Deal. Unter der Regie von Vorstand Alexander Nothegger wurden vergangenes Jahr 13 Schiffe der Premicon-Flotte aus 7 Fonds verkauft. Käufer ist die in der Schweiz ansässige ROI River Opportunity Invest, ein dafür neu gegründetes Investmentvehikel und Zielfonds des Investmentfonds German Opportunity Fund III von CMP Capital Management Partners. Gemanagt wird das Portfolio von der in Basel ansässigen River Advice AG, ein auf Flusskreuzfahrten spezialisierter Flottenmanager.

Fonds. Von den 7 betroffenen Fonds, die in den Jahren 2001 bis 2007 vertrieben wurden, realisierten 5 durch diesen Deal zum Teil erhebliche Kapitalverluste. Lediglich die beiden Fonds "MS Viking Europe" und "Fluss-Quartett" konnten etwas mehr als den Kapitalerhalt erwirtschaften, letzterer auch nur durch Teilverkäufe im Jahr 2013. Bei den anderen wurde ein Verlust von rund 50 bis 70 Prozent des Eigenkapitals realisiert.

Eingetütet. Die Premicon AG und ihr nahestehende Aktionäre waren bis 2016 im Besitz von rund 97 Prozent der Aktien der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG (KD), die auch einige der Premicon-Schiffe bereedert. Während im Spätsommer 2016 die Gesellschafter der 7 betroffenen Fonds über den Verkauf der Fondsschiffe abstimmen, kommt es zum Verkauf dieser 97 Prozent KD-Anteile an die River Advice AG, deren ROI die 13 Schiffe erworben hat. Am 11. Oktober 2016 scheiden der damalige Vorstand der Premicon AG Alexander Nothegger und die beiden Premicon-Aufsichtsratsmitglieder Matthias Cremer und Karin Hildebrand aus dem Aufsichtsrat der KD aus. Dadurch werden die offensichtlichen und gesellschaftsrechtlichen Verbindungen zwischen Premicon und der KD gekappt. Keine zwei Wochen später werden Robert Srtraubhaar, CEO der River Advice, und sein Verwaltungsrat Jelle van der Steeg in den Aufsichtsrat der KD berufen. Mitte September 2017 meldet Vorstand Alexander Nothegger, dass der Deal mit den 13 Schiffen nach monatelangen Verzögerungen schließlich über die Bühne ging – und scheidet zum 31. Oktober 2017 bei der Premicon aus, um am Tag darauf bei ROI als operativer Geschäftsführer anzufangen. Es verhandelte folglich der Vorstand auf Abruf hier mit dem operativen Geschäftsführer in spe dort in Personalunion. Ein klarer Interessenskonflikt, der den Anlegern und ihren Beratern aber zu keiner Zeit dargestellt wurde.

Weitere Schiffe. Die Gesellschafter des Premicon-Fonds "Fluss-Klassik" sollen bis zum 16. Februar dieses Jahres über den Verkauf der Schiffe Sonata, Allegra und Melodia entscheiden. Wie auch in den anderen Anlegerschreiben zur Beschlussfassung über den Verkauf, wird rhetorisch Druck aufgebaut: "Sollte ein Verkauf nicht zustande kommen, hätte dies gravierende Folgen", heißt es in Fettschrift, es handle sich um "die letzte Chance ... automatische Insolvenzen" zu verhindern. Und um erst gar keine mit dem Verkauf verbundene Hoffnung aufkommen zu lassen: "Für Sie als Gesellschafter ist die Höhe des Kaufpreises ohne Relevanz, da alle Einkünfte aus dem Verkaufserlös zur Tilgung der Darlehen bei der Bank eingesetzt werden müssen." Das ist insofern interessant, als laut Anlegerschreiben jedes der drei Schiffe mit 22 Millionen Euro Fremdverbindlichkeiten belastet ist. Geplant war eine Finanzierung des Investitionsvolumens von 87 Millionen Euro mit 44,5 Millionen Euro Kommandit- und 42,5 Millionen Euro Fremdkapital. Weil aber nur 8,7 Millionen Euro bei Investoren eingesammelt werden konnte, kam eine Platzierungsgarantie zum Tragen, die die Premicon AG über das gesamte vorgesehene Eigenkapital gegeben hat. Die Ausreichung der Platzierungsgarantie hat Premicon bei Platzierung ausdrücklich als Sicherheitsaspekt stark gemacht: "Der Eigenkapitalanteil beträgt rund 51 % der Gesamtinvestition und untermauert den sicherheitsorientierten Ansatz dieses Beteiligungsangebotes.“ 8,7 Millionen Euro Eigenkapital sind gerade mal 10 Prozent anstatt 51. Warum die ausgereichte Platzierungsgarantie jetzt Fremdmittel sein sollen, die entsprechend die Notlage des Fonds drastisch verschärfen und Risiko reingetragen haben anstatt es zu mildern, erschließt sich auf Basis der Anlegerkorrespondenz nicht.

Anleger des Fonds "Fluss-Klassik" sollten sich vor der Beschlussfassung die Umstände des Verkaufs erläutern lassen. Die Platzierungsgarantie hätte nämlich Eigenkapital ersetzen sollen, erhöhte aber offenbar das Verbindlichkeiten-Risiko.