Niels Stolberg, ehemaliger Chef der Beluga-Reederei, die mal über 70 Schwergutschiffe bewirtschaftete, steht seit dem 20. Januar vor dem Bremer Landgericht. Ihm wird Betrug und Untreue vorgeworfen. Vergangene Woche hat er sich persönlich zu den Vorwürfen geäußert. Er gab zu, mit Scheinumsätzen die Bilanzen für das Jahr 2009 und das erste Quartal 2010 geschönt zu haben.

Der Mann hat Rückgrat. Aber so viel davon, dass er eine Rechtfertigung für die Bilanzfälschungen gleich mit anbietet: Seinen Geschäftspartnern sei dadurch kein Schaden entstanden, betont Stolberg, er selbst habe sich persönlich niemals bereichert und die Art, seine Schiffe zu finanzieren, sei branchenüblich gewesen – die Staatsanwaltschaft wertet sie hingegen als Kreditbetrug.

Interessant auch diese Volte, von der die FAZ berichtet: Entgegen Oaktrees Bekunden, so Stolberg, habe der Investor, der 2011 bei Beluga einstieg, gewusst, dass die Bilanzen manipuliert waren und dieses Wissen gezielt genutzt, um die Reederei komplett unter die eigene Kontrolle zu bringen. Ebenfalls gut geeignet, von der Verantwortung Stolbergs abzulenken, sind die vereinzelt geäußerten Verdachtsmomente, Beluga-Schiffe seien in illegale aber möglicherweise vom BND gedeckte Waffenlieferungen involviert gewesen. Da steht uns ein sehr interessanter Prozess bevor.

Eine gute Woche wünscht
Tilman Welther