur in Wasserkraftwerke, die EEG-Vergütungen erhalten. Die Vergütung für kleine Wasserkraftanlagen, die das Ranft-Portfolio dominieren, beträgt 0,219 Euro je kWh und wird unverändert 20 Jahre lang gezahlt. Außerdem kommen für Ranft Anlagen in Betracht, die in das Register A der staatlichen Koordinierungsstelle für das erneuerbare Energien-Gesetz (GSE) eingetragen werden müssen. Zudem sind Investitionen in Wasserkraftwerke möglich, die sich auch ohne EEG-Vergütungen rechnen. Es gibt laut Ranft vereinzelt Wasserkraftwerke, die aufgrund ihrer Gegebenheiten am Standort günstig errichtet werden können und gleichzeitig viel Strom produzieren.
Zu den ersten Projekten gehört laut Anbieter ein bereits durch Ranft übernommenes Wasserkraftwerk auf Sizilien, dessen Ertrag nach der Instandsetzung um 20 Prozent gesteigert werden konnte. Derzeit prüft die Ranft Gruppe zwei Wasserkraftwerke bei Verona, die von ihrem jetzigen Betreiber seit zwei Jahren nicht mehr ordnungsgemäß gewartet und betreut werden.

Finanzierung. Der Darlehensnehmer selbst nimmt keine Darlehen auf, aber die Projektgesellschaften.
Der Darlehensnehmer investiert 83,6 Prozent des Darlehensbetrags in Projektgesellschaften der Ranft-Gruppe. 3,8 Prozent fließen in eine Liquiditätsreserve. 12,6 Prozent sind Nebenkosten des Darlehensnehmers – ein mittelmäßiger Ansatz, der unter anderem mit dem kleinen Platzierungsvolumen zusammenhängt. Die Nebenkosten der Projektgesellschaften kommen noch hinzu.

Rückfluss. Anleger, die sich für zwei Jahre Laufzeit entschieden haben, sollen insgesamt 106 Prozent ihres Kapitals nach Steuern zurückerhalten und eine IRR-Rendite von 6,0 Prozent nach Steuern jährlich erzielen. Bei der Wahl einer vierjährigen Darlehenslaufzeit, sollen die Darlehensgeber insgesamt 115 Prozent ihres Kapitals nach Steuern zurückerhalten und 5,0 Prozent IRR-Rendite jährlich erreichen. Haben Anleger sechs Jahre Laufzeit gewählt, sollen sie 128 Prozent ihres eingesetzten Kapitals nach Steuern zurückbekommen und eine IRR-Rendite von 5,7 Prozent jährlich nach Steuern erzielen.

fondstelegramm-Meinung. Da es sich um ein Darlehen handelt, steht immer die Frage nach der Bonität des Darlehensnehmers, dessen Alleingesellschafters letzter Jahresabschluss aber aus 2012 stammt. So richten sich alle Augen auf die bisherigen und angedachten Projekte und auf das Können des Anbieters, solche zu managen. Offensichtlich hat sich Ranft mit Wasserkraftwerken in Italien eine funktionierende Nische erarbeitet. Neben weiteren Wasserkraftwerken in Italien, soll auch in bereits in Betrieb befindliche, zu optimierende Solaranlagen investiert werden, wie auch andere kleine Anbieter wird wohl auf die Beteiligung an Ausschreibungen für neue Solaranlagen verzichtet. Egal ob Wasserkraft oder Solarenergie, Ranfts Vermögensanlagen verliefen nach seinen Angaben bislang alle prognosegemäß. Die Gruppe scheint zu funktionieren, das Schlüsselpersonenrisiko mit Michael Ranft ist gleichwohl gegeben.

Darlehen an einen kleinen Anbieter, der auf kleine und mittlere Wasserkraftwerke in Italien fokussiert ist und dessen Vermögensanlagen bislang alle planmäßig liefen.