Angebot. Der Fonds hat einen Mehrzweckfrachter-Neubau erworben. Das Fondsvolumen beträgt rund 28,8 Millionen Euro. Die Fondswährung ist Euro. Mit mindestens 20.000 Euro können sich Anleger am Fonds beteiligen. Die Fondsgesellschaft wird zur Tonnagesteuer optieren. Anleger erzielen Einkünfte aus Gewerbebetrieb. Die ordentliche Kündigung der Beteiligung ist frühestens am 31. Dezember 2024 möglich.

Verflechtungen. Die am Fonds beteiligten Gesellschaften sind wie folgt verflochten: Kai Freese ist gleichzeitig Gründungskommanditist der Fondsgesellschaft, geschäftsführender Gesellschafter der persönlich haftenden Gesellschafterin des Fonds und Alleingesellschafter der Reederei. Niels Stolberg ist zugleich mittelbarer Alleingesellschafter des Charterers, Mehrheitsgesellschafter des Initiators, des Treuhänders und Alleingesellschafter der Verkaufsgesellschaft des Schiffs. Carsten Dujesiefken ist Geschäftsführer des Initiators und der Treuhandgesellschaft. Das birgt Potenzial für Interessenskonflikte sei es bei der Findung des Kaufpreises, sei es bei der Verhandlung von Charterraten.

Initiator, Werft, Reederei, Charterer. Bluewater Capital GmbH wurde im März 2007 gegründet und hat seitdem acht Schiffsfonds emittiert – mit einem Eigenkapitalvolumen von insgesamt 53,6 Millionen Euro.
Das MS Anita wird in Kooperation zwischen der chinesischen Werft Hudong Zhonghua Shipyard und der 1919 gegründeten Volharding Shipyards Newbuilding gebaut. Volharding ist der Know-how-Träger und übernimmt Kontroll- und Aufsichtsfunktionen; das Unternehmen liefert jährlich zwölf bis 20 Schiffe ab.
Im Jahr 2007 wurde die Reederei Freese Shipping GmbH & Co. KG gegründet. Sie ging aus der seit 1995 bestehenden Reedereigruppe Freese hervor und beschäftigt 100 Mitarbeiter auf See und sieben an Land. Ihre Flotte besteht aus fünf Mehrzweckfrachtern und zwei Containerschiffen mit einem Durchschnittsalter von rund drei Jahren.
Der Fonds hat am 10. Januar 2008 mit der Beluga Chartering GmbH einen Chartervertrag über fünf Jahre abgeschlossen. Der Charterer ist eine hundertprozentige Tochter der Beluga Shipping GmbH, die derzeit eine Flotte von 56 Mehrzweck-Schwergutfrachtern beschäftigt. Die Beluga Chartering GmbH wurde am 27. Februar 2007 von Dynamar mit 4 bewertet – auf der Skala 1 (geringes Risiko) bis 10 (hohes Risiko).

Schiff. Das Multipurposeschiff besitzt eine Tragfähigkeit von 17.110 tdw beziehungsweise 962 TEU und ist mit drei Kränen à 60 Tonnen und der Eisklasse 1a ausgestattet. Dieser Tweendecker kann sowohl Stückgut, Schwergut als auch Container transportieren und wird voraussichtlich im Feeder-Verkehr eingesetzt. Kühlcontaineranschlüsse sind nicht vorhanden. Der Fonds hat am 13. Dezember 2007 das Schiff für 27 Millionen Euro von der Zwischengesellschaft Beluga Shipping GmbH & Co. KG MS „Beluga Gravitation“ erworben. Bei Verkauf an die Fondsgesellschaft erzielte Niels Stolberg als Mehrheitsgesellschafter des Initiators 3,3 Millionen Euro Zwischengewinn. Das Schiffsgutachten wird derzeit erstellt. Es liegt jedoch ein Wertgutachten eines Schiffs mit geringen Abweichungen zum Fondsschiff vor. Danach wird der Verkehrswert des Vergleichsschiffes im Mai/Juni 2008 auf 29 Millionen Euro geschätzt. Der Baufortschritt ist planmäßig. MS „Anita“ soll voraussichtlich am 15. August 2008 an die Fondsgesellschaft übergeben werden.

Finanzierung. Nur 35,8 Prozent des Fondsvolumens wird aus Eigenkapital finanziert, 64,2 Prozent mittels Schiffshypothekendarlehen. Die verbindliche Darlehenszusage liegt vor. Der Kredit valutiert voraussichtlich jeweils zur Hälfte in Euro und Schweizer Franken. Eine Zwischenfinanzierung ist nicht vorgesehen. 93,7 Prozent des Fondsvolumens werden für den Erwerb des Schiffs verwendet, 0,2 Prozent sind Finanzierungskosten, 0,8 Prozent fließen in die Liquiditätsreserve. Nur 5,3 Prozent entfallen auf weitere anfängliche Fondsnebenkosten, das entspricht 14,9 Prozent des Eigenkapitals.

Verlaufsprognose. Die Charterrate für den Fünfjahreszeitraum beträgt 12.600 Euro pro Tag. Dieser Wert liegt – laut Clarkson Research für Multipurposeschiffe mit 17.000 tdw von Oktober 2007 bis Januar 2008 – unter den Tagesraten für halb- bis einjährige Charterverträge und unter den Raten für Einjahresverträge im März bis Mai 2008. Bei einem Vergleich ist jedoch die längere Vertragslaufzeit zu berücksichtigen. Die Anschlusscharterrate wurde mit 11.500 Euro etwas niedriger als die Festcharter kalkuliert, liegt über dem von Clarkson ermittelten Jahresdurchschnitt für Multipurposeschiffe mit 17.000 tdw für die Jahre 2006 und 2007, jedoch deutlich unter den aktuellen Werten. Laut Initiator ist ein Vergleich der Charterraten hier nur bedingt aussagekräftig, da die modernen Multipurpose-Tweendecker wegen ihres weit höheren technischen Standards stärker als die herkömmlichen General-Cargo-Schiffe nachgefragt werden.
Die Bereederungsgebühr beträgt vier Prozent, in den ersten zwei Jahren 5,1 Prozent der Bruttochartererlöse. Eine Befrachtungskommission fällt nicht an.
Die Schiffsbetriebskosten betragen anfänglich 1,1 Millionen Euro und werden mit jährlich 2,5 Prozent gesteigert, drei Prozent sind üblich. Für die Klassedockungen wurden insgesamt 1,75 Millionen Euro für die rund 17-jährige Fondslaufzeit berücksichtigt. Die laufenden Fondsnebenkosten betragen im ersten vollen Jahr 97.000 Euro, das entspricht 0,94 Prozent des Eigenkapitals und ist, bedingt durch die relativ geringe Eigenkapitalquote, relativ hoch. Das Schiffshypothekendarlehen wurde leider vollständig variabel verzinst. Der angenommene Zinssatz für den Euro-Anteil beträgt für die ersten rund 4,5 Jahre sechs und danach 6,5 Prozent und für den Schweizer-Franken-Darlehensanteil 4,25 Prozent. Das Darlehen soll innerhalb von rund 15 Jahren zurückgezahlt werden. In den Jahren 2009 bis 2013 wurden bereits Sondertilgungen in Höhe von insgesamt 700.000 Euro einkalkuliert. Das Schiff soll nach 17 Jahren zu 35 Prozent des Kaufpreises veräußert werden. Insgesamt vier Prozent des Verkaufserlöses erhalten der Reeder und der Geschäftsbesorger.

Rückfluss. Aus den laufenden Erträgen wurden Ausschüttungen in Höhe von insgesamt 168 Prozent des Eigenkapitals prognostiziert, aus dem Schiffsverkauf weitere rund 90 Prozent, das sind insgesamt 258 Prozent des Eigenkapitals. Die IRR-Rendite nach Steuern soll laut Initiator 8,6 Prozent erreichen.

Vertragsgestaltung. Sofern Anleger ihr Stimmrecht im Rahmen von Gesellschafterversammlungen nicht wahrnehmen und in dringenden Eilfällen stimmt die Treuhänderin für die Anleger nach eigenem Ermessen ab.

fondstelegramm-Meinung. Auffallend ist bei diesem Fonds, dass die personellen Verflechtungen auch Charterer, Reederei und Verkäufer betreffen und sich daraus unwillkürlich Interessenskonflikte ergeben. Obwohl beim Verkauf des Schiffs an die Fondsgesellschaft ein ordentlicher Zwischengewinn vereinnahmt wurde, liegt der Kaufpreis immer noch unter dem von einem Gutachter für ein vergleichbares Schiff ermittelten Verkehrswert. Der Darlehensanteil ist relativ hoch. Die Finanzierung erfolgt wahrscheinlich zur Hälfte in Schweizer Franken, mit der entsprechende Währungsrisiken einhergehen. Die Beschäftigung ist für fünf Jahre gesichert. Durch den flexiblen Einsatz des Schiffs sowohl beim Transport nicht containerisierter Ladung als auch für Containerfahrten ist seine Einsatzmöglichkeit auch langfristig nicht von einem einzigen Teilmarkt abhängig.

Die Konstellation mit vielfältigen Verflechtungen spricht gegen den Fonds.