Leitfaden. Ilse Aigner, Bundesministerin für Verbraucherschutz, hat sich für neue Richtlinien beim Finanzvertrieb ausgesprochen. Die Qualität der Beratung müsse sich steigern. Vermittler seien in der Vergangenheit oft durch Anreizsysteme gelenkt worden. Auf der heutigen Fachtagung „Anforderungen an die Finanzvermittlung – Verbraucherschutz im Zeichen der Finanzmarktkrise“ in Berlin kündigte die Ministerin einen Routenplaner für Verbraucher auf der Suche nach Finanzprodukten an. Anhand dieses Leitfadens sollen Anleger das für ihre Bedürfnisse am besten geeignete Produkt finden, unabhängig davon, wer berät. Der Routenplaner soll ab kommender Woche auf der Internetseite der Verbrauchzentrale NRW zum Herunterladen bereitstehen.

Startschuss. Auf der Fachtagung in Berlin kamen Politiker und Finanzdienstleister für einen ersten Austausch über die künftige Ausrichtung des Finanzvertriebs zusammen. Ilse Aigner sieht in dem Treffen den Startschuss dafür, allen Beteiligten die Möglichkeit zur Stellungnahme zu geben. „Wir begeben uns auf eine Bergtour mit mehreren Etappen und befinden uns noch im Basislager“, brachte die CSU-Politikerin aus dem bayerischen Feldkirchen-Westerham den Status Quo bildreich zur Sprache. Das Verbraucherschutzministerium sehe sich in der Diskussion als Moderator.

Maßnahmen. Erste Maßnahmen für mehr Transparenz sind umgesetzt. So sind nunmehr Beratungsprotokolle zu führen und den Anlageinteressenten auszuhändigen. Aus den Protokollen muss nicht nur hervorgehen, was beraten wurde, sondern auch, warum in dieser Form beraten wurde. Verbesserungsbedarf sieht Ilse Aigner vor allem darin, Finanzprodukte verständlicher erscheinen zu lassen. Für alle Vermittler sollten verbindliche Mindeststandards gelten, insbesondere im Hinblick auf die Berufsqualifikation. Auf einer Plattform sollen sich künftig Wirtschaftsakteure und Verbraucher austauschen, um „Standards für eine hohe Beratungsqualität bei Finanzdienstleistungen“ zu entwickeln.

fondstelegramm-Meinung. Das Medieninteresse an der heutigen Fachtagung in Berlin war enorm. Während die Verbraucherseite unterrepräsentiert war, nutzten Vertreter der Finanzdienstleister das Forum für ihre Lobbyarbeit. Auf das Ministerium für Verbraucherschutz kommt viel Arbeit zu, insbesondere auch auf Ministerin Ilse Aigner, die auf die Frage, ob die Bafin Fondsprospekte in absehbarer Zukunft auch auf Inhalte prüfen werde, diesmal noch keine Antwort wusste. Entscheidend ist, dass die Politik mit Maßnahmen wie dem Routenplaner die Verbraucher auch erreicht. Ein Hinweis auf der Internetseite der Verbrauchzentrale NRW wird da nicht ausreichen.

Die Diskussion um Verbesserungen des Finanzvertriebs ist eröffnet. Jetzt warten Berater und Verbraucher gleichermaßen auf konkrete Ergebnisse.