Auf dem Fonds-Kongress in Mannheim hat Thomas Mayer vom Flossbach von Storch Research Institut einen interessanten Vortrag gehalten.

Das Bauingenieurswesen, so sein Ausgangspunkt, hat die Immobilienplanung dank mathematisch-stochastischer Modelle zur Perfektion gebracht. Am Computer berechnete Hochhäuser trotzen auch in Wirklichkeit den Risiken, die sie bedrohen. Die theoretischen Modelle zur Beschreibung der Auswirkungen von Stürmen und Erdbeben sind so ausgereift, dass sie sich auch in die Praxis umgesetzt bewähren.

Ganz anders bei den Modellen der Risikobeschreibung im Finanzwesen. In ihrer finanzmathematischen Simulation finden große Kapital vernichtende Einschnitte wie das Platzen der Internetblase oder die Subprimekrise allenfalls im Abstand vieler Millionen Jahre statt. Dass dergleichen Krisen in der jüngeren Vergangenheit stattdessen geradezu zyklisch wiederkehrten, konnte keines jener Risikomodelle beschreiben, die nach wie vor einem Großteil angebotener Finanzprodukte zugrunde liegen. Es ist gleichermaßen simpel wie erschreckend: Modelle wie die Gaußsche Normalverteilung und die wahrscheinlichkeitstheoretischen Annahmen, die Value-at-Risk-Ansätzen zugrunde liegen, haben sich mehrfach als ungeeignet erwiesen und liegen dennoch einem Großteil vorhandener Risikomanagementsysteme zugrunde.

Mayer hat keine neue, bessere Formel präsentiert. Seine These ist, dass Finanzplanung keine Disziplin ist, die sich von der Perfektion Wirklichkeit simulierender Modelle verführen lassen sollte. Für ihn ist Finanzplanung eine Kunst, deren Ergebnisse dann vielleicht vorzeigbar sind, wenn sie Erfahrung und Engagement erwachsen.

Dem kann ich beipflichten.

Eine gute Woche wünscht
Tilman Welther