Auch wenn man nicht von Firmenschicksalen oder dem Teilmarkt der Spezialcontainer auf den Containermarkt als Ganzes schließen darf und sollte, lassen Sie uns kurz innehalten: Inwieweit sind die Geschehnisse verdaut?
Antje Montag: Die CH2 AG hat keine Investments mit Spezialcontainern wie zum Beispiel Offshore-Container vermittelt. Generell war das Containergeschäft in diesem Jahr herausfordernd, das gilt insbesondere für die Neuvermietung von Containern. Im zweiten Quartal gab es erste Anzeichen für eine leichte Markterholung. Die Hanjin-Insolvenz war für einige Containereigentümer und Containermanager ein Rückschlag. Textainer hat beispielsweise von erheblichen Einbußen aus der Hanjin-Insolvenz berichtet. Trotzdem hat sich im zweiten Halbjahr weiter eine leichte Markterholung abgezeichnet. Ein wichtiger Indikator dafür ist, dass die Preise für Neucontainer wieder steigen.

Inwiefern war die CH2 AG von der Insolvenz von Magellan betroffen?
Antje Montag: Die CH2 war davon nicht direkt betroffen. Es gab eine große Verunsicherung bei Anlegern und im Vertrieb betreffend der Eigentumsübertragung bei Containern und betreffend der Situation auf dem Containerleasingmarkt, insbesondere nach den Äußerungen von Magellan und vom Magellan-Insolvenzverwalter zum Markt. Nach der Insolvenz wurden wir mit vielen Fragen konfrontiert, die wir soweit wie möglich in persönlichen Gesprächen und schriftlich beantwortet haben. Die meisten Fragen kamen aus dem Vertrieb – auch von Finanzdienstleistern, die nicht Vertriebspartner von CH2 sind.
Die aktuellen Direktinvestments Nr. 184 und Nr. 185 kamen im August auf den Markt und sind im September im Vertrieb gestartet. Wir haben festgestellt, dass die Produktprüfung bei den Vertriebspartnern länger als früher gedauert hat. Mit dem bisherigen Platzierungsverlauf sind wir jedoch inzwischen sehr zufrieden. Das Jahr 2016 ist bereits jetzt das erfolgreichste der Firmengeschichte.

Gab es auch Reaktionen aus dem institutionellen Bereich oder konzentrierte es sich auf den Publikumsbereich?
Antje Montag: Die Fragen kamen in erster Linie von Privatanlegern und aus dem Umfeld von Privatanlegern, allerdings hinterfragen auch professionelle Anleger die rechtlichen Themen, die durch die Magellan-Insolvenz aufgeworfen wurden. Institutionelle Investoren sollen als potenzielle Käufer der Magellan-Container in Erscheinung getreten sein.

Wie stehen die Indikatoren fürs nächste Jahr im Containermarkt? Wohin geht die Reise?
Antje Montag: Die makroökonomischen Indikatoren wie Wirtschaftswachstum, Welthandel und Containerumschlag sind zurzeit noch durchwachsen. 2016 fällt das Wachstum allem Anschein nach niedriger als im ersten Halbjahr erwartet aus, 2017 soll es den aktuellen Prognosen zufolge auf niedrigem Niveau etwas höher sein.
Im Standardcontainer-Markt gibt es trotz der weltwirtschaftlichen Schwächen Anzeichen für eine Markterholung. Ein wichtiger Faktor dafür ist, dass die Containerflotte in diesem Jahr voraussichtlich nur geringfügig größer wird, weil die Containerbranche auf die temporäre Marktschwäche reagiert hat. Laut der Leasinggesellschaft Textainer werden in diesem Jahr nur 1,6 bis 1,7 Millionen TEU neue Container produziert werden. Das wäre die geringste Produktion seit dem Jahr 2009. 1,5 Millionen TEU sollten nach Schätzung von Textainer aus dem Markt ausscheiden, demzufolge würde der Flottenbestand im Primärmarkt in diesem Jahr nur minimal wachsen.
In den vergangenen Wochen sind die Preise für neue Container wieder gestiegen, nachdem sie im ersten Quartal dieses Jahres ausgesprochen niedrig waren. Die Hersteller verdienen mit der Containerproduktion seit Monaten kein Geld. Unter Druck stehen derzeit allerdings noch die Preise für gebrauchte Container.
Die Auslastung der Containerflotten ist – trotz Hanjin-Insolvenz – grundsätzlich gut, beispielsweise betrug sie bei Textainer im dritten Quartal rund 95 Prozent, beim Marktführer Triton und bei CAI betrug sie rund 93 Prozent. Den jüngsten Geschäftsberichten zufolge war der Containerabruf im dritten Quartal im Vergleich der vergangenen beiden Jahre überdurchschnittlich hoch und der Containerbestand in den Depots und in den Herstellerlagern war rückläufig.
Das sind gute Voraussetzungen dafür, dass die Leasingraten, wie sich das zuletzt abgezeichnet hat, steigen. Die Containermanager berichten bereits von leichten steigenden Mieten, insbesondere bei neuen Containern. Eine zentraler Aspekt bei der Mietentwicklung ist die Entwicklung der Weltwirtschaft und des Welthandels. Diesbezüglich gibt es einige Unsicherheiten, deshalb sind die Containermanager bei den Prognosen der künftigen Leasingraten zurückhaltend.

Welche rechtlichen Änderungen kommen noch auf die Direktinvestments in Container zu? Was haben Anbieter und Vertriebe im Blick zu behalten?
Antje Montag: Die bisherigen Container-Direktinvestments unterliegen seit Anfang 2016 dem Vermögensanlagengesetz. An die damit verbundenen Vorschriften müssen sich Initiatoren, Anbieter und Vertriebe halten. Uns ist nicht bekannt, dass eine weitere Regulierung geplant ist.

Was haben Sie bei der CH2 AG in den nächsten Monaten vor?
Antje Montag: Zurzeit sind die Direktinvestments Nr. 184 und Nr. 185 im Vertrieb. Im ersten Quartal 2017 wird die CH2 AG voraussichtlich ein Selfstorage-Investment in den Vertrieb bringen. Es wird das erste Investment in dieser Assetklasse sein, dass die CH2 vermittelt. Nähere Angaben dazu können wir voraussichtlich im Januar 2017 machen.

Antje Montag ist Vorstand der CH2 Contorhaus Hansestadt Hamburg AG