Die Digitalisierung hält die Finanzwirtschaft in Atem. Das betrifft insbesondere die Schnittstellen zwischen Anbietern, Vertrieben und Anlegerkunden. Während sich die meisten Beteiligten darüber einig sind, dass eine vertrauensvolle Beratung (noch) nicht von einem Computer geleistet werden kann, gibt es bei der digitalen Abwicklung von Zeichnungsprozessen und in der Anlegerverwaltung große Fortschritte. In der Vergangenheit wurden hohe Mindestzeichnungssummen bei Sachwertinvestitionen unter anderem mit dem hohen Verwaltungsaufwand begründet. In Digitalien ist es egal ob man 100 oder 10.000 Anleger betreut. Wie diese Entwicklungen anfangen, auch auf die Ebene der Produkte durchzuschlagen, darüber sprachen wir mit Simon Brunke, Gründer und Vorstand der Exporo AG.

Herr Brunke, Ihre Crowdinvesting- Plattform ging Ende 2014 mit Angeboten für Kleinanleger in Form von Nachrangdarlehen online. Das Geschäft lief gut an, drei Jahre später haben Sie bereits über 140 Millionen Euro zwischen Privatanlegern und Projektentwicklern vermittelt. Warum haben Sie 2017 eine KWG Lizenz beantragt? Rechnen Sie damit, dass Crowdinvestments in absehbarer Zeit strenger reguliert werden?
Simon Brunke: Wir haben die KWG Lizenz Anfang 2017 beantragt – und im Dezember schließlich erhalten – um mit der Exporo Investment GmbH die Anpassung digitaler Immobilieninvestments auf den voll regulierten Markt voranzutreiben. Wir übertragen damit die Vorteile des Crowdinvesting auf die Anleihe und bieten auch größer volumige Projekte an, die der Prospektpflicht unterliegen. Mit der Anleihe folgen wir dem Wunsch des Marktes nach depotfähigen Immobilieninvestments für Anleger und antworten auf das Bedürfnis der Anleger nach flexiblen, regulierten Sachwertinvestments. Wir ergänzen mit der Anleihe unser Produktportfolio um eher langfristig ausgerichtete Investitionsmöglichkeiten und kommen den Forderungen vom Verbraucherschutz nach mehr Regulierung nach.

Welche Produkte bieten Sie über Ihre KWG-lizenzierte Plattform an?
Simon Brunke: Wir nutzen Anleihen, mit denen wir Immobilien „digital segmentieren“, um die Vorteile des Immobilieneigentums ohne den normalerweise entstehenden Aufwand zu ermöglichen. Von der Objektsuche über die Prüfung und den Ankauf der Immobilie bis zum fertigen Anlageprodukt und das anschließende Asset Management liegt alles in unserer Hand. Das Novum liegt im digitalen Charakter der Anlage. Dadurch können zum einen sehr hohe Transparenz zum anderen sehr geringe Emissions-, Vertriebs- und Verwaltungskosten realisiert werden. Der Effekt: höhere Renditen für den Anleger bei gleichzeitig deutlich geringerem Zeitaufwand. Und die Anleihe wiederum ermöglicht einen aktiven Handel, so dass aus einem illiquiden Asset eine liquide Anlage wird. Wirtschaftlich gesehen kommt diese wertpapierbasierte Innovation der eigenen Immobilie zur Kapitalanlage sehr nahe, mit der wir sowohl private als auch institutionelle Anleger ansprechen.

Institutionelle Investoren benötigen unter anderem stabile Cashflows, eine risikoadäquate Rendite und fordern eine Illiquiditätsprämie. Was können Sie dieser Investorengruppe anbieten?
Simon Brunke:Vor allem bieten wir dieser Gruppe Zugang zu attraktiven Immobilienfinanzierungen und Objekten. Unserem Real Estate Team von mittlerweile 29 Leuten werden täglich interessante Projekte angeboten, die wir prüfen und digitalisieren. Viele Projekte sagen wir aber aus Risikogründen oder wegen zu hohem Volumen ab – und genau hier bietet sich eine spannende Kooperationsmöglichkeit, gemeinsam auch größere Projekte zu finanzieren oder aber zu hohe Risiken an professionelle Investoren weiterzuleiten, die genau diese auch suchen. Parallel dazu bieten wir mit der Bestandsanleihe regelmäßige Cahsflows und eine risikoadäquate Rendite, kombiniert mit einer hohen Fungibilität, so dass ein grundsätzlich eher langfristiges Investment auch liquide gemacht werden kann.

Über Exporo können institutionelle Investoren auch in Co-Investments einsteigen. Um welche Projekte geht es dabei und wie sind die Co-Investments rechtlich konzipiert? Beteiligt sich auch Exporo an den Projekten?
Simon Brunke: Die Projekte sind auch hier vielfältig und reichen von klassischer Projektentwicklung über Revitalisierung bis hin zur Bestandsfinanzierung. Typische Vehikel sind Nachrangdarlehen oder auch die stille Beteiligung, wobei wir grundsätzlich aber offen sind, da wir den Investor auf Wunsch auch direkt mit dem Projektentwickler zusammenbringen. Wichtig ist, dass wir unterschiedlichste Projekte angeboten bekommen, sämtliche Daten für eine intensive Due Diligence digital verfügbar haben und somit nur die „Risiken“ einem Co-Investor anbieten, die auch seinem Interesse entsprechen. Als Exporo beteiligen wir uns auch hier nicht, wohl aber sorgen wir immer für ausreichend „skin in the game“ vom Entwickler, was für uns Grundlage einer Projektfinanzierung ist.

Simon Brunke ist Vorstand der Exporo AG.

Das komplette Interview ist in Fondszeitung 2/2018 erschienen, die am 10. April 2018 veröffentlicht wurde. Interessenten können ein Exemplar kostenfrei direkt beim Verlag bestellen: mail@welther-verlag.de