Angebot. Artemis will rund 12,8 Millionen Euro in Entertainmentprojekte und Wertpapiere investieren. Anlegern wird angeboten, dem Fonds bis Ende des Jahres mit mindestens 10.000 Euro zuzüglich fünf Prozent Agio direkt oder über einen Treuhänder beizutreten. Rund 46 Prozent des zehn Millionen Euro betragenden Eigenkapitals sollen in bereits identifizierte Wertpapiere fließen. Auf Ebene der Entertainments handelt es sich um einen Blindpool. Die Anleger erzielen Einkünfte aus Gewerbebetrieb. Zum 31. Dezember 2015 haben die Gesellschafter ein Sonderkündigungsrecht ihrer Beteiligung, planmäßig endet der Fonds am 31. Dezember 2022.

Initiator. Die Artemis Invest GmbH hat ein Stammkapital in Höhe von 25.000 Euro und wurde 2007 eigens zum Zwecke der Initiierung dieses Fonds gegründet. Der Initiator besteht aus fünf Gründungsgesellschaftern, die zwar laut Prospekt in unterschiedlichen Segmenten der Unterhaltungsbranche über Erfahrung verfügen. Ausreichende Erfahrung im Fondsgeschäft weisen sie nicht nach.

Investmentstrategie. Ein Großteil des Eigenkapitals wird in Wertpapiere investiert. Über die Münchner Kapitalanlage AG, eine Tochtergesellschaft der Commerzbank, sollen zwei Dachfonds als „Airbag“ Sicherheit in den Fonds bringen. Dachfondsmanager ist die Top Ten AG. Mit dem übrigen Kapital will der Fonds kleine, bereits laufende, erfolgversprechende Live-Entertainment-Projekte einkaufen und entwickeln. Die personelle Zusammensetzung des Fachbeirats, der die Auswahl der Projekte trifft, steht laut Initiator zwar inzwischen fest, wurde jedoch im Prospekt nicht dargestellt. Zu unkonkret bleiben auch die Investitionsgrundsätze. Geradezu bizarr mutet die Ertragsvorgabe von jährlichen 50 Prozent ab dem dritten Jahr der Investition an. Da hilft dann auch nicht mehr, dass „branchenübliche Versicherungen“ abgeschlossen sein müssen. Mit einfacher Mehrheit lassen sich die Kriterien ohnehin kippen.

Finanzierung. Die Finanzierung des Fonds erfolgt zu rund 82 Prozent aus Eigenkapital (inklusive Agio) und zu rund 18 Prozent aus Darlehen. Die Darlehen sollen in Schweizer Franken valutieren und sind noch nicht gesichert. Sie können bis auf 50 Prozent des Eigenkapitals aufgestockt werden. Als Sicherheit für die finanzierende Bank wird das Wertpapierdepot verpfändet. Gründungsgesellschafter Frank Otto hat sich mit 250.000 Euro am Fonds beteiligt. 26 Prozent des Fondsvolumens inklusive Agio fließen in Entertainment-Projekte, 54 Prozent in Wertpapier-Dachfonds. Die anfänglichen fondsabhängigen Nebenkosten liegen mit 20 Prozent deutlich über den marktüblichen Ansätzen.

Verlaufsprognose. Einnahmen soll der Fonds sowohl aus dem Rechtehandel und dem Verkauf von Bild- und Tonträgern generieren als auch aus der Wertpapieranlage. Die Prognose geht von der Realisierung von acht Projekten mit jeweils 500.000 Euro Produktionskosten aus. Es wurden durchschnittlich 700 Besucher je Veranstaltung, 180 Spieltage und 55 Euro Eintrittspreis angenommen. 20 Prozent des Nettoumsatzes sollen für Lizenzkosten, 25 Prozent für Marketing, fünf Prozent für sonstige Kosten und 15.000 Euro Spielkosten je Tag für die Darsteller und für die Nutzung der Spielstätte anfallen.
Die Darlehenszinsen wurden mit sechs Prozent per anno berücksichtigt. Die Tilgung erfolgt erst am Ende der Laufzeit im Jahr 2022. Die Versicherungskosten sind nach Angaben des Initiators in den Gesamtausgaben enthalten. Ab 2009 fallen jährlich netto 360.000 Euro fondsbedingte Nebenkosten an, das sind etwa 2,8 Prozent der Gesamtinvestitionskosten. Damit liegen auch die laufenden Nebenkosten über den marktüblichen Ansätzen.

Rückfluss. Während die Wertpapiere thesaurierend angelegt werden sollen, erwartet der Initiator ab 2010 anfänglich vier Prozent Auszahlungen aus dem Eventbetrieb und bis Ende 2021 kumuliert 124 Prozent. Für 2022 werden weitere 235 Prozent prognostiziert. Wirtschaftet der Fonds besser als prognostiziert, erhält der Geschäftsbesorger 25 Prozent der Erträge. Lägen demnach die Fondsergebnisse nur unwesentlich über den Planzahlen, wäre der Fonds spätestens nach Bezahlung des Geschäftsbesorgers wieder unter Plan. Läuft der Fonds bis zum Sonderkündigungsrecht planmäßig, haben Anleger Ende 2015 52 Prozent ihrer Einlage zurück erhalten.

Rechtliche Aspekte. Weil noch keine Investitionen getätigt wurden, ist noch nicht klar, welche Verträge mit welchen Gesellschaften aus welchen Ländern abgeschlossen werden. Im Zusammenhang mit Urheberrechten können verschiedenste Probleme auftreten, die den Fonds erheblich beeinträchtigen könnten. Gegen etwaige Schadensersatzleistungen ist die Fondsgesellschaft nicht versichert. Ein Prospekt- oder ein Steuergutachten liegen nicht vor und werden nicht erstellt. Gerade bei einem Erstlingswerk wäre die Absicherung durch entsprechende Gutachten sehr wichtig gewesen.

Risiken. Neben dem Blindpoolrisiko und den zielmarkttypischen Risiken ist auf Folgendes aufmerksam zu machen: Gründungsgesellschafter und möglicherweise auch die künftigen Mitglieder des Fachbeirates könnten bei gleichzeitiger Tätigkeit für den Fonds sowie für andere Unternehmen in der Unterhaltungsbranche in Interessenkonflikte geraten. Da Lizenzrechte zumeist in US-Dollar gezahlt werden, entsteht für die Fondsgesellschaft ein Währungsrisiko. Außerdem wird das Fremdkapital des Fonds in Schweizer Franken aufgenommen. Wechselkursrisiken wurden nicht abgesichert. Werden bis zum 30. Juni 2008 nicht wenigstens 500.000 Euro gezeichnet, wird der Fonds kostenpflichtig rückabgewickelt. Immerhin beträgt die im Handelsregister eingetragene Haftsumme nur ein Prozent des Zeichnungsbetrags.

Vertragliche Aspekte. Gesellschafterbeschlüsse können auch per E-Mail und Telefax gefasst werden. Bei Beschlüssen über die Änderung des Gesellschaftsvertrages hat der Komplementär ein Stimmrecht in Höhe von zehn Prozent der Stimmen. Gesellschafterversammlungen sind auch ohne die Anwesenheit von Gesellschaftern beschlussfähig.

fondstelegramm-Meinung. Der Fonds birgt unverhältnismäßig hohe Risiken. Hinter dem Blindpoolkonzept steht kein im Fondsgeschäft erfahrener Initiator, und der Fachbeirat wurde im Prospekt nicht benannt. Anfängliche und laufende Nebenkosten sind unverhältnismäßig hoch. Da die Investitionskriterien schwammig und durch Gesellschafterbeschluss leicht änderbar sind, wiegt die Regelung von der Beschlussfähigkeit einer Gesellschafterversammlung ohne Anleger doppelt schwer. Auch dem „Airbag“ Wertpapierdepot könnte ganz schnell die Luft ausgehen, da bei positiver Wertpapierentwicklung das Schweizer-Franken-Darlehen erhöht werden kann, das durch die Verpfändung des Depots abgesichert ist. Hinzu kommen nicht abgesicherte Währungsrisiken. Die Mindestzeichnungssumme von 10.000 Euro ist keine risikoadäquate Eintrittsbarriere. Angesichts der extrem hohen Risiken des Fonds ist es gut, dass die Haftsumme der Anleger im Handelsregister nur ein Prozent ihrer Kommanditeinlage beträgt. Die Einräumung eines Sonderkündigungsrechts zum Ende des Jahres 2015 ist zwar generell positiv zu bewerten, die Abfindungsguthaben können jedoch durch die Bildung von Rückstellungen theoretisch auf Null sinken. Der Fonds ist mit der heißen Nadel gestrickt. Die Anleger baden sämtliche Risiken aus. Der Initiator hat im Fondsgeschäft absolut keine Erfahrung vorzuweisen.

Die Show des Fonds bleibt leider eine einzige Tragödie und ist nicht empfehlenswert.