Insolvenz. Die Hamburger Paul Günther AG, einer der größten Vermieter von Container-Chassis in Europa, hat am vergangenen Freitag Insolvenz angemeldet. Von der Insolvenz betroffen sind Containerfonds der Emissionshäuser Schroeder & Co. und Conrendit sowie reine Chassis-Beteiligungen von NBG (Private Placements). Die dramatische Krise in der Logistikbranche und insbesondere der einbrechende Containerumschlag hätten zu einer zu niedrigen Flottenauslastung geführt, teilte das Unternehmen mit. Zu konkreten Zahlen wollte sich die Paul Günther AG auch auf Nachfrage nicht äußern. Seit Wochen und Monaten gibt es Sanierungsbemühungen unter anderem von Deloitte & Touche und Angermann & Partner – offenbar vergeblich.

Conrendit. Die Fonds Conrendit 5 bis 7 und 9 bis 13 sowie Conrendit Navigare 1 haben Container-Chassis erworben und an Paul Günther im Headlease vermietet. Insgesamt sind es 1.311 Chassis, die etwa 25 Prozent der gesamten Paul-Günther-Flotte ausmachen. Seit November ist Paul Günther mit den Mietzahlungen im Rückstand. „Die daraufhin ausgehandelten Zahlungsvereinbarungen wurden in großen Teilen aber auch nicht erfüllt“, berichtet Conrendit-Vorstand Andreas Wohlers. Bis zum 15. Juni sind die Forderungen auf zwei Millionen Euro gewachsen. Die Auslastung lag in den vergangenen Monaten bei 40 bis 45 Prozent. Zuletzt hat Paul Günther den Fonds das Angebot unterbreitet, 60 Prozent der Forderungen zu zahlen und die Chassis im altersgemäßen Zustand und TÜV-geprüft zurückzugeben. Conrendit hätte die Offerte nach eigenen Angaben angenommen, sofern das Geld zur Forderungsbegleichung von einem fremden Dritten gekommen wäre. Allerdings hat Paul Günther das Angebot im letzten Moment zurückgezogen. In den schon im Laufe des Jahres aktualisierten Planungen der einzelnen Fondsgesellschaften sind bis August keine Einnahmen durch die Chassis einkalkuliert.

Schroeder & Co. Bei Schroeder & Co. ist der Container Fonds Österreich 1 betroffen. Er hat im Jahr 2006 für rund 3,1 Millionen Euro 173 Chassis erworben und an die mittlerweile insolvente Unternehmensgruppe vermietet. Bezogen auf das gesamte Investitionsvolumen des Fonds haben die Chassis einen Anteil von 12,77 Prozent. Über Unregelmäßigkeiten bei Paul Günther sind die Anleger laut Initiator im April informiert worden. Die Zahlungsrückstände betragen 340.000 Euro. Zudem teilt Schroeder & Co. auf fondstelegramm-Anfrage mit: „Selbstverständlich hat dies aktuell eine starke Auswirkung auf die Performance des Fonds, da Containerportfolien ohnehin von der Krise betroffen sind. Auszahlungen an die Investoren werden auf längere Sicht nicht möglich sein.“ Die Einnahmeverluste würden den Fonds aber nicht gefährden, da im Vorfeld entsprechende Maßnahmen mit der finanzierenden Bank getroffen worden seien.

Lösungsvariante. Die Finanzierer der Chassis-Flotte, dazu gehören unter anderem auch die Leasinggesellschaft, sind untereinander im Gespräch. Conrendit arbeitet derzeit nach eigenem Bekunden an folgender Lösung: Ein neues, erfahrenes Managementteam soll die Chassis von den Eigentümern, die diesen Weg gehen wollen, in einer neuen Gesellschaft übernehmen. Drei Monate haben die Financiers im Rahmen der vorläufigen Insolvenz Zeit, sich untereinander und mit dem Insolvenzverwalter zu einigen. In etwa vier Wochen sollen erste Details des Plans vorliegen.

fondstelegramm-Meinung. Die Rezession trifft die maritime Wirtschaft und die Logistikbranche mit voller Wucht. Nach Informationen im Branchenbuschfunk kam die Paul-Günther-Pleite nicht überraschend. Das bestätigen mittlerweile auch die beiden betroffenen Initiatoren. An einem Lösungskonzept wird gearbeitet. Das muss so schnell wie möglich her, um den Schaden der Anleger zu begrenzen. Die Neuvermietung gestaltet sich in Krisenzeiten zweifelsfrei schwieriger als in Boomphasen.

Die Fonds müssen schnell neue Mieter finden, um die Einnahmeverluste in Grenzen zu halten.