Angebot. Solvium bietet gebrauchte Standardcontainer im Format 40-Fuß-High-Cube zum Kauf an. Anleger kaufen die Boxen und vermieten sie für 4,5 Jahre an Solvium. Am Ende will der Anbieter die Container zurückkaufen. Ein Container kostet 3.485 Euro plus zwei Prozent Agio.

Konstruktion. Bei dem vorliegenden Angebot handelt es sich um ein Direktinvestment, das nach dem Vermögensanlagengesetz aufgestellt und mit einem von der Bafin gebilligten Prospekt aufgelegt wurde. Anleger schließen die Verträge mit der Solvium Capital Vermögensanlagen GmbH & Co. KG (Emittentin), deren Geschäftsführerin die Solvium Capital GmbH ist. Die Emittentin war zum Zeitpunkt der Prospektaufstellung bis auf das Kommanditkapital in Höhe von 300 Euro vermögenslos; Container besaß sie noch nicht. Im Kauf- und Mietvertrag ist bereits der Rückkauf vereinbart: Die Emittentin soll die Container am Ende der Laufzeit vom Anleger zum ursprünglichen Verkaufspreis erwerben. Die Investoren gehen zu keinem Zeitpunkt eine Beteiligung an der Emittentin ein; es besteht ausschließlich ein schuldrechtliches Verhältnis zwischen Anleger und Solvium.

Konzept. Die Emittentin soll mit fortlaufender Platzierung der Vermögensanlage gebrauchte, bereits vermietete Container erwerben. Solvium verkauft die Boxen an die Investoren weiter, um sie anschließend für 54 Monate zu mieten. Die vertraglich vereinbarte Festmiete beträgt jährlich 4,10 Prozent bezogen auf den Kaufpreis, den der Anleger an die Emittentin bezahlt. Bei dem Verkaufspreis von 3.485 Euro beträgt die Jahresmiete also rund 143 Euro. Solvium stellt den Kunden die zusätzliche Zahlung einer „Bonusmiete“ in Aussicht. Sie beträgt bis zu 0,6 Prozent und wird von der Emittentin „ermessensabhängig“ ausgekehrt. Nach dem Ende des Mietverhältnisses muss der Anleger die Container an die Emittentin verkaufen. Das ist bereits im Kauf- und Mietvertrag so geregelt ebenso wie der feste Rückkaufspreis, der 3.485 Euro beträgt und somit identisch mit dem Verkaufspreis ist. Vom Abschluss des Kauf- und Mietvertrags bis zur letzten Auszahlung rechnet Solvium mit einer Laufzeit von 56 Monaten.

Container. Auf den Investitionsgegenstand, den der Anleger erwirbt, geht Solvium im Prospekt nicht näher ein. Das ist insofern folgerichtig, als die Emittentin selbst noch keine Container besitzt und es sich hier gewissermaßen um einen Blindpool handelt. Allerdings kauft der Anleger die Katze im Sack: Er kennt zwar den fixen Kaufpreis, weiß aber nicht, wie alt seine Container sind, an welche Reederei sie vermietet sind, welche Miete die Reederei bezahlt und wie lange der Mietvertrag noch läuft. Auf Nachfrage erklärt Solvium, dass die Container im Schnitt vier Jahre alt sind. Die Mietverträge mit den Endnutzern sollen in der Breite eine Restlaufzeit zwischen drei und fünf Jahren haben. Die jährlichen Mieteinnahmen sollen über 12 Prozent des Kaufpreises betragen, den die Anleger zahlen. Bei der Vermietung ist laut Solvium die Streuung auf rund 30 Mieter geplant. „Es sind einige Gesellschaften, wie CMA-CGM und Yang Ming dabei, die zu den größeren im Markt gehören. In der Breite sind es Mieter aus der ‚zweiten Reihe’, mit denen wir bisher gute Erfahrungen gemacht haben und bei denen sich nach wie vor attraktive Konditionen erzielen lassen“, konkretisiert Solvium-Geschäftsführer Marc Schumann auf Nachfrage.

Beschaffung. Laut Prospekt besitzt die Emittentin Optionen zum Kauf von Containern. Dieses potenzielle Anfangsportfolio ist im Prospekt aber nicht näher beschrieben. 65 bis 80 Prozent aller Container soll die Emittentin von der Komplementärin und Geschäftsführerin Solvium Capital GmbH erwerben. Weitere Verkäufer können zwei ausländische Gesellschaften sein, die maßgeblich von Conrendit beeinflusst werden. Gegenüber fondstelegramm erklärt Solvium, dass die für das Anfangsportfolio optionierten Container von keinem geschlossenen Conrendit-Fonds stammen werden.

Liquiditätsplan. Die Prognoserechnung endet zum 30. Juni 2020. Solvium rechnet mit einem Platzierungsergebnis in Höhe von 10,46 Millionen Euro. Davon sollen 9,7 Millionen Euro für Anleger-Container aufgewendet werden. Aus den Mieteinnahmen, die die Anleger-Container bei den Reedereien erzielen, plant die Emittentin während der gesamten Laufzeit, für sich einen „Reservebestand“ aus Containern aufzubauen. Dafür sollen insgesamt drei Millionen Euro aufgewendet werden. Solvium plant, die Bonusmiete in Höhe von 0,6 Prozent für die gesamte Laufzeit zu bezahlen.

Rechtliche Betrachtung. In dieser Konstellation wird der Anleger zwar rechtlicher Eigentümer der Container und des Mietvertrags, der mit der Reederei abgeschlossen ist. Allerdings kann der Investor damit praktisch nichts anfangen. Sein Vertragspartner ist die Emittentin, von der er die monatliche Miete nicht in Höhe der tatsächlichen Miete, die von der Reederei bezahlt wird, erhält, sondern eine von Solvium vorgegebene Basismiete zuzüglich „ermessensabhängiger“ Bonusmiete. Gleichwohl tritt der Anleger uneingeschränkt die Verfügungsgewalt über seine Container ab: „Die Emittentin ist berechtigt, die Standardcontainer während der Laufzeit der Mietvereinbarung an Endnutzer unterzuvermieten“, heißt es im Kauf- und Mietvertrag. Das Risiko dieser Untervermietung trage zwar die Emittentin. Aber eine wesentliche Schwachstelle in dieser Konstruktion ist, dass der Mietvertrag mit dem Endnutzer auch dann nicht auf den Anleger übergeht, wenn die Emittentin ausfällt.
Gleiches gilt für die (so weit mögliche) Abtretung von Ansprüchen aus der All-Risks-Versicherung, zu der Solvium die Endnutzer verpflichtet. Hierzu fehlt im Kauf- und Mietvertrag zwischen der Emittentin und dem Anleger eine entsprechende Abtretungsvereinbarung. Eine weitere Schwachstelle: Wenn der Container verloren geht (Totalverlust), erhält der Anleger von der Emittentin nur dann einen Ersatz, wenn sie vollständige Ersatzzahlungen der Versicherung oder der Reederei erhält. Ob solche Ersatzzahlungen geleistet wurden, kann der Investor nicht prüfen, da an ihn entsprechende Ansprüche nicht abgetreten sind.
Auf den „Reservebestand“ besteht ebenfalls kein Zugriff. Das ist laut Solvium aus „rechtlichen und praktischen Gründen“ nicht möglich. Die Anleger hätten zwar keinen dinglichen Anspruch, aber auf schuldrechtlicher Basis einen Anspruch auf die Erlöse und Werte aus dem Reservebestand.

Wirtschaftliche Betrachtung. Solvium stellt nicht aus eigener Kraft oder aus dem Vermögen der Gesellschafter der Emittentin Sicherheiten zugunsten der Anleger zur Verfügung. Vielmehr wird der „Reservebestand“ zur Absicherung der Basis- und Bonusmiete aus dem Anlegerkapital und dem Cashflow, den die Container der Anleger generieren, finanziert. Das bedeutet auch, dass sich die Emittentin mit dem Anlegerkapital ein Vermögen in Höhe von drei Millionen Euro aufbaut, an dem die Investoren nicht partizipieren. Zusätzlich werden die Kommanditisten der Emittentin laut Liquiditätsprognose bis Ende 2020 mit 352.000 Euro belohnt.

Ergebnisprognose. Solvium kalkuliert für die gesamte Mietzeit neben der Basismiete auch die Zahlung der Bonusmiete. Am Ende soll der Anleger seinen Einsatz zurückbekommen, indem er die Container zum ursprünglichen Kaufpreis an die Emittentin zurückgibt. Der Anbieter kalkuliert daher einen Gesamtmitterückfluss von 121,15 Prozent bezogen auf den Kaufpreis ohne Berücksichtigung des Agios.

Anbieter. Solvium wird seit Längerem von dem früheren Containerfonds-Initiator Conrendit kontrolliert. Viele seiner Fonds weisen eine für den Anleger stark negative Performance aus. Zweifelhaften Ruhm erlangte Solvium durch eine Phantom-Versicherung für die Container-Investments der „Protect“-Reihe. Deren Mieten und Renditen sollen zugunsten der Anleger bei der Allianz versichert (gewesen) sein. Der Versicherer stellt das in Abrede und ging gerichtlich gegen Solvium vor. In einem Hauptsacheverfahren entschied das LG Dortmund Ende 2014 für die Allianz. Das von Solvium angestrengte Berufungsverfahren beim OLG Hamm ist noch nicht entschieden. Keine glückliche Hand bewies der Anbieter bei der Wahl seines Ersatz-Versicherers, der wie berichtet im Frühjahr 2015 in der Insolvenz endete.

fondstelegramm-Meinung. Das Konzept ist aus Anbietersicht einleuchtend und vielversprechend. Anleger geben Solvium für 4,1 bis 4,7 Prozent Zinsen Geld, mit dem sich Solvium ein Containerportfolio kauft. Die Investoren zahlen für einen Container nicht nur numerisch einen hohen Preis. Sie sind zudem kaum abgesichert und müssen, wenn die Emittentin die Grätsche macht, die Ansprüche aus dem Kauf- und Mietvertrag beim Insolvenzverwalter durchfechten – ohne den Leasingmanager, Mietvertrag und Endnutzer der Container zu kennen. Wenn die Emittentin nicht zahlt und im Insolvenzfall die Reederei nicht einmal mehr an die Masse zahlt, ist der Anleger überhaupt macht- und chancenlos.

Wegen der rechtlichen Fallstricke des Miet- und Kaufvertrags und des unseriösen Gebarens des Anbieters im Zusammenhang mit einer angeblichen Allianz-Versicherung ist von einer Zeichnung abzuraten.