Warnsignal. Nach dem mehrjährigen Boom auf den Bulkermärkten mehren sich kritische Stimmen, die vor einem Einbruch der Charterraten warnen. Nach Einschätzung des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik stehen mehr Bulker in den Orderbüchern, als der Markt verträgt. 7.200 Bulker sind derzeit in Fahrt, weitere 2.900 bis 3.500 sind laut Marktteilnehmern bis 2012 bestellt.

Hintergrund. Vertriebe suchen für ihre Produkte nach einer „Story“. Die Bulkerstory stützte sich auf drei Säulen. Erstens stieg vor allem in China die Nachfrage nach Rohstoffen. Der Ruf nach neuer Bulkertonnage wurde laut. Zweitens verdienen die Werften an Tankern und Containerschiffen mehr als an Bulkern. Bulkeraufträge rückten oft ans Ende der Warteschlange, so dass vergleichsweise wenig Bulkertonnage auf den Markt kam. Charterraten und Kaufpreise für Gebrauchtbulker schwangen sich in ungeahnte Höhen auf. Drittens galt die Bulkerflotte als überaltert. Von großem Verschrottungspotenzial war die Rede.

Bulkerstory passé. Die Säulen der Bulkerstory tragen nicht mehr. Das durchschnittliche Verschrottungsalter ist mittlerweile von 25 auf 32 Jahre gestiegen. Ab 2009 stehen jährlich 750 bis 1.000 neue Bulker zur Ablieferung an. Mit steigender Tonnage sinken die Charterraten. Salamon erwartet in einigen Jahren einen 60- bis 70-prozentigen Ratenrückgang. Oltmann hält einen 80- bis 90-prozentigen Einbruch für möglich.

Stellschrauben. Initiatoren legen weiterhin eifrig Bulkerfonds auf und haben weitere Projekte geplant. Der Blick in die Prospekte offenbart die vielen Stellschrauben, an denen die Häuser drehen, um gerade noch attraktive Renditen in Aussicht stellen zu können. Einige Beispiele: Emissionshäuser prognostizieren die Schiffsbetriebskosten für die kommenden Jahre weit unter den aktuellen Erfahrungswerten, kalkulieren die Anschlusscharter sehr optimistisch oder prospektieren den geplanten Verkaufserlös deutlich über dem Marktdurchschnitt.

Navalia 5. Im Streit um den möglichen Verkauf des MT Port Union aus dem Ideenkapital-Fonds Navalia 5 naht eine Entscheidung. Auf den 29. Juli hat Ideenkapital eine außerordentliche Gesellschafterversammlung terminiert. Gegenüber dem Zwischenbericht vom 5. Juni (fondstelegramm berichtete) hat die Fondsgeschäftsführung ihre Prognosen sowohl für den sofortigen Verkauf als auch für eine Weiterbeschäftigung bis 2012 überarbeitet und erweitert. Neu ist vor allem, dass für beide Optionen nun drei Szenarien – statt nur einem Szenario – aufgeführt werden.

fondstelegramm-Meinung. Die aktualisierte Prognose seitens der Fondsgeschäftsführung ist ein Schritt in die richtige Richtung, greift aber immer noch zu kurz. Dass der Dollarkurs vom 31. Dezember 2008 auf den 1. Januar 2009 von 1,55 auf 1,45 einbricht, sich dann aber bis 2012 konstant hält, entbehrt jeder Logik – genau das unterstellt aber die Prognose. Die Fondsgeschäftsführung geht im „schlechten Fall“ lediglich von einem gleich bleibenden Dollarkurs aus. Was geschieht aber, wenn der Dollarkurs im kommenden Jahr sogar noch zulegt? Einen Sicherheitspuffer hätte die Geschäftsführung bei der prognostizierten Kostensteigerung in den kommenden Jahren einbauen können, doch sie verharrt bei den äußerst niedrig angesetzten 2,75 Prozent.
Der Interessenskonflikt durch die Doppelfunktion von Martin Strothmann ist nicht behoben. Der Fondsgeschäftsführer und Vorstand des Reeders empfiehlt weiterhin die Weiterbeschäftigung. Die Begründung, es bestehe „die realistische Möglichkeit, durch den Weiterbetrieb und einen späteren Verkauf höhere Überschüsse zu erzielen als mit einem zeitnahen Verkauf“, ist zu einseitig. Immerhin stellt sich Ideenkapital am 29. Juli den Fragen der Gesellschafter. Der Treuhänder legt sich bislang nicht fest, wie er abstimmen wird. Auf ihn könnte es am Ende jedoch ankommen, da für einen Verkaufsbeschluss eine Drei-Viertel-Mehrheit notwendig ist.

Mit weiteren Details zur Diskussion im Navalia 5 und mit der Entwicklung der Bulkermärkte beschäftigt sich die Fondszeitung in ihrer aktuellen Ausgabe 14-2008.